Kant: Briefwechsel, Brief 768, An <font size="-1" face="Fira Sans, Aptos, Helvetica, arial" color="696969">[Eberhard Iulius Wilhelm Ernst von Massow.]</font> (Entwurf.)

		Kant: Briefwechsel, Brief 768, An [Eberhard Iulius Wilhelm Ernst von Massow.] (Entwurf.)


		An [Eberhard Iulius Wilhelm Ernst von Massow.]
		(Entwurf.)

		[ca. August 1797.]

		Hochwohlgebohrner Hr. Regierungspräsident

		Der Besuch womit mich Ew: Exell. vor wenigen Iahren beehrten
		ist mir unvergessen geblieben so wie die Erinnerung Ihrer wohlwollenden
		Gesinnung in mir das Vertrauen erweckt es werde das Vorwort
		welches ich hiemit für den Candidat Lehmann sen: einlege nicht ungeneigt
		aufgenommen werden.

		Er thut Ansuchung um die Stelle des professors der Mathematik
		u. Physik des HEn. Meye, wenn dieser wie seine schwere Krankheit
		besorgen läßt etwa mit Tode abginge und verlangt von mir an Ew.
		Hochwohlgebohren eine Empfhelung. In Hofnung diese werde nicht als
		Anmaßung abgewiesen werden getraue ich mir sie ihm mit voller Aufrichtigkeit
		und Überzeugung in Absicht auf die Würdigkeit zu dieser
		Stelle geben zu können.

		HE. Lehmann hat allen meinen Collegien der Logik, Metaphysik,
		der Moral, des Naturrechts, Physik, der Anthropologie und physischen
		Geographie nicht allein mit unausgesetztem Fleis und dem besten Fortgange
		(wie mir die Examina die ich anstellete es bewiesen) freqventirt
		sondern ist auch immer einer von den Wenigen gewesen welche auch
		ihr Talent zum Vortrage dessen was sie gelernt hatten, an den Tag
		legten und sich also zu künftigen Lehrern qvalificirten. Überdem sind
		seine Umgangseigenschaften so beschaffen daß ich ihn meiner eigenen
		Erholung wegen am häufigsten an meinen Tisch gezogen habe und
		noch invitire so oft es nur ohne Nachtheil seiner anderweitigen Geschäfte
		geschehen kann; welches von seiner Verträglichkeit und Eintracht
		mit seinen etwanigen künftigen Collegen zum Voraus schon einen vortheilhaften
		Begriff giebt.


		In Ansehung seiner anderen Collegien wird er die erforderliche
		Zeugnisse vorbringen; das meine gebe ich ihm hiedurch mit Zuversicht.

		Mit der größten Hochschätzung und Verehrung habe ich die Ehre
		jederzeit zu seyn



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