| Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 484 | |||||||
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| 01 | dunkeln Wege der kritischen [Philosophie] mit desto mehr Sorgfalt zu | ||||||
| 02 | wandeln, um, wenn nach mehrern Iahren ich es wage als Ihr | ||||||
| 03 | Commentator aufzutreten, die Lükken ausgefült zu sehen, welche ich | ||||||
| 04 | jetzt schon in ihr entdeckte. | ||||||
| 05 | Befreien Sie mich nur bald von dem mich äußerst beunruhigenden | ||||||
| 06 | Gedanken, den Unwillen eines Mannes erregt zu haben, dessen Wohlwollen | ||||||
| 07 | zu besizzen mein höchster Wunsch immer war; oder zeigen Sie | ||||||
| 08 | mir bestimt einen Weg auf dem ich das welches diesen Unwillen erregte, | ||||||
| 09 | auf eine Art vernichten kann, wo meine Ehre vor dem Publiko | ||||||
| 10 | nicht compromittirt wird. | ||||||
| 11 | In der schmeichelhaften Hofnung diese Bitte bald erfüllt zu sehen | ||||||
| 12 | verharre ich hochachtungsvoll | ||||||
| 13 | Ew Wohlgeboren | ||||||
| 14 | Berlin | gehorsamster Diener | |||||
| 15 | den 25 Xbr 93. | Fischer | |||||
| 614. | |||||||
| 17 | Von Fräulein Maria von Herbert. | ||||||
| 18 | Klagenfurt, im Anfang des Iahres 1793. | ||||||
| 19 | Hochgeehrter und innigstgeliebter Mann! | ||||||
| 20 | Haben Sie mir's nicht vor ungut, und gönnen Sie mir das | ||||||
| 21 | Vergnügen, mit Ihrem gewöhnlichen Wohlwollen, Ihnen wieder einmal | ||||||
| 22 | schreiben zu können, denn ich empfinde dabei den höchsten Genu | ||||||
| 23 | der tiefsten Achtung und Liebe gegen Ihre die Menschheit erhöhende | ||||||
| 24 | Person, und daß diese für uns beglückende Gefühle sind, darf ich | ||||||
| 25 | Ihnen nicht erst beweisen, indem Sie so glücklich waren, uns das | ||||||
| 26 | reinste und heiligste Gefühl aufzufinden, und es auch allzeit vor Religionsverunstaltungen | ||||||
| 27 | zu retten. Ich kann nicht umhin, Ihnen insbesondere | ||||||
| 28 | für "die Religion innerhalb der Gränzen der Vernunft" im | ||||||
| 29 | Namen aller jenen auf's wärmste zu danken, die sich von denen so | ||||||
| 30 | vielfach verstrickten Fesseln der Finsterniß losgerissen haben. Entziehen | ||||||
| 31 | Sie uns nicht Ihrer weisen Leitung, solang Sie finden, daß es uns | ||||||
| 32 | noch an etwas mangeln kann, denn nicht unser Begehren nach Befriedigung, | ||||||
| 33 | sondern nur Ihre Uebersicht kann urtheilen, was uns noch | ||||||
| 34 | ferner nöthig ist. Ich fühlte mich bei der Kritik der reinen Vernunft | ||||||
| 35 | schon ganz berichtiget, und doch fand ich bei Ihren folgenden Schriften, | ||||||
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