Kant: AA XI, Briefwechsel 1789 , Seite 068 |
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Text (Kant):
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| 01 | dieses vergeßen, sondern stets wird sich dieses mit der grösten Dankbarkeit | ||||||
| 02 | und Erkenntlichkeit erinnern | ||||||
| 03 | Ihr | ||||||
| 04 | ergebener Diener | ||||||
| 05 | Friedrich Nicolovius. | ||||||
| 370. | |||||||
| 07 | Von Salomon Maimon. | ||||||
| 08 | Iuli 1789. | ||||||
| 09 | Verehrungswürdiger Mann! | ||||||
| 10 | Wenn ich es gewagt habe, Ihnen einige Bogen zur Beurtheilung | ||||||
| 11 | zuzuschiken, die Untersuchungen über Gegenstände enthalten, die Sie | ||||||
| 12 | in Ihren unsterblichen Werken abgehandelt haben; so geschah es | ||||||
| 13 | keinesweges aus einer falschen Besorgniß, als würde ich Ihnen zuwiederhandeln, | ||||||
| 14 | wenn ich diese Untersuchungen der Welt öffentlich vorlegte, | ||||||
| 15 | ohne sie zuvor Ihrem Urtheil unterworfen zu haben, selbst | ||||||
| 16 | alsdenn nicht, wenn sie Punkte enthielten in denen ich meine Denkungsart | ||||||
| 17 | der Ihrigen nicht ganz anpaßen konnte. Ich bin mir bewust, | ||||||
| 18 | daß nichts als Liebe zur Wahrheit mich zu Untersuchungen dieser | ||||||
| 19 | Art anspornet, u. weiß, daß diese den großen Mann zu keiner Zeit | ||||||
| 20 | und unter keiner Gestalt beleidigen kann. Bloße Vorsicht und gerechte | ||||||
| 21 | Schüchternheit war es, die mich Ihr Urtheil über meine Gedanken | ||||||
| 22 | vor ihrer öffentlichen Bekanntmachung hat erbitten laßen, und | ||||||
| 23 | ich glaubte so meiner Schrift den größren Theil ihres Zwekes sichren | ||||||
| 24 | zu müßen, damit sie denn ihr ferneres Schiksal ruhig abwarte. Indeßen | ||||||
| 25 | hat Ihre äußerst gütige Zuschrift an mich sowohl, als die mir | ||||||
| 26 | durch HE D: Herz mitgetheilten Anmerkungen, alles übertroffen, was | ||||||
| 27 | ich mir je schmeichlen durfte. Daß ein Kant einige Augenblike seiner | ||||||
| 28 | der Welt so wichtigen Zeit auf die Versuche eines nach Wahrheit | ||||||
| 29 | forschenden, der sich bestrebt die Ideen des großen Mannes den | ||||||
| 30 | Seinigen anzupaßen anwendet, daß er sie seines Beyfalls nicht ganz | ||||||
| 31 | unwürdig findet, u. ihrem Verfaßer sogar das Zeugnis giebt, in den | ||||||
| 32 | Sinn des großen Mannes eingedrungen, ihn verstanden zu haben, u. | ||||||
| 33 | daß er endlich sich noch der Mühe unterziehet, ihn durch Anmerkungen | ||||||
| 34 | u. Lehren zu unterweisen; alles dis, ich wiederhole es, hat auch meine | ||||||
| 35 | gespannteste Hoffnung übertroffen. Ich fühle mich nun mit neuen | ||||||
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