Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 060 |
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| 01 | Durch bejahende Merkmale wollen wir also etwas verstehen, durch | ||||||
| 02 | verneinende - in die man alle Merkmale insgesammt verwandeln kann | ||||||
| 03 | - nur nicht mißverstehen oder darin nur nicht irren, sollten wir auch | ||||||
| 04 | nichts davon kennen lernen. | ||||||
| 05 | 4) Wichtige und fruchtbare oder leere und unwichtige Merkmale. | ||||||
| 07 | Ein Merkmal ist wichtig und fruchtbar, wenn es ein Erkenntnißgrund | ||||||
| 08 | von großen und zahlreichen Folgen ist, theils in Ansehung seines innern | ||||||
| 09 | Gebrauchs, des Gebrauchs in der Ableitung, sofern es hinreichend | ||||||
| 10 | ist, um dadurch sehr viel an der Sache selbst zu erkennen, theils in Rücksicht | ||||||
| 11 | auf seinen äußern Gebrauch, den Gebrauch in der Vergleichung, | ||||||
| 12 | sofern es dazu dient, sowohl die Ähnlichkeit eines Dinges mit vielen | ||||||
| 13 | andern als auch die Verschiedenheit desselben von vielen andern zu erkennen. | ||||||
| 15 | Übrigens müssen wir hier die logische Wichtigkeit und Fruchtbarkeit | ||||||
| 16 | von der praktischen, der Nützlichkeit und Brauchbarkeit unterscheiden. | ||||||
| 18 | 5) Zureichende und nothwendige oder unzureichende und | ||||||
| 19 | zufällige Merkmale. | ||||||
| 20 | Ein Merkmal ist zureichend, sofern es hinreicht, das Ding jederzeit | ||||||
| 21 | von allen andern zu unterscheiden; widrigenfalls ist es unzureichend, | ||||||
| 22 | wie z. B. das Merkmal des Bellens vom Hunde. Die Hinlänglichkeit | ||||||
| 23 | der Merkmale ist aber so gut wie ihre Wichtigkeit nur in einem relativen | ||||||
| 24 | Sinne zu bestimmen, in Beziehung auf die Zwecke, welche durch ein Erkenntniß | ||||||
| 25 | beabsichtigt werden. | ||||||
| 26 | Nothwendige Merkmale sind endlich diejenigen, die jederzeit bei | ||||||
| 27 | der vorgestellten Sache müssen anzutreffen sein. Dergleichen Merkmale | ||||||
| 28 | heißen auch wesentliche und sind den außerwesentlichen und zufälligen | ||||||
| 29 | entgegengesetzt, die von dem Begriffe des Dinges getrennt | ||||||
| 30 | werden können. | ||||||
| 31 | Unter den nothwendigen Merkmalen giebt es aber noch einen Unterschied. | ||||||
| 33 | Einige derselben kommen dem Dinge zu als Gründe andrer | ||||||
| 34 | Merkmale von Einer und derselben Sache, andre dagegen nur als Folgen | ||||||
| 35 | von andern Merkmalen. | ||||||
| 36 | Die erstern sind primitive und constitutive Merkmale ( constitutiva, | ||||||
| 37 | essentialia in sensu strictissimo ), die andern heißen Attribute | ||||||
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