Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 093 |
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| 01 | sind, weil das Ganze nicht der Größe (wie bei den mathematischen), sondern | ||||||
| 02 | der Art nach von den concreten Begriffen verschieden ist. | ||||||
| 03 | Man kann keiner theoretischen Idee objective Realität verschaffen oder dieselbe | ||||||
| 04 | beweisen, als nur der Idee von der Freiheit, und zwar, weil diese die Bedingung | ||||||
| 05 | des moralischen Gesetzes ist, dessen Realität ein Axiom ist. Die | ||||||
| 06 | Realität der Idee von Gott kann nur durch diese und also nur in praktischer | ||||||
| 07 | Absicht, d. i. so zu handeln, als ob ein Gott sei, also nur für diese | ||||||
| 08 | Absicht bewiesen werden. | ||||||
| 09 | In allen Wissenschaften, vornehmlich denen der Vernunft, ist die Idee der | ||||||
| 10 | Wissenschaft der allgemeine Abriß oder Umriß derselben, also der Umfang | ||||||
| 11 | aller Kenntnisse, die zu ihr gehören. Eine solche Idee des Ganzen - das Erste, | ||||||
| 12 | worauf man bei einer Wissenschaft zu sehen und was man zu suchen hat, ist | ||||||
| 13 | architektonisch, wie z. B. die Idee der Rechtswissenschaft. | ||||||
| 14 | Die Idee der Menschheit, die Idee einer vollkommenen Republik, eines glückseligen | ||||||
| 15 | Lebens u. dgl. m. fehlt den meisten Menschen. Viele Menschen haben | ||||||
| 16 | keine Idee von dem, was sie wollen, daher verfahren sie nach Instinct und | ||||||
| 17 | Autorität. | ||||||
| 18 | §. 4. |
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| 19 | Gegebene (a priori oder a posteriori) und gemachte Begriffe. |
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| 20 | Alle Begriffe sind der Materie nach entweder gegebene ( conceptus | ||||||
| 21 | dati ) oder gemachte Begriffe ( conceptus factitii ). Die erstern | ||||||
| 22 | sind entweder a priori oder a posteriori gegeben. | ||||||
| 23 | Alle empirisch oder a posteriori gegebenen Begriffe heißen Erfahrungsbegriffe, | ||||||
| 24 | a priori gegebene, Notionen. | ||||||
| 25 | Anmerkung. Die Form eines Begriffs als einer discursiven Vorstellung ist | ||||||
| 26 | jederzeit gemacht. | ||||||
| 27 | §. 5. |
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| 28 | Logischer Ursprung der Begriffe. |
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| 29 | Der Ursprung der Begriffe der bloßen Form nach beruht auf | ||||||
| 30 | Reflexion und auf der Abstraction von dem Unterschiede der Dinge, die | ||||||
| 31 | durch eine gewisse Vorstellung bezeichnet sind. Und es entsteht also hier | ||||||
| 32 | die Frage: Welche Handlungen des Verstandes einen Begriff | ||||||
| 33 | ausmachen oder - welches dasselbe ist - zu Erzeugung eines Begriffes | ||||||
| 34 | aus gegebenen Vorstellungen gehören? | ||||||
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