Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 263 |
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| 01 | nehmen, wenn sie und besonders einige von ihnen auch die uns unbemerkbaren | ||||||
| 02 | Symptome eines bevorstehenden Erdbebens lebhafter empfinden. | ||||||
| 03 | Anmerkung 2. Lager von Schwefelkies, zuweilen auch wohl größere Ansammlungen | ||||||
| 04 | des Wassers, die sich einen Ausweg mit Gewalt bahnen, scheinen | ||||||
| 05 | die wesentlichsten Ursachen der Erdbeben zu sein. Eine unmittelbare Einwirkung | ||||||
| 06 | der Atmosphäre bei den Erdbeben anzunehmen, wie dies einige Physiker zu thun | ||||||
| 07 | scheinen, setzte der deutlich und bestimmt gemachten Erfahrungen mehrere voraus, | ||||||
| 08 | als wir deren bis jetzt noch haben. Doch davon weiterhin mehr! Zu den Anzeigen | ||||||
| 09 | bevorstehender Erdbeben zählt man auch noch das Trübewerden des Wassers | ||||||
| 10 | in Brunnen und Quellen und das Herausfahren eines feinen Dunstes aus der | ||||||
| 11 | Erde, der die Füße einhüllt und bei Gehenden die Empfindung erzeugt, als würden | ||||||
| 12 | sie zurückgehalten. Selbst in großen Entfernungen von dem eigentlichen | ||||||
| 13 | Schauplatze der Erdbeben, wohin diese nicht kommen, oder wo sie wenigstens nicht | ||||||
| 14 | verspürt werden, giebt es Erscheinungen, die man nothwendig hernach auf Rechnung | ||||||
| 15 | jenes Naturereignisses setzen muß. So entstanden z. B. zur Zeit des heftigsten | ||||||
| 16 | Erdbebenausbruches in Lissabon, im Jahre 1755, neue Quellen in einigen | ||||||
| 17 | Gegenden Preußens. Über den ganzen Abschnitt die Erdbeben betreffend s. I. | ||||||
| 18 | Kant's Gesch. und Naturbeschreib. der merkwürdigsten Vorfälle | ||||||
| 19 | des Erdbebens vom Jahr 1755. Königsb. 1756. in 4. und in Desselb. | ||||||
| 20 | vermischten Schriften. Halle 1799. Bd. 1. S. 521 und f. | ||||||
| 21 | Anmerkung 3. Am sonderbarsten ist die von dem Erdbeben herrührende | ||||||
| 22 | Schaukelung des Meeres in ihren Ursachen und Gründen, indem das Wasser | ||||||
| 23 | desselben sie oft auch erleidet, wenn dazwischen liegende Länder nicht das Geringste | ||||||
| 24 | von dem Erdbeben empfinden. Auch dieses Phänomen ist näher in der eben angeführten | ||||||
| 25 | Schrift aufgehellt. | ||||||
| 26 | §. 50. |
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| 27 | Feuerspeiende Berge kann man als Feuerschlünde betrachten, durch | ||||||
| 28 | deren Mündung eine ihnen angemessene Ladung herausgestoßen wird. | ||||||
| 29 | Der am längsten und in den ältesten Zeiten bekannte feuerspeiende | ||||||
| 30 | Berg, gleichsam der Vater aller übrigen, ist der Ätna. Er erhebt sich in | ||||||
| 31 | einer senkrechten Höhe von 12000 Fuß über die Oberfläche des Meeres. | ||||||
| 32 | Sein höchster Gipfel ist also mit Schnee bedeckt, und seine Basis beträgt | ||||||
| 33 | mehrere Meilen. An seiner Seite sind durch mannigfache Eruptionen | ||||||
| 34 | andere, kleine Berge entstanden, die aber dennoch alle den Vesuv an Größe | ||||||
| 35 | übertreffen, und deren jeder seinen eignen Krater hat. Er hat indessen | ||||||
| 36 | nicht zu allen Zeiten Feuer gespieen, sondern war manche Jahrhunderte | ||||||
| 37 | hindurch ruhig. So weit die Geschichte der Römer reicht, hat man von | ||||||
| 38 | den Auswürfen des Ätna Nachricht. | ||||||
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