Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 061 |
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| 01 | ( consectaria, rationata ) und gehören zwar auch zum Wesen des Dinges, | ||||||
| 02 | aber nur, sofern sie aus jenen wesentlichen Stücken desselben erst abgeleitet | ||||||
| 03 | werden müssen; wie z. B. die drei Winkel im Begriffe eines Triangels | ||||||
| 04 | aus den drei Seiten. | ||||||
| 05 | Die außerwesentlichen Merkmale sind auch wieder von zwiefacher | ||||||
| 06 | Art, sie betreffen entweder innere Bestimmungen eines Dinges | ||||||
| 07 | ( modi ) oder dessen äußere Verhältnisse ( relationes ). So bezeichnet z. B. | ||||||
| 08 | das Merkmal der Gelehrsamkeit eine innere Bestimmung des Menschen, | ||||||
| 09 | Herr oder Knecht sein, nur ein äußeres Verhältniß desselben. | ||||||
| 10 | Der Inbegriff aller wesentlichen Stücke eines Dinges oder die Hinlänglichkeit | ||||||
| 11 | der Merkmale desselben der Coordination oder der Subordination | ||||||
| 12 | nach, ist das Wesen ( complexus notarum primitivarum, interne | ||||||
| 13 | conceptui dato sufficientium; s. complexus notarum, conceptum aliquem | ||||||
| 14 | primitive constituentium ). | ||||||
| 15 | Bei dieser Erklärung müssen wir aber hier ganz und gar nicht an | ||||||
| 16 | das Real= oder Natur=Wesen der Dinge denken, das wir überall nicht | ||||||
| 17 | einzusehen vermögen. Denn da die Logik von allem Inhalte des Erkenntnisses, | ||||||
| 18 | folglich auch von der Sache selbst abstrahirt: so kann in dieser | ||||||
| 19 | Wissenschaft lediglich nur von dem logischen Wesen der Dinge die Rede | ||||||
| 20 | sein. Und dieses können wir leicht einsehen. Denn dazu gehört weiter | ||||||
| 21 | nichts als die Erkenntniß aller der Prädicate, in Ansehung deren ein Object | ||||||
| 22 | durch seinen Begriff bestimmt ist; anstatt daß zum Real=Wesen | ||||||
| 23 | des Dinges ( esse rei ) die Erkenntniß derjenigen Prädicate erfordert wird, | ||||||
| 24 | von denen alles, was zu seinem Dasein gehört, als Bestimmungsgründen, | ||||||
| 25 | abhängt. Wollen wir z. B. das logische Wesen des Körpers bestimmen: | ||||||
| 26 | so haben wir gar nicht nöthig die Data hierzu in der Natur aufzusuchen; | ||||||
| 27 | wir dürfen unsre Reflexion nur auf die Merkmale richten, die als wesentliche | ||||||
| 28 | Stücke ( constitutiva, rationes ) den Grundbegriff desselben ursprünglich | ||||||
| 29 | constituiren. Denn das logische Wesen ist ja selbst nichts anders als | ||||||
| 30 | der erste Grundbegriff aller nothwendigen Merkmale eines | ||||||
| 31 | Dinges ( esse conceptus ). | ||||||
| 32 | Die erste Stufe der Vollkommenheit unsers Erkenntnisses der Qualität | ||||||
| 33 | nach ist also die Klarheit desselben. Eine zweite Stufe, oder ein höherer | ||||||
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