Kant: AA XI, Briefwechsel 1794 , Seite 496

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 mitzureisen, da sie dann zusammen nach München abgiengen: da      
  02 14 Tag nachher der Betrug sich durch einen Brief des W. an seinen      
  03 Bruder in Wien und in welchem er sich Anton Simmon unterschrieben      
  04 hatte, welcher Brief, da letzterer in W-n nicht anzutreffen war, offen      
  05 nach Nbg zurücklief, entdeckte: daß der ausgestellte Wechsel als falsch      
  06 zurük kam: daß endlich, obgleich ihm die nachgeschickte Stekbriefe auf      
  07 die Spuhr gekommen, er doch nicht hat eingeholt werden können und      
  08 nun seine jetzt schwangere, dem zweyten Kinde entgegen sehende Frau      
  09 und ihre Familie diesen schräklichen Vorfall beweinen und, da E. in      
  10 einem Briefe aus Saltzburg den 20sten geäußert habe, mich besuchen      
  11 zu wollen, ich aufgefordert werde, so bald ich etwas von seinem      
  12 Aufenthalt erfahre, es zu berichten. Herr Baur glaubt: daß dieser      
  13 "Philosoph" durch Verliebung so grob bethört und zu so unerhörter      
  14 Untreue verleitet worden.      
           
  15 Wenn Ihnen Theuerster Freund etwas von dem Ausgang dieser      
  16 Geschichte bekannt wird, so erbitte mir davon, wie auch von den litterärischen      
  17 Merkwürdigkeiten Ihres jetzigen Aufenthalts gütige Nachricht,      
  18 imgleichen versichert zu seyn, daß Niemand mit mehr Hoch= und Werthschätzung      
  19 Ihnen ergeben seyn kann, als      
           
  20   Ihr      
  21 Königsberg treuer Freund und Diener      
  22 den 28 Mart. 1794 I Kant      
           
           
    621.      
  24 An Iohann Erich Biester.      
           
  25 10. April 1794.      
           
  26 Hier haben Sie, würdigster Freund, Etwas für Ihre M[onats]      
  27 S[chrift], was, wie Swifts Tonne, dazu dienen kann, dem beständigen Lärm      
  28 über einerley Sache eine augenblikliche Diversion zu machen. - Hrn.      
  29 Rehberg's Abhandlung ist mir nur gestern zu Handen gekommen, bey      
  30 deren Durchlesung ich fand: daß, für den unendlichen Abstand des      
  31 Razionalisms vom Empirism (!) der Rechtsbegriffe, die Beandtwortung      
  32 seiner Einwürfe zu weitläuftig, bey seinem Princip des auf Macht      
  33 gegründeten Rechts der obersten Gesetzgebung zu gefährlich, und, bey      
  34 seiner schon entschiedenen Wahl der zunehmenden Parthey (wie S. 122),      
  35 vergeblich seyn würde; daß aber ein Mann von 70 Iahren sich mit      
  36 beschwerlichen, gefährlichen und vergeblichen Arbeiten abgebe, kann ihm      
           
     

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