Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 215

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Zu der Aufstellung der Metaphysik im Zusammenhange, wünsche      
  02 Ew. W. Leben und Gesundheit, und hoffe die Ausführung zum Vortheil      
  03 der Wissenschaft.      
           
  04 In einer Zeit, da die Philosophie Geschwätz geworden war,      
  05 überhaupt alle Anstrengung des Verstandes vermieden ward, und die      
  06 Gelehrten durch Schriften berühmt wurden, die man bey einer Pfeife      
  07 Tabak verfertigen, lesen, und auch verbrauchen kann, gelang es Ew.      
  08 W. auf tiefsinnige philosophische Untersuchungen Aufmerksamkeit zu      
  09 erregen, und sie zu einer häufigen Beschäfftigung von Schriftstellern zu      
  10 machen. Das ist sicher ein Umstand der Ew. W. besonders auszeichnet,      
  11 und Sie in der Geschichte der Wissenschaften unvergeßlich machen wird.      
           
  12 Ich verharre mit vollkommenster Hochachtung      
           
  13   Ew. Wohlgebohren      
  14 Göttingen 2 Octobr. 1790. gehorsamster Diener      
  15   A. G. Kästner      
           
           
    452.      
  17 Von Iohann Benjamin Iachmann.      
           
  18 14. Oct. 1790.      
           
  19 Wohlgebohrner Herr Professor,      
  20 Mir ewig theurer Lehrer und Freund.      
  21 Das warme Interesse, das Ew: Wohlgebohren an meinem Schicksale      
  22 nehmen, davon mich mein Bruder in seinen Briefen vielfältig benachrichtiget,      
  23 und dessen ich auch schon ohne dies völlig überzeugt wäre;      
  24 das gütige Vertrauen und die geneigte Gewogenheit, womit Sie mich      
  25 seit einigen Iahren beehret haben, sind für mich zu schmeichelhaft und      
  26 rührend, als daß ich nicht darinn einen Entschuldigungs= ja selbst      
  27 einen Aufmunterungsgrund für mich finden sollte, Sie gelegentlich mit      
  28 meinen Briefen beschweren, und Ihnen von Zeit zu Zeit Nachrichten      
  29 von meiner Lage und Befinden geben zu dürfen. - Das Unstäte in      
  30 meiner Lebensart, die öftere Veränderung des Orts meines Aufenthalts,      
  31 und die häufige Zerstreuungen, denen man dadurch nothwendig ausgesetzt      
  32 ist; sind Ursache gewesen, daß ich nicht eher als jetzt, mir wieder      
  33 diese Erlaubnis genommen habe. Ohne allen Zweifel sind Sie davon      
  34 unterrichtet, daß ich meinem vorherigen Entschlus durch Holland oder      
  35 über Hamburg nach Göttingen zu gehen zuwider jetzt meinen Weg      
           
     

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