Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 621 |
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| 01 | Der Übergang aus dem wilden Zustand in den bürgerlichen aus | |||||||
| 02 | dem rohen in den verfeinerten (g Üppigkeit ) des Geschmaks und der Kunst, | |||||||
| 03 | aus der Unwissenheit in den Aufgeklärten der Wissenschaft, kurz: aus der | |||||||
| 04 | Unmündigkeit in die Mündigkeit ist der schlimste. Die welt ist noch iung. | |||||||
| 05 | Eine Helfte ist kaum entdekt. Der Mensch wird seine Bestimmung noch | |||||||
| 06 | erreichen, in Erziehung, Religion, Lebensart und bürgerlicher Verfassung, | |||||||
| 07 | imgleichen Volkerrecht. | |||||||
| 08 | S. II | |||||||
| 09 | Der Mensch ist ein Thier, was eine Erziehung nothig hat. Er muß | |||||||
| 10 | sprechen, (g zählen, ) gehen, (s sich hüten ) lernen &c &c und kan keine | |||||||
| 11 | angebohrne Kunsttriebe. | |||||||
| 12 | Eine generation muss die andre erziehen. und nur die gattung, nicht | |||||||
| 13 | das individuum, erreicht ihre Bestimmung. | |||||||
| 14 | Er ist als ein Thier zur selbsterhaltung und als Mensch zur | |||||||
| 15 | Gesellschaft gemacht. Er kann in Gesellschaft nur durch Zwang sicher | |||||||
| 16 | und ruhig seyn und bedarf einen Herrn. | |||||||
| 17 | Er bedarf die Übel zum Sporn zu überwältigung seiner Faulheit | |||||||
| 18 | und Entwikelung aller talente. (s Das Böse ist die Thierheit, so fern | |||||||
| 19 | sie die Entwikelung der humanitaet nothwendig macht. ) | |||||||
| 20 | Die Bestimmung erreicht er durch Erziehung, Religion und Staatsverfassung. | |||||||
| 21 | Dreyerley art der Unmündigkeit. | |||||||
| 22 | Das Zählen ist vermuthlich nicht durch den Gebrauch allmahlig, | |||||||
| 23 | sondern auf einmal durch eine Erfindung und unterweisung entstanden | |||||||
| 24 | und so eingeführt worden. | |||||||
| (s | ||||||||
| 25 | Der Mensch ist nicht mit aller Vollkommenheit, deren er fähig | |||||||
| 26 | ist, durch die Natur ausgerüstet, sondern soll sie selbst hervorbringen. | |||||||
| 27 | Die Natur entwikelt nicht den Mensch, sondern die Freyheit. | |||||||
| 28 | Er soll die humanitaet sich selbst zu danken haben. | |||||||
| 29 | Von Natur ist er roh, und, wenn dieses nach der cultur übrig | |||||||
| 30 | bleibt, ist er böse. | |||||||
| ) | ||||||||
1424. υ? (ρ?) ξ?? M 289. |
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| 32 | Ob die Menschen von Natur böse oder unschuldig sind. | |||||||
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