Kant: Briefwechsel, Brief 363, Von Franz Freiherrn von Dillon. |
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| Von Franz Freiherrn von Dillon. | |||||||
| Banat-Panzowa. 2 ten Juny 1789. | |||||||
| Wehrtester Herr Profeßor! | |||||||
| Es war ein glücklicher zufall da ich Ihre Nahmen in unsern | |||||||
| zeitung erblickte und mit besondern vergnügen vernahme, daß Sie | |||||||
| annoch im lande der lebenden befinden, daß Sie auch die gnade Ihres | |||||||
| Königes genießen, der ohne hin, wohl weiß verdienste zu belohnen. | |||||||
| hiezu wünsche ich Ihnen viel glück | |||||||
| Eben werfte ich auf das vergangene einige freüdige blicke. Die | |||||||
| Erinnerung vieler sehr angenehme Stunden in Ihre geßellschaft zugebracht | |||||||
| zu haben, erweckte in meinem gemüthe wahren vergnügen. | |||||||
| Bey den Herrn G. u. C. ja in unsern Clubs, sind tausend geistreiche | |||||||
| schertzen hervor gekommen, ohne gelehrte unterhaltungen zu berühren, | |||||||
| so für einem jungen menschen (. wie ich damahls war .) höchst dienlich | |||||||
| gewesen. Kurtz, die güte so ich empfangen, und die leütseligkeit mit | |||||||
| der ich begegnet wurde, machet Königsberg für mich schätzbahr und | |||||||
| unvergeßlich. | |||||||
| Sie werden im vorigen jahr sicher zeitungen gelesen haben, dann | |||||||
| unser gegenwärtige fehde hat die Augen Europens auf uns gezogen; | |||||||
| Sie werden ebenfals bemercket haben, daß das Cuirassier Regiment | |||||||
| Caramelli sich in einige gelegenheiten hervor gethan. Eben bey diesem | |||||||
| Regiment bin ich Oberstlieutenant. Der vorige Chef ist nicht mehr, | |||||||
| sondern es heist nunmehr Ertzherzog Franz. | |||||||
| Wo ich meine dienstjahre berechne. ist mein glück nicht besonders, | |||||||
| dennoch im andern fall habe ursache die vorsehung zu dancken, dann | |||||||
| die erstaunliche hitze und beschwehrlichkeiten der vorigen feldzugs | |||||||
| onerachtet, bin ich immer bey besten wohlseyn geblieben, auch im feinds | |||||||
| gefahr hat die höchste wesen gesorget - also, ob wohl grau unterm | |||||||
| Cuirass geworden. ein ruhiges gemüthe ist das gröste seegen | |||||||
| Von Ihnen wehrteste Professor, was zu vernehmen, wurde mir | |||||||
| ein wahres vergnügen seyn. unsere bekannte werden schier alle todt | |||||||
| seyn, dann von 62. sind bereits 27 jahre verfloßen. Wie Sie | |||||||
| addressiren mögen ist nicht zu bestimmen, da wir im felde stehen, | |||||||
| dennoch a l armeé Imperiale au Banat de Temesvar wird am besten seyn. | |||||||
| Von kriegs wesen sage ich keinem Worte nur allein das Fameuse | |||||||
| Belgrade haben wir von hier aus, täglich vor augen - Ob wir es | |||||||
| näher betrachten werden, muß uns die zeit lehrnen - Es ist nicht so | |||||||
| warm wie im vorigen jahr, und hoffentlich werden wir die Kranckheiten | |||||||
| nicht so stark ausgesetzet werden | |||||||
| übrigens wo wir glücklich werden, müßen Sie bald davon unterichtet | |||||||
| werden | |||||||
| hoffentlich mein Nahmen wird Ihnen noch erinnerlich seyn. Erlauben | |||||||
| Sie mir nebst anerwünschung der besten gesundheit zu versichern, | |||||||
| daß ich unausgesetzt zu beharren die Ehre habe | |||||||
| Ihre gehorsamer Diener | |||||||
| Freyherr v Dillon | |||||||
| Oberstlieutenant v. Ertzherzog Fr | |||||||
| Cuirassier | |||||||
| [ abgedruckt in : AA XI, Seite 055 ] [ Brief 362 ] [ Brief 364 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |
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