Kant: Briefwechsel, Brief 534, Von Ludwig Ernst Borowski.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von Ludwig Ernst Borowski.      
           
  12. Oct. 1792.      
           
  Es ist, sehr verehrungswürdiger Mann! wiederum die Reihe an      
  mir, in der deutschen Gesellschaft eine öffentliche Vorlesung zu halten.      
  Ich habe diesesmal - Sie selbst zum Thema gewählt und es hat      
  mir in den Tagen der abgewichenen Woche recht sehr frohe Stunden      
  gemacht, mich von Ihnen und über Sie zu unterhalten. - Hier ist's,      
  was ich darüber unter der Aufschrift: Skizze zu einer künftigen      
  Biographie u. f. zu Papier gebracht habe. Verurtheilen Sie es ja      
  nicht gleich, indem Sie diese Aufschrift lesen, zum Nichtanblick      
  dieses würde mir wehe thun. Ich sage am Anfange meine Gründe      
  zu einem Aufsatz dieser Art, die ich wenigstens für hinreichend halte.      
  Bei dem Uebrigen hab ich beinahe jedes Wort sorgfältig abgewogen.      
           
  Aber ich wollte doch nicht gerne auch nur Ein Wort, nur Einen      
  Buchstaben sagen, den Sie etwa - nicht wollten gesagt haben. Deswegen      
           
  habe ich's auf gebrochnen Bogen geschrieben und Sie haben      
  nun völlige Freiheit, zu - streichen, oder hinzuzusetzen, zu berichtigen      
  u. f. Ich halte es für schickliche Discretion - und noch mehr, ich      
  halte es meiner alten und sich immer gleich bleibenden Verehrung für      
  Sie gemäß, Ihnen diese wenigen Blätter zuvor, ehe noch irgend ein Gebrauch      
  davon für Mehrere gemacht wird, einzuhändigen und erbitte mir,      
  da Sie, wie ich wohl einsehe, kein nothwendigeres Geschäfte um dieses      
  Aufsatzes willen versäumen können, ihn etwa Mittwochs in Ergebenheit      
  zurück. - Mit der entschiedensten Hochachtung verharre ich u. f.      
           
  K. 12 Octobr. 1792.      
           
           
           
     

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