Kant: AA X, Briefwechsel 1784 , Seite 373 |
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Text (Kant):
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| 01 | dazu haben sollten, ich mich zu emphelen gehorsamst bitte: | ||||||
| 02 | Izt aber kann ich nicht an Sie schreiben. | ||||||
| 03 | Rechtschaffener Mann, Sie befinden sich in einer Lage, daß Sie es | ||||||
| 04 | können, brauchen Sie Ihre Feder noch, um die Sache der Vernunft | ||||||
| 05 | und Menschlichkeit, durch irgend etwas Frappantes zu führen. - Doch | ||||||
| 06 | Sie werden von allem was ich Ihnen geschriben, vermuthlich nun | ||||||
| 07 | schon mehr wißen. | ||||||
| 08 | Leben Sie wohl! erinnern Sie sich noch bisweilen meiner. Mit | ||||||
| 09 | innigst gerührter Seele denke ich noch immer an Sie und Ihren edlen | ||||||
| 10 | Freund, dem ich mich tausendmahl zu emphelen bitte. Mit der innigsten | ||||||
| 11 | Neigung, Verehrung und Hochachtung bin ich ewig | ||||||
| 12 | Ew. Wohlgeb. | ||||||
| 13 | W. den 15 März 84 | W. den 15 März 84 treuester und gehorsamter | |||||
| 14 | Pl. | ||||||
| 227. | |||||||
| 16 | An Carl Daniel Reusch. | ||||||
| 17 | 29. März 1784. | ||||||
| 18 | Ew: Wohlgeb: urtheilen ganz recht, daß das Gutachten des HEn | ||||||
| 19 | D. Reimarus, nach der Art eines consilii medici, kaum einen anderen | ||||||
| 20 | Bewegungsgrund zur Abänderung einiger in Ihrem wohlüberdachten | ||||||
| 21 | Proiecte anzutreffenden Puncte gehabt habe, als um die Anfrage an | ||||||
| 22 | ihn nicht für gantz überflüßig zu erklären. | ||||||
| 23 | Da auf die Anfrage des Magistrats, wegen des Krummbiegens | ||||||
| 24 | der Stangen durch den Blitz, von Seiten der Falcultaet noch eine Antwort | ||||||
| 25 | gegeben werden muß, so werden Ew: Wohlgeb: die Güte haben, | ||||||
| 26 | solche nach Dero Kentnis aufzusetzen, indem ich von diesem Vorfalle | ||||||
| 27 | nicht unterrichtet bin. | ||||||
| 28 | Weil übrigens der Magistrat uns um unser Urtheil über das | ||||||
| 29 | Gutachten des HEn D. Reimarus nicht befragt hat, sondern nur dem | ||||||
| 30 | Meister Nachtigall (vemuthlich wenn er Ew: Wohlgeb: darum ersuchen | ||||||
| 31 | wird) Ihren Rath nicht abzuschlagen gebeten, so dächte ich, daß, ausser | ||||||
| 32 | der dahin zu äußernden Bereitwilligkeit, der sich Ew: Wohlgeb. gütigst | ||||||
| 33 | zu unterziehen belieben wollen, weiter kein Urtheil über die Reimarische | ||||||
| 34 | Vorschläge gefället werden dürfte. Wolte man mit der äußersten Vorsichtigkeit | ||||||
| 35 | allen künftig zu besorgenden Vorwürfen vorbeugen, so könnte | ||||||
| 36 | mit wenig Worten noch angehängt werden: daß, da die Falcultaet | ||||||
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