Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 153

     
           
 

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  01 so richtig seyn im Urtheilen; aber das böse herz besteht entweder eigentlich      
  02 darin, daß es nicht einmal zu Guten Grundsätzen fähig ist oder sich nur.      
  03 Denn der Mann, der jederzeit Gute Grundsätze hat, aber seine Begierden      
  04 nicht zwingen kan, hat ein gutes Herz, aber böses temperament.      
  05 Das moralische Gefühl ist gut, aber die Begierden sind unbezwinglich. ---      
  06 Es giebt aber auch ein böses Herz, welches man vom bösen Gemüth unterscheiden      
  07 könte, wo die Grundsätze gut, die Neigungen aber nicht blos zu      
  08 stark sind, sondern auch unmittelbar böse zweke haben. Neid. Menschenhaß.      
  09 Rache. (s Unvertragsamkeit. Eigendünkel. Grobheit. falschheit. )      
  10 Gleichwie, deren Natürliche Neigungen schon auf etwas moralisch gutes      
  11 gehen, auf Glükseeligkeit und Liebe andrer, ein gut Herz haben und, die      
  12 so nicht geartet sind, doch ein Gut Gemüth haben können. Die Unterweisung      
  13 kan zum guten Verstande viel, zum guten Gemüth weniger,      
  14 zum guten Herzen gar nichts beytragen. )      
           
   

 

6761.   ξ?   Pr 36.   In §73 Anfang:
 
     
  16 libertas moralis: Befugnis; oppositum eius est obligatio. Contrarie      
  17 oppositum est illicitum.      
           
   

 

6762.   ξ.   Pr 36.
 
     
  19 Was nicht unter einer allgemeinen Regel des reinen Willens stehen      
  20 kan, ist moralisch unrichtig. Die Übereinstimung der freyen willkühr      
  21 Handlung mit der allgemeinheit des reinen Willens ist Moralitaet.      
           
   

 

6763.   ξ.   Pr 37.
 
     
  23 Was die subjective bewegende Gründe der Sittlichkeit oder die triebfedern      
  24 betrift, so hat der Verstand wohl eine Kraft, den Wunsch eines so      
  25 guten Willens zu wege zu bringen; allein die hebel gewichte, welche den      
  26 sinnlichen Menschen bewegen sollen, müssen aus der thierischen aus dem      
  27 Vorrath der Sinnlichkeit entlehnt seyn, ob sie zwar durch den Verstand      
  28 auf ihre Hebel zwekmäßig sollen vertheilt werden. Dennoch glaube ich,      
  29 daß, damit die tugend, vornemlich die von der nachgebenden, duldenden      
  30 Art, die entsagung nicht blos der Gemächlichkeiten, sondern der Eigenliebe      
  31 (ausschließende Liebe seiner Persohn, nicht ausschließende Neigung zum      
  32 Wohlleben) statt finde, der Mensch etwas entnervt, schwach und des Zutrauens      
     

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