Kant: AA XX, Bemerkungen zu den Beobachtungen ... , Seite 109 |
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| 01 | Es haben weit mehr Männer ursache die Grosmuth der Frauen zu | ||||||
| 02 | rühmen die sich der Rechtsame nicht bedienen welche ihnen die Natur | ||||||
| 03 | giebt die billige Foderung an ihren Mann allenfals durch andere | ||||||
| 04 | Männer zu erfüllen als sich Männer beschweeren können. Es entspringt | ||||||
| 05 | auch bey so viel entnerveten Männern ein läppisches oder chimärisches | ||||||
| 06 | Eheprojekt nach welchem sie aus der Ehe Freundschaft machen wollen | ||||||
| 07 | und große Tugenden von der Frau verlangen zu einer selbstüberwindung | ||||||
| 08 | derjenigen Regungen die sehr billig seyn und jene nicht stillen können. | ||||||
| 09 | Das Frauenzimmer ist nicht so wohl tugendhaft als daß es vermögend | ||||||
| 10 | ist die Männer dazu zu machen. So gar welches seltsam ist sind sie das | ||||||
| 11 | großte Mittel der Keuschheit an Männern denn ein sonst flatterhafter | ||||||
| 12 | Mensch wird durch nichts keuscher gemacht als durch die Liebe gegen | ||||||
| 13 | ein Mädchen. | ||||||
| 14 | Das Frauenzimmer hat einen schnellen Begriff von allem was auf | ||||||
| 15 | sentiments läuft aber es empfindet nicht eben dasselbe. Nennet z.E. | ||||||
| 16 | eine Heldentugend so wird der Mann denken wenn er sie selbst ausüben | ||||||
| 17 | solle die Frau aber wenn man solche gegen sie oder wenn sie ihr Mann | ||||||
| 18 | thäte. Redet von einer großen Verschwiegenheit so denkt sie sich einen | ||||||
| 19 | solchen Liebhaber Daher einige Tugenden die auf ihr Geschlecht keine | ||||||
| 20 | merkliche richtung haben von ihr nicht geachtet werden (z.E. die | ||||||
| 21 | Einfalt der Natur) | ||||||
| 22 | Dieses ist vortreflich denn das Frauenzimmer ist der Wetzstein der | ||||||
| 23 | tugend frangere vix cotis etc. u. es würde auch die männliche tugend | ||||||
| 24 | keinen Gegenstand der Ausübung haben wenn das Frauenzimmer selbst so | ||||||
| 25 | wäre denn alsdenn würde es entbehren können. | ||||||
| 26 | Vielleicht ist dieses eine verborgene Ursache weswegen wir jederzeit | ||||||
| 27 | so am Frauenzimmer hängen wir mögen wollen oder nicht | ||||||
| 02 u. 15 nicht Sigel. | |||||||
| 04 Es δ ist | |||||||
| 05 entnerveten δ Persohnen | |||||||
| 07 zu z v.a. d | |||||||
| 08 Kurzer Trennungsstrich. Das Folgende enge, kleine Schrift. | |||||||
| 09 das statt: daß | |||||||
| 12 durch Sigel. nichts Sigel. | |||||||
| 14 Das v.a. Ein? | |||||||
| 15 nicht Sigel. | |||||||
| 17 solle? solte? | |||||||
| 18 thäte. δ: Stellet euch einen | |||||||
| 20 wird statt: werden | |||||||
| 23 frangas? tugend δ geg | |||||||
| 25 würde? beyde?? | |||||||
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