Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 428 |
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Text (Kant):
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| 01 | des Alter und die Beschwerlichkeit der Kopfarbeiten in demselben zu | ||||||
| 02 | fühlen anfange. | ||||||
| 03 | Mit der innigsten Verehrung bin ich jederzeit | ||||||
| 04 | Ew: Wohlgebohrnen | ||||||
| 05 | gehorsamster Diener | ||||||
| 06 | I Kant | ||||||
| 573. | |||||||
| 08 | An Georg Christoph Lichtenberg. | ||||||
| 09 | (Entwurf.) | ||||||
| 10 | [Mai 1793.] | ||||||
| 11 | Es sind nun beynahe anderthalb Iahre daß ich den Gedanken | ||||||
| 12 | bey mir herumtrage Ihren Seelenstärkenden liebevollen Brief verehrungswürdiger | ||||||
| 13 | Herr zusammt dem ihn begleitenden Geschenke der | ||||||
| 14 | Erxleb: Physik und dem Taschencalender von 92 durch irgend etwas | ||||||
| 15 | dem Ähnliches zu erwiedern. Aber der sich mir aufdringende öftere | ||||||
| 16 | Wechsel der Arbeiten samt der schon drückend werdenden Last der | ||||||
| 17 | Lebensjahre, in deren 70stes ich vor Kurzem eingetreten (wovon | ||||||
| 18 | beygehende kleine Abhandlung auch reichlich die Spuhren an sich zeigen | ||||||
| 19 | wird) haben mir immer den Aufschub abgenöthigt. - Ihre als eines | ||||||
| 20 | so geistvollen Mannes Nervenbeschwerden sind gewöhnlich von nicht so | ||||||
| 21 | schlimmer Bedeutung als die mit dem Alter bey einem früher bey | ||||||
| 22 | dem andern später eintretende Abstumpfung und Unbelebtheit derselben | ||||||
| 23 | und lassen von Ihnen noch eine lange der gelehrten sowohl als geschmackvollen | ||||||
| 24 | Welt erwünschte Lebensdauer hoffen. | ||||||
| 25 | Was kann aufmunternder seyn als der Beyfall eines einzigen | ||||||
| 26 | Mannes [der] nur die Natur [als] ächten Maasstab des Werths der | ||||||
| 27 | Dinge selbst gelegt hat wogegen die einander durchkreutzende oft im | ||||||
| 28 | Lob so wohl als Tadel gleich unvernünftige öffentliche Urtheile leicht | ||||||
| 29 | übersehen werden können. - Hr D. Jachmann der von Bewunderung | ||||||
| 30 | und Dankbarkeit für Ihre gütige Aufnahme voll ist laßt für diese | ||||||
| 31 | und das ihm von Ihnen zu Theil gewordene Geschenk hiedurch beydes | ||||||
| 32 | durch mich versichern. | ||||||
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