Kant: AA X, Briefwechsel 1776 , Seite 190 |
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Text (Kant):
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| 01 | könte, so verlanget sie doch auch abwesend, auch unbekant deinem Herzen | ||||||
| 02 | werth zu seyn. Ich empfehle mich meine Frau und mein liebes | ||||||
| 03 | Kind unsrem lieben Vetter und Muhme Richter und unsren Schwestern | ||||||
| 04 | bestens. Schreibe doch nachstens, es kann dir wohl nur eine Viertel | ||||||
| 05 | Stunde kosten, und die ist nicht übel angewandt wenn sie dem gewidmet | ||||||
| 06 | wird, der recht aufrichtig ist dein | ||||||
| 07 | getreuer | ||||||
| 08 | Bruder | ||||||
| 09 | Kant. | ||||||
| 10 | Mietau | ||||||
| 11 | >d. 21. Januar | ||||||
| 12 | 1776. | ||||||
| 108. | |||||||
| 14 | Von Iohann Caspar Lavater. | ||||||
| 15 | 6. März 1776. | ||||||
| 16 | Mein lieber Herr Kant! | ||||||
| 17 | So fern ich Ihnen in mancher Absicht scheinen muß - wie viel | ||||||
| 18 | näher bin ich Ihnen seit dem Augenblicke, da Sie mir das Vergnügen | ||||||
| 19 | verschafften, den Prinz von Holstein kennen zulernen. Sie können | ||||||
| 20 | denken, wie ich Ihnen nachgefragt, mir von Ihnen erzählen ließ, und | ||||||
| 21 | wie froh ich war, jemand zu finden, mit dem ich mich satt und nicht | ||||||
| 22 | satt über Kanten sprechen konnte. Wie oft wollt, ich seither an Sie | ||||||
| 23 | schreiben? - wie oft Ihnen danken für die lehrreichen Winke, die | ||||||
| 24 | Sie mir in Ihrem Briefe gaben - obgleich ich anders denke in | ||||||
| 25 | einigen Stücken . . . Aber ich lebe in einem Gewirre, einem Gedränge, | ||||||
| 26 | - daß ich oft meinen Liebsten nicht schreiben kann. | ||||||
| 27 | Warum ich izt Ihnen schreibe? | ||||||
| 28 | Verzeihen Sie - Noch zum lezten Male bemüh ich Sie um Sulzers | ||||||
| 29 | willen. Seine Leute wollen ihn loskaufen. Der Vater, ein Gerber, todt | ||||||
| 30 | Er, der Soldat, ein Gerber. Die Seinigen treiben den Gewerb fort. | ||||||
| 31 | Allso, wenn Hoffnung vorhanden ist, daß er zahmer geworden sey | ||||||
| 32 | wär's aller Vortheil, daß er los käme. Ich nehme mir allso die | ||||||
| 33 | Freyheit, Sie inständigst zubitten - diese Loskaufung, wenn Sie selbige | ||||||
| 34 | für den Menschen nicht nachtheilig finden, zu bewirken, und in dieser | ||||||
| 35 | Absicht send' ich Ihnen hier einen Wechsel von 12. Carlins unsers | ||||||
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