Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 150

     
           
 

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    6756.   ξ.   Pr 35.   In §71 Schluss:
 
     
  02 Aus dem Bewegungsgrunde der Göttlichen Heiligkeit kan kein Grund      
  03 der sittlichen Regel (der Beurtheilung) genommen werden, weil die heiligkeit      
  04 die moralität voraussetzt. Aus den Bewegungsgründen der Güte auch      
  05 nicht; denn aus Dankbarkeit können wir einem viel zu Gefallen thun, wovon      
  06 wir doch die natürliche Billigkeit nicht einsehen.      
           
   

 

6757.   ξ?   Pr 35.   In §71:
 
     
  08 Das moralische Gefühl folgt auf den moralischen Begrif, bringt ihn      
  09 aber nicht hervor; noch viel weniger kan es ihn ersetzen, es setzt ihn voraus.      
           
   

 

6758.   ξ.   Pr 35.   Unterer Rand:
 
     
  11 Ohne die Erkenntnis des Göttlichen willens ist kein allgemein gültiger      
  12 und machtiger Richter. non forum competens generale. Gott siehet in      
  13 sich das moralische Gesetz (der Mensch auch) und sich selbst als das Wesentliche      
  14 Urbild dieses Gesetzes (der Mensch sieht an sich die möglichkeit des      
  15 Gegentheils). Nicht als den Urheber; hieraus folgt, daß der Mensch sich      
  16 den Moralischen Gesetzen unterworfen, Gott aber zwar nicht über sie erhoben,      
  17 aber als das objectiv so wohl als subjectiv nothwendige Gesetz ansieht;      
  18 dem intellectualen nach ist das moralische Gesetz auch subjectiv, aber      
  19 dem sensitiven nach obiectiv. Der oberste Wille gehet auf den an sich nothwendigen      
  20 Zweck, die Bedingung aller zufälligen Zwecke. Dieser ist der      
  21 Zweck des Geistes und das Gesetz des Menschen. Der Mensch hat noch      
  22 einen andern Zweck über sich. Der Geist aber völlig in sich. Auf diese      
  23 Weise ist der Mensch sich selbst verantwortlich.      
           
   

 

6759.   ξ?   Pr 35.   Neben und zu §71:
 
     
  25 Die Religion ist nicht ein Grund der Moral, sondern umgekehrt.      
           
  26 1. Wenn die Moralität sich auf die Erkentnis des göttlichen Daseyns      
  27 gründete, so würde das Bewußtseyn der sittlichkeit mit dem vom göttlichen      
  28 daseyn verbunden seyn.      
           
  29 2. Wir würden nicht die moralische bonitaet des Göttlichen Willens      
  30 erkenen könen.      
           
  31 3. Die vis obligatoria ist in dem moralischen Verhältnis des göttlichen      
  32 Willens zu unserm (s nicht der Macht ).      
           
     

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