Kant: AA X, Briefwechsel 1783 , Seite 316

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Wohlgeb. aufgegeben worden, vom HE. Crüger 45 rthl. anzunehmen,      
  02 und ihm darüber einen Empfangsschein zu geben. Es wird dies Geld      
  03 durch meine Anverwandten dorthin assignirt, hat aber Ursachen, (: wegen      
  04 einiger kleinen ehemaligen Zwistigkeiten mit HE Crüger und ihnen :)      
  05 daß HE Crüger nicht wißen soll in weßen Angelegenheiten er das      
  06 Geld zahlet. Dieses Geld bitte ich nun Ew. Wohlgeb. gehorsamst an      
  07 HE Haman zu überschikken, als welcher etwas Schulden bezahlen und      
  08 meine übrigen Sachen davon einlösen soll. Den beikommenden Brif      
  09 schikken Sie ihm sogleich, weil ihm etwas durch denselben zu wißen      
  10 nöthig ist, noch ehe er die 45 rthl. empfängt. Zukünftigen Monath      
  11 denke ich alle meine zurükgebliebenen Schulden in Königsberg vollends      
  12 zu bezahlen; Nun habe ich schon binnen 10 Tagen 133 rthl. nach      
  13 Königsberg besorgt.      
           
  14 Noch eine Bitte habe ich an Wohlgeb.: ich haben einen ehrwürdigen      
  15 vortreflichen Vater, der Prediger in Wernigerode ist, dieser      
  16 wird sich sehr freuen, wenn er die Nachricht von meiner Promotion      
  17 sobald als möglich hört, wollten Sie wohl daher nicht Güte haben,      
  18 um diesen alten Mann diese Freude zu erwekken, und ihm grad von      
  19 Königsberg aus mit der ersten Post es melden, sobald mein Diplom      
  20 ausgefertigt ist? Denn wenn ich ihm von hieraus schreibe und die      
  21 Sachen aus Königsberg erst abwarte, so erhält er die Nachricht weit      
  22 später. Ich wünschte, daß Ew. Wohlgeb. den Brief so einrichten      
  23 könnten, daß mein Vater ihn auch andern vorlesen könnte; dem guten      
  24 Manne dürfte dies große Freude verursachen: Meine Bitte ginge daher      
  25 auch ohngefehr dahin, daß Ew. Wohlgeb. ohngefehr so an ihn schrieben:      
  26 wie Sie von mir gehört, wie ich meinen Vater liebe und achte, und      
  27 daß es ein würdiger Mann seye, so nähmen Sie daher nicht Anstand      
  28 ihm eine Nachricht zu melden die ihm angenehm seyn müße, um damit      
  29 er sie auf diese Weise desto eher erführe.      
           
  30 Edler Menschenfreund! ich bitte tausendmahl um Vergebung wegen      
  31 der vielen Mühwaltungen die ich Ihnen verursache; es ist dies eine      
  32 unglükliche Verwikkelung meines Schiksaals: doch nunmehr haben die      
  33 Aussichten meines Lebens ein beßeres Aussehn gewonnen; meine Seele      
  34 fängt an heiterer zu werden.      
           
  35 Werden Sie auch so gütig seyn, und mir Ihr Urtheil sagen in      
  36 Absicht des Ihnen mitgeschikten Plans meines zukünftigen Werks ?      
           
  37 Ich bin izt unter so vielen Denken und Geschäften vergraben, da      
           
     

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