Kant: AA XII, Briefwechsel 1797 , Seite 167

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 als des ursprünglichen Verstandesverfahrens zu eröfnen und den nur      
  02 unter dieser Bedingung gültigen empirischen Gebrauch meinem Leser      
  03 unter die Augen zu stellen, und ihm die Nichtigkeit des transcendentalen      
  04 Gebrauchs derselben zu zeigen. In dieser Hinsicht, da ich sonach      
  05 Ihre Methode umkehrte und von den Categorien sofort anfing, nannte      
  06 ich meine Arbeit Transcendentalphilosophie und theilte sie nicht ein      
  07 in trans. Ästhetik und Logik. In dem ersten Abschnitt meiner Schrift      
  08 handele ich von den Schwierigkeiten in den Geist der Critik zu dringen      
  09 und mache darin den Sceptiker; bloß um sehr viele critische Philosophen,      
  10 die wirklich den dogmatischen Schlaf schlafen, zu wecken, und      
  11 um Herrn Reinhold und andern sich nennenden Elementarphilosophen      
  12 zu Gemüth zu führen, daß, indem sie Ihre Critik meistern, weil sie      
  13 einen Satz aus dem alle Philosophie quellen soll, ihrer Meynung nach      
  14 anzugeben unterlassen habe, und von denen der eine diesen, ein anderer      
  15 einen andern Satz als Thatsache des Bewußtseyns aufführt, um diesen      
  16 Männern zuzurufen, daß sie nicht bemerken, daß dasjenige worauf      
  17 jeder mögliche Satz, wenn er Sinn haben soll beruht, gerade von      
  18 Ihnen in dem ursprünglichen Verstandesverfahren der Categorien angegeben      
  19 worden. Ich zeigte den Nachsprechern Ihrer Critik, die mit      
  20 Ihren Worten groß thaten, daß in ihrem Munde es mir ganz sinnlos      
  21 vorkomme, wenn sie von Begriffen a priori reden, die sie doch nicht      
  22 mit Leibnitz angebohren heissen wollten, lediglich um nachher den      
  23 grossen Unterschied, der zwischen Ihrer Behauptung, daß die Categorien      
  24 Begriffe a priori sind und jener von angebohrnen auffallend zu machen      
  25 und um zu zeigen, daß diese Categorien durchweg eigentlich das Verstandesverfahren      
  26 sind, wodurch ich zu dem Begriff von einem Object      
  27 gelange, dazu gelange, daß ich überhaupt sage: hier ist ein von mir      
  28 verschiedener Gegenstand. Niemand kann von der Richtigkeit seiner      
  29 Einsichten heller überzeugt seyn, als ich in diesem Augenblick bin.      
  30 Was mir Herr Schultz Schuld giebt, davon ist mir auch niemals der      
  31 Gedanke eingefallen. Nicht eingefallen ist es mir, die Sinnlichkeit      
  32 weg zu exegesiren. Wie gesagt, ich konnte mein Auge nicht dem Lichte      
  33 verschliessen, das ich erblickte, als ich auf den Einfall kam, von dem      
  34 Standpuncte der Categorien auszugehen, und das was Sie in Ihrer      
  35 transc. Aesthetik besonders abhandeln (Raum und Zeit) mit den Categorien      
  36 zu verbinden. Herr Reinhold hatte Sie corrigirt, wenn Sie      
  37 sagen: der Raum ist eine Anschauung a priori und dahin gemeistert,      
           
     

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