Kant: AA X, Briefwechsel 1785 , Seite 403 |
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| 01 | Fast befürchte ich unbescheiden zu werden, wenn ich noch eine | ||||||
| 02 | Bitte wage, daß es doch Ew. Wohlgeb. gefällig seyn möchte, die Mühe | ||||||
| 03 | einer kurzen Anzeige und Beurtheilung meiner Schrift für die hiesige | ||||||
| 04 | Allgemeine Litteraturzeitung zu übernehmen; wofür ich mich ganz besonders | ||||||
| 05 | verbunden achten würde. | ||||||
| 06 | Ich bin mit ungeheuchelter Verehrung | ||||||
| 07 | Ew. Wohlgeb. | ||||||
| 08 | gehorsamster Diener | ||||||
| 09 | Ioh. Aug. Heinr. Ulrich. | ||||||
| 240. | |||||||
| 11 | Von Iohann Erich Biester. | ||||||
| 12 | Berlin, d. 5. Iun. 1785. | ||||||
| 13 | Verzeihen Sie, theurester Mann, daß ich Ihnen nicht eher geantwortet | ||||||
| 14 | habe. Ein hartnäkkiges Flußfieber, welches mich mehrere | ||||||
| 15 | Monate durch im Bette hielt, machte es mir schlechterdings unmöglich. | ||||||
| 16 | Ich freue mich, u. ich danke Ihnen herzlich, daß Sie mir zuweilen | ||||||
| 17 | Aufträge geben wollen, wodurch ich doch einigermaßen in Stand gesetzt | ||||||
| 18 | werde, Ihnen meine Ergebenheit zu beweisen. Sobald ich dazu im | ||||||
| 19 | Stande war, schrieb ich an unsern Minister, u. redete hernach mündlich | ||||||
| 20 | mit ihm, über Ihren Wunsch, dem H. Hippel die Pfarre zu Cremitten | ||||||
| 21 | zuzuwenden. - Allein, der Minister, der (wie er mich noch | ||||||
| 22 | bei dieser Gelegenheit versicherte) eine Empfehlung von Ihnen seiner | ||||||
| 23 | ganzen Achtung würdigt, fand hierbei doch mehr Schwierigkeiten, als | ||||||
| 24 | ich geglaubt hätte. Die Hauptsache ist eigentlich: daß weder er noch | ||||||
| 25 | das Oberkonsistorium mehr wagen, eine Landpfarre mit einem von | ||||||
| 26 | ihnen gewählten Subjekt zu besetzen; denn sowohl wenn sie mit der | ||||||
| 27 | Wählung u. Bestimmung beschäftiget sind, als auch wenn die Ertheilung | ||||||
| 28 | der Pfarre u. die Auslieferung des Patents völlig geschehen ist, tritt | ||||||
| 29 | die Gemeine selbst den König an, u. erbittet sich Iemand zum Pfarrer. | ||||||
| 30 | (Oft einen ganz Unwissenden, höchst Iungen, oft einen der einige Mitglieder | ||||||
| 31 | der Gemeine bestochen hat; ja wie sich auch schon gefunden hat, | ||||||
| 32 | zuweilen schreibt der Pfarrer selbst im Namen der Gemeine an den | ||||||
| 33 | König, ohne daß diese was davon weiß.) Der König aber bewilligt | ||||||
| 34 | solche Gesuche der Gemeinen beständig (weil er glaubt, in Dingen die | ||||||
| 35 | ihm gleichgültig scheinen, nicht zu viel nachgeben zu können, u. stößt | ||||||
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