Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zum Streit der ... , Seite 443 |
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| 01 | LBl G 24 R III 79-82 |
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| 02 | Zweite Seite |
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| 03 | Man muß die Offenbahrungslehre selbst als zufällig weil sie blos | ||||||
| 04 | Vehikel ist ansehen. | ||||||
| 05 | Man sagt es ist gut daß es vielerley Religionen oder öffentliche | ||||||
| 06 | Glaubensmeynungen gebe. Freylich wohl weil dieses in eben demselben | ||||||
| 07 | Lande Freyheit beweiset. Diese Manigfaltigkeit aber beweiset auch daß | ||||||
| 08 | alle auf ein Princip gegründet sind wenigstens eine Beymischung davon | ||||||
| 09 | bey sich führen was keine innere Haltbarkeit hat und das ist nicht gut. | ||||||
| 10 | Das Resultat ist daß wenn in Religionssachen der Kirchenglauben | ||||||
| 11 | das Wesentliche der Religion in geoffenbarten statutarischen Lehren oder | ||||||
| 12 | dergleichen Observanzen setzt der Secten Manigfaltigkeit ins Unendliche | ||||||
| 13 | gehen könne: daß aber wie alles dieses als außerwesentliche Stücke nur | ||||||
| 14 | zur Introduction oder dem Vehikel der Religion gezählt wird die nach | ||||||
| 15 | und nach aufgekeimte Secten nach und nach schwinden die Religion | ||||||
| 16 | selbst aufkeimen und jene veränderliche Formen endlich in neue beständige | ||||||
| 17 | übergehen müssen. | ||||||
| 18 | *Die Euthanasie des Judenthums ist die natürliche Religion. Weil | ||||||
| 19 | aber alle Religionen ihr Vehikel haben muß ohne welches sie nie eine Kirche | ||||||
| 20 | ausmachen wird (welches doch zu ihrer Beförderung und Erhaltung | ||||||
| 21 | nothwendig ist) so ist der Gedanke eines guten Kopfs aus dieser Nation, | ||||||
| 22 | Bendavid's, unter allen möglichen Entwürfen zu diesem Zweck zu | ||||||
| 23 | gelangen wie es mir vorkommt der einzige daß es einen öffentlichen | ||||||
| 24 | Glauben annehme und bekenne der ohne sich mit dem Christenthum zu | ||||||
| 25 | vermischen dieses Volk aller Rechte des bürgerlichen Zustandes fähig und | ||||||
| 26 | zugleich allgemein wohlgesittet machen würde nämlich den der Religion | ||||||
| 27 | Jesu so wie sie in den Evangelien angetroffen und rein moralisch ist | ||||||
| 28 | wobey ihr Glaube zugleich ein gelehrter Glaube seyn könnte denn um | ||||||
| 29 | die Art wie Jesus als Jude zu Juden sprach aus den Geschichtsqvellen | ||||||
| 30 | ihres alten Glaubens zu erklären und von der wie er als weiser Vernunftlehrer | ||||||
| 31 | zu Menschen redete zu unterscheiden und so die ganze Last | ||||||
| 32 | veralteter Statuten und Observanzen auf ein Mal abzuwerfen, welcher | ||||||
| 33 | neuen Glaubenslehre eine weise Regierung gar wohl die Sanction einer | ||||||
| 34 | Kirche kann angedeyen lassen ohne zu sorgen daß dadurch dem Christenthum | ||||||
| 35 | (als messianischen Glauben) ein größerer Stein des Anstoßes in | ||||||
| 36 | den Weg gelegt werde als der schon da ist nämlich die Unvereinbarkeit (Fortsetzung der Fußnote auf Seite 444) | ||||||
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