Kant: AA XX, Bemerkungen zu den Beobachtungen ... , Seite 107 |
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| 01 | siehet man daraus 1 weil so ferne ein anderer auch stärker ist aber nur | ||||||
| 02 | scheint keine vergleichung anzustellen so fürchten wir ihn wohl (woraus | ||||||
| 03 | eine Hochschatzung entspringt) aber wir hassen ihn nicht. 2. daß die | ||||||
| 04 | Neigung gegen Größere seinen Werth zu zeigen edel gegen gleiche aber | ||||||
| 05 | oder niedrige haßenswürdig ist u. daß ein Mensch der sich selbst nicht | ||||||
| 06 | schätzet verachtet wird | ||||||
| 07 | Der höchste Gipfel des Modischen Geschmacks ist wenn junge Mannspersohnen | ||||||
| 08 | fein frühe die abgeschmackte Dreustigkeit erwerben das junge | ||||||
| 09 | Frauenzimmer aber die zurückhaltende sittsamkeit bald ablegt und das | ||||||
| 10 | Spiel der coqvetterie mit Lebhafitgkeit frühe zu treiben gelernt hat. | ||||||
| 11 | Denn dieses ist nothwendiger Weise die einnehmendste Manier die am | ||||||
| 12 | meisten in die Augen fält ein vernünftiger Mann sieht in einer solchen | ||||||
| 13 | Gesellschaft wie ein Tölpel oder Pedant aus eine bescheidene und sittsame | ||||||
| 14 | Frau wie eine gemeine Hauswirthin und der feinere Auszug der | ||||||
| 15 | Gesellschaft spielt die Role von Hofleuten. Daher scheiden die von dem | ||||||
| 16 | gemeinen Geschmak bald aus und die Vernunft u. die häusliche Tugend | ||||||
| 17 | sind alte verrostete Denkmaler des Geschmaks aufzubehalten zum Andenken. | ||||||
| 18 | Allein hier findet sich wieder der stillstand u. die Rückkehr wie | ||||||
| 19 | bey allen Übeln die man niemals auf die hochste Spitze bringen kan ohne | ||||||
| 20 | daß die Waage auf der anderen Seite ausschlage Denn allmahlig werden | ||||||
| 21 | die Frauen welche die weibliche Kunst lange vor der heyrath ausgeübt | ||||||
| 22 | haben diese Freyheit sich mit großer Leichtigkeit in einem Stande machen | ||||||
| 23 | wo sie es mit sicherheit thun können. Die Mannspersohnen gewarnt | ||||||
| 24 | durch solche Beyspiele selbst belehrt durch diejenige verführung die sie | ||||||
| 25 | selbst angestiftet haben u. im Prospekte einer wilden Eitelkeit die ihnen | ||||||
| 26 | niemals Ruhe lassen wird lieben die Heyrathen anderer aber verschweeren | ||||||
| 27 | ihre eigenen Die Verachtung des schönen Geschlechts folgt auf die Vergöttung | ||||||
| 28 | u. was das schreklichste vor dasselbe ist das männliche ist | ||||||
| 29 | gescheit nicht mehr von ihnen betrogen zu werden. | ||||||
| 02 wohl δ: aber wir | |||||||
| 05 haßenswürdig g.Z., erst: verachtlich Mensch abgekürzt. nicht Sigel. | |||||||
| 06 Kurzer Trennungsstrich. Das Folgende in sehr kleiner, feiner Schrift und schwarzer Tinte. | |||||||
| 07-08 wenn — frühe g.Z. | |||||||
| 08 erwerben δ die | |||||||
| 11 Denn δ: alsdenn wir | |||||||
| 13 eine δ: sittsame | |||||||
| 15 von dem? vor den?? | |||||||
| 17 verroste statt: verrostete δ: Eigenschaft des der v.a. Geschmake Geschmake δ der | |||||||
| 21 Frauen v.a.? | |||||||
| 23 Mannspersohnen erste Silbe v.a.? | |||||||
| 24 durch Sigel (beidemal). | |||||||
| 28 u. δ man | |||||||
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