Kant: AA I, Allgemeine Naturgeschichte und ... , Seite 340 |
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| 01 | hiebei nicht lange in Verlegenheit, das Triebwerk zu entdecken, welches | ||||||
| 02 | diesen Stoff der sich bildenden Natur in Bewegung gesetzt haben möge. | ||||||
| 03 | Der Antrieb selber, der die Vereinigung der Massen zuwege brachte, | ||||||
| 04 | die Kraft der Anziehung, welche der Materie wesentlich beiwohnt und | ||||||
| 05 | sich daher bei der ersten Regung der Natur zur ersten Ursache der | ||||||
| 06 | Bewegung so wohl schickt, war die Quelle derselben. Die Richtung, | ||||||
| 07 | welche bei dieser Kraft immer gerade zum Mittelpunkte hin zielt, | ||||||
| 08 | macht allhier kein Bedenken; denn es ist gewiß, daß der feine Stoff | ||||||
| 09 | zerstreueter Elemente in der senkrechten Bewegung sowohl durch die | ||||||
| 10 | Mannigfaltigkeit der Attractionspunkte, als durch die Hinderniß, die | ||||||
| 11 | einander ihre durchkreuzende Richtungslinien leisten, hat in verschiedene | ||||||
| 12 | Seitenbewegungen ausschlagen müssen, bei denen das gewisse Naturgesetz, | ||||||
| 13 | welches macht, daß alle einander durch gewechselte Wirkung einschränkende | ||||||
| 14 | Materie sich zuletzt auf einen solchen Zustand bringt, da | ||||||
| 15 | eine der andern so wenig Veränderung, als möglich mehr zuzieht, | ||||||
| 16 | sowohl die Einförmigkeit der Richtung, als auch die gehörigen Grade | ||||||
| 17 | der Geschwindigkeiten hervorgebracht hat, die in jedem Abstande nach | ||||||
| 18 | der Centralkraft abgewogen sind, und durch deren Verbindung die | ||||||
| 19 | Elemente weder über noch unter sich auszuschweifen trachten: da alle | ||||||
| 20 | Elemente also nicht allein nach einer Seite, sondern auch beinahe in | ||||||
| 21 | parallelen und freien Zirkeln um den gemeinschaftlichen Senkungspunkt | ||||||
| 22 | in dem dünnen Himmelsraume umlaufend gemacht worden. Diese | ||||||
| 23 | Bewegungen der Theile mußten hernach fortdauren, als sich planetische | ||||||
| 24 | Kugeln daraus gebildet hatten, und bestehen anjetzt durch die Verbindung | ||||||
| 25 | des einmal eingepflanzten Schwunges mit der Centralkraft | ||||||
| 26 | in unbeschränkte künftige Zeiten. Auf diesem so begreiflichen Grunde | ||||||
| 27 | beruhen die Einförmigkeit der Richtungen in den Planetenkreisen, die | ||||||
| 28 | genaue Beziehung auf eine gemeinschaftliche Fläche, die Mäßigung der | ||||||
| 29 | Schwungskräfte nach der Attraction des Ortes, die mit den Entfernungen | ||||||
| 30 | abnehmende Genauheit dieser Analogien und die freie Abweichung | ||||||
| 31 | der äußersten Himmelskörper nach beiden Seiten sowohl, als | ||||||
| 32 | nach entgegengesetzter Richtung. Wenn diese Zeichen der gewechselten | ||||||
| 33 | Abhängigkeit in den Bestimmungen der Erzeugung auf eine durch den | ||||||
| 34 | ganzen Raum verbreitete ursprünglich bewegte Materie mit offenbarer | ||||||
| 35 | Gewißheit zeigen, so beweiset der gänzliche Mangel aller Materien in | ||||||
| 36 | diesem nunmehr leeren Himmelsraume außer derjenigen, woraus die | ||||||
| 37 | Körper der Planeten, der Sonne und der Kometen zusammengesetzt | ||||||
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