Kant: AA XI, Briefwechsel 1794 , Seite 511

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 will Sie gar nicht bitten, mir hierauf zu antworten, obwohl ich gestehen      
  02 muß, daß Ihre Briefe mir die kostbarsten Geschenke sind. Aber      
  03 darum bitte ich Sie, daß Sie die Freundschaft für mich haben wollen,      
  04 Ihre wahre Meynung darüber meinem Verleger zu sagen. Denn er      
  05 wird sich darnach bestimmen. Es versteht sich aber wohl von selbst,      
  06 daß ich nichts Anders wollen kann, als daß Sie ihm gerade heraussagen,      
  07 was Sie von diesem Project halten, ob eine solche Schrift, von      
  08 mir bearbeitet, für das Publicum nützlich ausfallen dürfte.      
           
  09 Auch seyn Sie so gütig, mich zu entschuldigen, wenn ich etwas      
  10 zu behauptend Ihnen scheinen möchte. Ich muß diesen Brief auf der      
  11 Post dem Hartknoch nachschicken, und die Post will abgehen, daher ich      
  12 etwas flüchtig schreiben mußte. Behalten Sie Ihre Gewogenheit für      
           
  13   Ihren      
  14 Halle Sie verehrenden      
  15 den 17ten Iuny 1794. Beck.      
           
           
    631.      
  17 Von Iohann Gottlieb Fichte.      
           
  18 [17. (?) Iuni 1794.]      
           
  19 Verehrungswürdigster Mann,      
           
  20 Es ist vielleicht Anmaaßung von mir, wenn ich durch meine      
  21 Bitte dem Antrage des Herrn Schiller, der vorigen Posttag an Sie      
  22 ergangen, ein Gewicht hinzufügen zu können glaube. Aber die Lebhaftigkeit      
  23 meines Wunsches, daß derjenige Mann, der die letzte Hälfte      
  24 dieses Iahrhunderts für den Fortgang des menschlichen Geistes, für      
  25 alle künftigen Zeitalter unvergeßlich gemacht hat, durch seinen Beitritt      
  26 ein Unternehmen autorisiren möchte, das darauf ausgeht, seinen Geist      
  27 über mehrere Fächer des menschlichen Wißens, und über mehrere Personen      
  28 zu verbreiten; vielleicht auch die Aussicht, daß ich selbst mit      
  29 Ihnen in einem Plane vereinigt würde, läßt mich nicht lange untersuchen,      
  30 was der Abstand mir wohl erlauben möge. - Sie haben von      
  31 Zeit zu Zeit in die Berliner Monatsschrift Aufsätze gegeben. Für die      
  32 Verbreitung dieser ist es völlig gleichgültig, wo sie stehen; jede      
  33 periodische Schrift wird um ihrer Willen gesucht: aber für unser Institut      
  34 wäre es vor Welt, und Nachwelt die höchste Empfehlung, wenn wir      
  35 Ihren Namen an unsrer Spitze nennen dürften.      
           
           
     

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