Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 176

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Uebereinstimmung in den dieser Form gemäß gedachten Objekten erklären      
  02 läßt. c) Die Lehre von den Zwecken in der Natur (Teleologie)      
  03 scheint diese Vorstellung auch zu erfordern. Ich glaube nähmlich, da      
  04 ein Zweck nicht hervorgebracht, sondern durch etwas schon Hervorgebrachtes      
  05 erreicht wird. Die Formen halte ich daher für Zwecke der      
  06 Natur, welche durch die, auf eine bestimmte Art, nach mechanischen      
  07 Gesetzen, hervorgebrachte Objekte erreicht werden. Dies beweiset also      
  08 nothwendig das Daseyn eines allgemeinen Grundes der Verbindung      
  09 dieser Formen untereinander als besondere Zwecke zu einem Hauptzweck,      
  10 und der Uebereinstimmung der nach den Naturgesetzen hervorgebrachten      
  11 Objekte mit diesen Formen überhaupt: so daß man in      
  12 diesem Betracht die Formengebende Intelligenz mit der Gesetzgebenden,      
  13 und die mechanischen Gesetze der Natur mit der vollziehenden Macht      
  14 eines wohleingerichteten Staats vergleichen kann.      
           
  15 Dies sind ohngefähr mit kurzen Worten meine Gründe, welche ich      
  16 Ew Wohlgeborn zur Beurtheilung vorzulegen wage. Mit Ungeduld      
  17 erwarte ich Dero Entscheidung hierüber, und habe die Ehre zu verharren      
           
  18   Ew Wohlgeborn      
  19 Berlin gehorsamster Diener      
  20 den 15t. May Salomon Maimon      
  21 1790.        
           
           
    431.      
  23 Von H. von Thile geb. von Runkel.      
           
  24 Roeßel den 18ten May 90.      
           
  25 HochEdelgebohrner Herr      
  26 höchstgeehrtester Herr Profeßor      
  27 Ich fühle zu sehr daß ich Eu: HochEdelgeb. in diesen Augen      
  28 blick unbescheiden scheinen muß um nicht mit einiger Verlegenheit die      
  29 Feder zu ergreifen; fremd in diesen Lande, hatte ich nie das Glück      
  30 von Ihnen gekannt zu seyn, und doch wage ich es mir jhren Rath      
  31 und Beystand zu erbitten. Eine treue Schilderung meiner Lage sey      
  32 meine Rechtfertigung, und die erste aller Pflichten die mütterliche      
  33 Sorgfalt entschuldige mich wenn ich die Grenzen der Bescheidenheit      
  34 überschreiten muß. Kannte ich Eu: Hochedelgeb: nur unter den Nahmen      
  35 des ersten Weltweisen Deutschlands, ich hätte gewis nicht den Muth      
           
     

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