Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 259 |
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| 01 | Labyrinth unter andern Belege (s. die angeführten Reisen, S. 25). Die obengedachte | ||||||
| 02 | Höhle im karpathischen Gebirge ist die sogenannte Sczeliczahöhle. | ||||||
| 03 | Der Bergschwaden wird auch mit einem französischen Namen Mofette genannt. | ||||||
| 04 | §. 48. |
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| 05 | Obgleich der von der Petersburger Akademie der Wissenschaften nach | ||||||
| 06 | Sibirien geschickte Professor Mallin drei Grade von dem Polarkreise einen | ||||||
| 07 | Brunnen graben gesehen, in dem das Erdreich durchweg gefroren war: | ||||||
| 08 | so hat man dennoch durch häufige Beobachtungen gefunden, daß in Höhlen | ||||||
| 09 | von 300 Fuß und einer noch größern Tiefe in allen Gegenden der Welt | ||||||
| 10 | eben eine solche gemäßigte Kellerwärme wie in dem Keller des Observatoriums | ||||||
| 11 | zu Paris anzutreffen sei, wenn gleich diese allgemeine Beobachtung | ||||||
| 12 | durch die angeführten besondern Erfahrungen eingeschränkt wird. | ||||||
| 13 | Wenn wir nun hieraus schließen, daß in der Erde durchweg eine gewisse | ||||||
| 14 | Wärme anzutreffen sei: so entsteht die Frage, woher diese Wärme nun | ||||||
| 15 | rühre. | ||||||
| 16 | Sie kann keinesweges von der Sonne erzeugt werden, weil die von | ||||||
| 17 | derselben erregte Hitze durch die auf den Tag folgende Nacht, so wie durch | ||||||
| 18 | den auf den Sommer folgenden Winter gänzlich zerstreut wird. Wenn | ||||||
| 19 | nun aber die Erde die Gestalt einer Sphäroide daher bekommen hat, da | ||||||
| 20 | sie sich um ihre Axe bewegt, und ihre Theile unter dem Äquator einen weit | ||||||
| 21 | größern Weg zu laufen und eine weit größere Schwungkraft zu empfinden | ||||||
| 22 | haben als die unter den Polen: so werden jene in ihrer Schwere vermindert, | ||||||
| 23 | obgleich, wie Newton gewiesen hat, die Schwungkraft unter der | ||||||
| 24 | genannten Linie nur der 228ste Theil der Schwere ist. Damit die Materie | ||||||
| 25 | aber einerlei Schwere behielte: so mußte sie sich unter dem Äquator mehr | ||||||
| 26 | erhöhen als unter den Polen, damit sie dort der Materie unter diesen | ||||||
| 27 | das Gleichgewicht halten könnte. Dem zufolge aber muß sie sich vormals | ||||||
| 28 | in einem flüssigen Zustande befunden haben, indem die größte Wahrscheinlichkeit | ||||||
| 29 | der Meinung entgegensteht, als wäre die Erde unmittelbar | ||||||
| 30 | so, wie sie jetzt ist, hervorgebracht worden. Ist sie aber flüssig gewesen: | ||||||
| 31 | so müssen ihre Theile eine natürliche Wärme gehabt haben, weil sie sonst | ||||||
| 32 | nicht hätten flüssig sein und in Verbindung bleiben können. Bei der | ||||||
| 33 | dichtern Zusammenziehung dieser Theile aber werden die hitzigsten unter | ||||||
| 34 | ihnen sich vermuthlich nach dem Centrum gesenkt haben, daher wir in dem | ||||||
| 35 | Mittelpunkte der Erde zwar kein eigentliches Feuer, aber wohl eine andere | ||||||
| 36 | hitzige Materie, z. E. in Fluß gebrachte Metalle oder etwas Ähnliches, | ||||||
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