Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 674

     
           
 

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  01 warnehmen, sondern erregen und sie synthetisch verknüpfen, mithin sich      
  02 afficiren. Also ist es nicht ein Denken, sondern Anschauen seiner selbst.      
           
  03 An den H E. Collegien Ratn und Director Euler bey der Russ. Kays.      
  04 Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg.      
           
  05 Daß Raum und Zeit synthetische Sätze a priori abgeben. Daß dieses      
  06 anders nicht moglich sey, als blos wenn sie subjective Formen der Sinnlichkeit      
  07 sind; denn sonst wären es synthetisch empirische Sätze vom Object.      
           
  08 S. II:      
  09 Daß synthetische Satze a priori wirklich, folglich auch möglich sind,      
  10 beweiset die Mathematik. Daß diese Möglichkeit aber nicht durch warnehmung      
  11 der Objecte der Anschauung als Dinge an sich selbst noglich      
  12 sind, ist daraus zu ersehen, weil sie sonst empirisch wären und keine Nothwendigkeit      
  13 be enthalten würden, welche nur Erkenntnisse a priori eigen      
  14 ist. Daß also sie also nur durch die subjective Beschaffenheit unserer Sinnlichkeit      
  15 anzeigen, welche noch vor allem Empirischen, (g also ) a prioei, die      
  16 Form der Anschauung an die Hand giebt, mithin das Erkentnis (g objecte )      
  17 der Sinne blos als Erscheinungen enthalten kann, folgt daraus una usbleiblich.      
  18 Daß es aber auch so seyn müsse, folgt, wenn wir vom practischübersinnlichen      
  19 der Freyheit ausgehen. Denn der categorische imperativ könnte      
  20 nicht Gelten, wenn die Handlungen durch Naturursachen bestimmt würden, und es      
  21 wäre keine Freyheit moglich, wenn die bestimende Natur Dinge an sich selbst      
  22 vorstellete. Der Mensch (g als Object an ) sich selbst (g sich blos ) als naturgesetzen      
  23 (g gemäs ) bestimmbar dächte. Er muß sich, so fern er in sich selbst wirksam seyn      
  24 soll, sich als Phänomen betrachtet allein unter Naturgesetzen denken, den so kann      
  25 er sich als Noumenon unabhängig von Zeitbedingung sich selbst bestimmend denken:      
  26 Umgehehrt wenn unserer Handlungen frey sind, so kann der Sinn innere      
  27 Sinn uns nur Erscheinungen geben, nicht Erkenntnis von unserer Substanz      
  28 als Ding an sich selbst. Denn wäre das letztere, so würden* alle      
     

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