Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 082

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 wir blos die Gründe der Möglichkeit aussuchen wie sie a priori doch      
  02 obiective Realität haben. In Ansehung des Raums ist es nicht      
  03 nothig zu fragen wie unsere Vorstellungskraft zuerst zu dessen Gebrauch      
  04 in der Erfahrung gekommen sey?, es ist gnug daß da wir ihn      
  05 einmal entwikelt haben wir die Nothwendigkeit ihn zu denken ihn mit      
  06 diesen und keinen andern Bestimmungen zu denken aus den Regeln      
  07 seines Gebrauchs und der Nothwendigkeit die Gründe derselben unabhängig      
  08 von der Erfahrung anzugeben beweisen könen ob [sie] zwar so      
  09 beschaffen seyen daß sie sich nicht aus einem Begrif entwikeln lassen      
  10 sondern synthetisch sind.      
           
  11 Ich kan den Fall der Korper warnehmen ohne an die Ursache      
  12 desselben auch nur zu denken aber ich kan daß Dinge ausser und      
  13 neben einander sind nicht einmal warnehmen ohne die Vorstellung      
  14 des Raumes als sinnliche Form darinn das außereinanderseyn allein      
  15 gedacht werden kan zum Grunde zu legen und gewisse gegebene Vorstellungen      
  16 darnach gegen einander in Verhältnis zu betrachten. Der      
  17 Begrif vom Raume darf und kan nicht vorausgesetzt werden, denn      
  18 Begriffe werden nicht angebohren sondern nur erworben. Äußere      
  19 Vorstellungen wozu auch die des Korpers des Embryo gehort werden      
  20 als solche nur erzeugt indem die empfindungen das Vorstellungsvermögen      
  21 nach dieser Form afficiren.      
           
           
    378.      
  23 Von D. Petersen.      
           
  24 St. Petersburg d. 1 . Sept: alt: St: 1789.      
           
  25 S. T.      
           
  26 Dieser Brief, dessen Verfasser Ihnen, verehrungswürdiger Herr      
  27 Professor, ganz unbekannt ist, den aber wahre innige Achtung gegen      
  28 Sie erfüllt, wagt es, Sie, bey einem von ihm zu fassenden Entschluß,      
  29 um Ihren Rath zu ersuchen. Er hoft, daß Sie ihm denselben nicht      
  30 versagen werden und glaubt von dem edlen Mann, wegen seines Zutrauens      
  31 zu ihm, keiner Verzeihung zu bedürfen.      
           
  32 Der Ueberbringer dieses Brief, ehemahliger Bibliothekair bey der      
  33 hiesigen Akademie, ist mein Freund und wird mir Ihre Meinung über      
  34 die Ausführbarkeit meines Entschlusses schreiben, wie Sie sie ihm      
  35 gütigst mündlich sagen wollten. Ich traue es Ihrer Güte völlig zu,      
  36 daß Sie mir eine schriftliche Antwort nicht abschlagen würden; es ist      
           
     

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