Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 055

     
           
 

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  01 Ein Pack in Grün Wachstuch, welches HrN. Maymons Mcrpt.      
  02 ist unter der Signatur: H. D. M., an Sie addressirt den      
  03 24 sten May von mir auf die Fahrende Post gegeben worden.      
           
           
    363.      
  05 Von Franz Freiherrn von Dillon.      
           
  06 Banat-Panzowa. 2 ten Juny 1789.      
           
  07 Wehrtester Herr Profeßor!      
  08 Es war ein glücklicher zufall da ich Ihre Nahmen in unsern      
  09 zeitung erblickte und mit besondern vergnügen vernahme, daß Sie      
  10 annoch im lande der lebenden befinden, daß Sie auch die gnade Ihres      
  11 Königes genießen, der ohne hin, wohl weiß verdienste zu belohnen.      
  12 hiezu wünsche ich Ihnen viel glück      
           
  13 Eben werfte ich auf das vergangene einige freüdige blicke. Die      
  14 Erinnerung vieler sehr angenehme Stunden in Ihre geßellschaft zugebracht      
  15 zu haben, erweckte in meinem gemüthe wahren vergnügen.      
  16 Bey den Herrn G. u. C. ja in unsern Clubs, sind tausend geistreiche      
  17 schertzen hervor gekommen, ohne gelehrte unterhaltungen zu berühren,      
  18 so für einem jungen menschen (. wie ich damahls war .) höchst dienlich      
  19 gewesen. Kurtz, die güte so ich empfangen, und die leütseligkeit mit      
  20 der ich begegnet wurde, machet Königsberg für mich schätzbahr und      
  21 unvergeßlich.      
           
  22 Sie werden im vorigen jahr sicher zeitungen gelesen haben, dann      
  23 unser gegenwärtige fehde hat die Augen Europens auf uns gezogen;      
  24 Sie werden ebenfals bemercket haben, daß das Cuirassier Regiment      
  25 Caramelli sich in einige gelegenheiten hervor gethan. Eben bey diesem      
  26 Regiment bin ich Oberstlieutenant. Der vorige Chef ist nicht mehr,      
  27 sondern es heist nunmehr Ertzherzog Franz.      
           
  28 Wo ich meine dienstjahre berechne. ist mein glück nicht besonders,      
  29 dennoch im andern fall habe ursache die vorsehung zu dancken, dann      
  30 die erstaunliche hitze und beschwehrlichkeiten der vorigen feldzugs      
  31 onerachtet, bin ich immer bey besten wohlseyn geblieben, auch im feinds      
  32 gefahr hat die höchste wesen gesorget - also, ob wohl grau unterm      
  33 Cuirass geworden. ein ruhiges gemüthe ist das gröste seegen      
           
           
     

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