Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 336 |
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| 01 | q. Das Löwengeschlecht. |
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| 02 | Der Löwe hat eine Mähne, die Löwin nicht; er hat eine gerunzelte | ||||||
| 03 | Stirne, ein menschenähnliches Gesicht und tiefliegende Augen, wie auch | ||||||
| 04 | eine stachlichte und wie mit Katzenklauen besetzte Zunge, mit der er den | ||||||
| 05 | Thieren das Fleisch ablecken kann. Er kann seine sehr scharfen Klauen | ||||||
| 06 | zurücklegen, daß sie sich nicht im Gehen an der Erde abschleifen. Seine | ||||||
| 07 | Höhe vom Rücken bis an die Erde ist vier und ein Drittheil Fuß. Der | ||||||
| 08 | Löwe braucht keine List, auch keine sonderliche Geschwindigkeit, die Thiere | ||||||
| 09 | zu überfallen. Wenn er nicht mit dem Schwanze schlägt und seine Mähne | ||||||
| 10 | schüttelt, so ist er aufgeräumt, und man kann ihm sicher vorbeigehen. | ||||||
| 11 | Sonst ist das einzige Mittel in der Noth, sich auf die Erde zu legen. Es | ||||||
| 12 | ist merkwürdig, daß er den Weibsbildern nichts zu Leide thut. Exempel | ||||||
| 13 | von einer Weibsperson unter dem Könige Karl dem Zweiten, die im | ||||||
| 14 | Tower zu London den Löwengarten reinigte. Ein anderes von der Herzogin | ||||||
| 15 | von Orleans, einer gebornen Pfalzgräfin. Die Negerweiber jagen | ||||||
| 16 | oft die Löwen mit Knitteln weg. Sie sind den Schwarzen gefährlicher | ||||||
| 17 | als den Weißen. Wenn er aber einmal Blut geleckt hat, so zerreißt er | ||||||
| 18 | das Thier oder den Menschen auch im Augenblick. Er tödtet einen Ochsen | ||||||
| 19 | mit einem Schlage. Ist nicht in Amerika zu finden. Er kann die Kälte | ||||||
| 20 | nicht vertragen und zittert in unsern Gegenden beständig. Seine dicken | ||||||
| 21 | Knochen haben nur eine enge Höhle zum Mark, und Kolbe versichert, daß, | ||||||
| 22 | wenn das Mark an der Sonne eingetrocknet ist, sie so hart seien, daß man | ||||||
| 23 | Feuer damit anschlagen könne. Er fürchtet sich nicht vor dem Hahnengeschrei, | ||||||
| 24 | wohl aber vor Schlangen und Feuer. | ||||||
| 25 | r . Das Bärengeschlecht. |
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| 26 | Der Bär tödtet seinen Feind durch Schläge und gefährliche Umarmungen. | ||||||
| 27 | Er ist ein großer Honigdieb, klettert auf die Bäume und wirft | ||||||
| 28 | sich gleich einem zusammengeballten Klumpen herab. Zwei Monate im | ||||||
| 29 | Winter frißt er nichts. In Polen lehrt man ihn tanzen. Der weiße | ||||||
| 30 | Bär in Spitzbergen hat einen Hundskopf. Einige sind sechs Fuß hoch | ||||||
| 31 | und vierzehn Fuß lang. Sie sind starke Schwimmer und treiben auf Eisschollen | ||||||
| 32 | sogar bis Norwegen. | ||||||
| 33 | s . Der Vielfraß. |
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| 34 | Diese Thiere sind schwärzlich von Farbe oder völlig schwarz. An | ||||||
| 35 | Größe sind sie den Hunden gleich und unersättlich wegen ihrer geraden | ||||||
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