| Kant: AA XI, Briefwechsel 1794 , Seite 512 | |||||||
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| 01 | Ich habe Ihnen durch Herrn Hartung meine Einladungsschrift | ||||||
| 02 | überschikt; und es würde höchst unterrichtend für mich seyn, wenn ich | ||||||
| 03 | jedoch ohne Ihre Unbequemlichkeit - Ihr Urtheil darüber erfahren | ||||||
| 04 | könnte. - Ich werde von nun an durch den mündlichen Vortrag mein | ||||||
| 05 | System für die öffentliche Bekanntmachung reifen laßen. | ||||||
| 06 | Ich sehe mit Sehnsucht Ihrer Metaphysik der Sitten entgegen. | ||||||
| 07 | Ich habe besonders in Ihrer Kritik der Urtheilskraft eine Harmonie | ||||||
| 08 | mit meinen besondern Ueberzeugungen über den praktischen Theil der | ||||||
| 09 | Philosophie entdekt, die mich begierig macht, zu wißen, ob ich durchgängig | ||||||
| 10 | so glüklich bin, mich dem ersten Denker anzunähern. | ||||||
| 11 | Ich bin mit innigster Verehrung Ihnen ergeben. | ||||||
| 12 | Fichte. | ||||||
| 632. | |||||||
| 14 | Von Ioachim Heinrich Campe. | ||||||
| 15 | 27. Iuni 1794. | ||||||
| 16 | Verehrungswürdiger Mann, | ||||||
| 17 | Zum Erstaunen aller denkenden und gutgesinnten Menschen verbreitet | ||||||
| 18 | sich hier das Gerücht, daß es der blinden Glaubenswuth gelungen | ||||||
| 19 | sey, Sie in den Fall zu setzen, entweder die Wahrheiten, die Sie | ||||||
| 20 | ans Licht gezogen und verbreitet haben, für Unwahrheiten zu erklären, | ||||||
| 21 | oder Ihr Amt, daß Sie so sehr verherrlichet haben, niederzulegen. | ||||||
| 22 | Ich will zwar zur Ehre des ablaufenden Iahrhunderts noch hoffen | ||||||
| 23 | und wünschen, daß dieses empörende Gerücht eine Erdichtung sey; | ||||||
| 24 | sollte es sich aber dennoch wirklich so verhalten; sollte der Lehrer des | ||||||
| 25 | Menschengeschlechts den Königsbergischen Lehrstuhl wirklich nicht mehr | ||||||
| 26 | betreten dürfen, und sollte für Sie, edler Mann, auch nur die geringste | ||||||
| 27 | Verlegenheit - sey's in Ansehung Ihrer körperlichen oder geistigen | ||||||
| 28 | Bedürfnisse - daraus entstehen: so erlauben Sie mir eine Bitte, | ||||||
| 29 | durch deren Erfüllung Sie mich sehr glücklich machen würden. Sehen | ||||||
| 30 | Sie in diesem Falle sich als den Besitzer alles dessen an, was ich | ||||||
| 31 | mein nennen darf; machen Sie mir und den Meinigen die Freude zu | ||||||
| 32 | uns zu kommen, und in meinem, ziemlich geräumigen Hause, welches | ||||||
| 33 | von dem Augenblicke an das Ihrige seyn wird, die Stelle eines Oberhaupts | ||||||
| 34 | meiner kleinen Familie einzunehmen; genießen Sie hier aller der | ||||||
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