Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 215 |
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| 01 | Striche. Im Pacifischen Oceane ist aber ein Strom (auch Strömung, | ||||||
| 02 | Stromgang genannt), der an der Küste eine andere Richtung nimmt, | ||||||
| 03 | und an den Sundaischen Inseln setzen die Winde sich um, im Sommer von | ||||||
| 04 | Westen nach Norden und im Winter von Norden nach Westen. Die | ||||||
| 05 | Ströme an den Molukkischen Inseln sind sehr heftig. | ||||||
| 06 | Meere, die zwischen Ländern liegen, haben oft sehr gefährliche | ||||||
| 07 | Ströme. Z. B. das Kattegat, wo der Strom die Schiffe unvermerkt an | ||||||
| 08 | die Küste treibt. Daher die Kenntniß der Ströme die Schiffer auch so | ||||||
| 09 | sehr interessirt. Es giebt auch in dem Mittelländischen Meere mitten in | ||||||
| 10 | der See sowohl als an den Küsten eine Art von Strömen, welche bei der | ||||||
| 11 | Straße von Gibraltar ostwärts nach Frankreich und Spanien, ferner | ||||||
| 12 | rings um den Adriatischen Meerbusen, nach der Levante und wiederum | ||||||
| 13 | an den afrikanischen Küsten herumlaufen. Die Ursache davon ist vielleicht | ||||||
| 14 | folgende. Das Wasser aus dem Schwarzen Meere fließt, weil dieses höher | ||||||
| 15 | liegt, in das Mittelländische Meer ab. Weil nun von der afrikanischen | ||||||
| 16 | Seite her, mit etwaniger Ausnahme des Nil, keine, von der entgegengesetzten | ||||||
| 17 | Seite aber viele Ströme hineinfließen: so widersteht das Wasser | ||||||
| 18 | und muß bei den afrikanischen Küsten verbleiben. So bald es aber einmal | ||||||
| 19 | in Gang gebracht ist, behält dasselbe auch seinen Lauf und fließt nun | ||||||
| 20 | unablässig fort. | ||||||
| 21 | Die bekannteste Strömung dieser Art ist der Golfstrom, der von dem | ||||||
| 22 | Mexicanischen Meerbusen ausgeht, sich zwischen den Bahamainseln und | ||||||
| 23 | Florida, ferner von der nordamerikanischen Küste nordöstlich hinwendet, | ||||||
| 24 | so allmählig bis an die norwegischen Küsten gelangt und von da her nordwestlich | ||||||
| 25 | gegen Grönland abfließt. Die erste Ursache dieser Strömung ist | ||||||
| 26 | allein im Ostwinde zu suchen, der das Wasser im Mexicanischen Meerbusen | ||||||
| 27 | anhäuft und es auf diese Weise zu einem Austreten nach dieser Seite | ||||||
| 28 | hin gleichsam zwingt. | ||||||
| 29 | Dergleichen Strömungen legen, wie gesagt, den Schiffern manche | ||||||
| 30 | Hindernisse in den Weg, sind aber von der andern Seite auch sehr wohlthätig, | ||||||
| 31 | wovon nachher die Rede sein wird. | ||||||
| 32 | §. 32. |
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| 33 | Eine Wirkung zweier Ströme sind die Strudel oder Meerwirbel. | ||||||
| 34 | Bei Messina kommt ein südlicher Strom einem nördlichen entgegen, und | ||||||
| 35 | einer hält sich an der einen, der andere an der andern Seite. Solche zwei | ||||||
| 36 | Gegenströme geben ein so genanntes Todwasser, wie z. B. das vorhin | ||||||
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