Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 108

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 für mich ist noch eben dieselbe. Beinahe eine Stunde mußte      
  02 ich ihm von Ihnen erzählen, und ich versichre Sie, daß seine Hochachtung      
  03 für Sie, ganz unbegrenzt ist. Er ist es auch eigentlich, der      
  04 im O[ber]S[chul]C[ollegium] den Vorschlag that, daß man Ihr      
  05 Gehalt vermehren möchte. Er hatte in seiner Schreibtafel die Namen      
  06 einiger Männer aufgeschrieben, von denen ich ihm genauere Nachricht      
  07 geben sollte, dis waren, der Geheimerath Hippel, der Consistorialrath      
  08 Hasse, der Prorector Nicolai und ein D. Iuris Hoffmann, den ich aber      
  09 nicht kenne. Er sagte mir, daß man vielleicht dem Geheimenrath      
  10 Hippel die Aufsicht über die Schulen in Königsberg anvertrauen würde,      
  11 allein da dis nicht gewiß ist u. es bis jetzt auch niemand weiß, so      
  12 bitte ich Ew: Wohlgebohrn, recht sehr, keinen Gebrauch von dieser      
  13 Nachricht zu machen. Es ist leicht möglich, daß man von Berlin aus      
  14 bald jemand nach Königsberg schickt, der die Schulen revidiren muß.      
           
  15 Der Kammergerichtsrath Klein läßt sich Ihrer Freundschaft recht      
  16 sehr empfehlen. Ich habe in ihm einen ganz vortreflichen Mann      
  17 kennen gelernt, und ich bin Ihnen für diese Bekanntschaft recht großen      
  18 Dank schuldig. Er ist klein, lebhaft, voller Kenntnisse und sehr gefällig      
  19 im Umgange. Er lebt bequem ohne doch reich zu sein. Seine      
  20 älteste Tochter wird den Sohn d. H. Nicolai heirathen. Er war so      
  21 gütig mich zum Abendessen zu bitten und noch gestern war ich mit      
  22 ihm in Gesellschaft, wo er mich bat ihn bei Ihnen zu entschuldigen,      
  23 daß er Ihnen bis jetzt noch nicht geantwortet habe, er würde aber sobald      
  24 als möglich seine Pflicht erfüllen.      
           
  25 Auch der Minister von Zedlitz, dem ich meine Aufwartung gemacht      
  26 habe, hat mir aufgetragen, Ihnen und d. H. Prof. Krause seiner Hochachtung      
  27 und Freundschaft zu versichern. Er nahm mich sehr gütig      
  28 auf, ertheilte mir die Erlaubniß ihn wenn ich wollte zu besuchen u.      
  29 versprach mich nächstens zur Tafel zu bitten. Er scheint sich ganz      
  30 zurückgezogen zu haben und für sich zu leben.      
           
  31 HE de la Garde hat mir die Correctur Ihrer Critik der Urtheilskraft      
  32 versprochen, und ich werde gewiß die größte Aufmerksamkeit      
  33 darauf wenden. Ihre Erinnerungen gegen Eberhard werden Sie wohl      
  34 nicht bei ihm verlegen laßen? - Auch wünschte ich wohl, daß Ew:      
  35 Wohlgebohrn mir gütigst schrieben, wieviel ich wohl für den Bogen      
  36 Correctur fordern kann.      
           
  37 Was meine jetzige Lage betrift, so ist sie wenigstens leidlich.      
           
     

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