Kant: AA X, Briefwechsel 1759 , Seite 018

     
           
 

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    13.      
  02 An Iohann Gotthelf Lindner.      
           
  03 28. Oct. 1759.      
           
  04 Hochedelgebohrner Herr      
           
  05 Hochzuehrender Herr Magister      
           
  06 Ich bediene mich der Bereitwilligkeit des Herren Behrens Ew:      
  07 Hochedelgeb: vor die gütige attention die Sie mehrmalen in Ansehung      
  08 meiner zu äußern beliebt haben meinen verbindlichsten Dank abzustatten      
  09 um desto mehr da ich das Glück einen so würdigen u. schätzbaren      
  10 Freund an ihm erlangt zu haben zum Theil der Idee beymeße      
  11 die Sie wie ich vermuthe nach Ihrer gütigen Art ihm von mir zum      
  12 voraus werden gegeben haben. Ich erkenne die Empfehlungen der von      
  13 Riga hieher geschickten Studierenden als eine Verbindlichkeit die mir      
  14 auferlegt ist von ihrem Betragen Rechenschaft oder Nachricht abzustatten      
  15 und kan in Ansehung der Herren Schwartz u. Willmsen dieses auf eine      
  16 mir und Ihnen angenehme Art thun indem diese beyde Herren den      
  17 AnfangsEifer der gemeinhin nicht lange zu dauren pflegt mit soviel      
  18 regelmäßigkeit souteniren daß ich von ihnen die besten Folgen erwarte.      
  19 Ich wünsche daß ich von Herren Holst auch rühmen könte daß er      
  20 außer seiner allgemeinen Gefälligkeit wodurch er sich Liebe erwirbt auch      
  21 durch eben dergleichen Tüchtigkeit in Ansehung der HauptAbsicht seines      
  22 Hierseyns bedacht wäre Ansprüche auf wahre Hochachtung zu machen.      
  23 Ich weis nicht welche kleine Verleitungen oder entbehrliche Zeitkürzungen      
  24 ihn abziehen mögen allein meiner Meinung nach würde es etwas zu      
  25 Abhelfung dieser Hinderniße beytragen wenn man es gut fände daß er      
  26 in unserer Gesellschaft darinn HE. Schwartz speißt gleichfals speisen      
  27 möchte. Denn weil er daselbst alle Tage exponirt wäre mir Rechenschaft      
  28 zu geben so würden die Ausflüchte bald alle erschöpft seyn      
           
  29 Ich bin recht sehr erfreut von jedermann zu erfahren daß Ew:      
  30 Hochedelgeb. gewußt haben ihre Verdienste auf einem Schauplatze wo      
  31 man vermögend ist sie zu schätzen u. zu belohnen zu zeigen und da      
  32 es Ihnen gelungen ist sich über die elende Buhlereyen um den Beyfall      
  33 und die abgeschmackte Einschmeichelungskünste hinweg zu setzen      
  34 welche hier großthuerische kleine Meister die höchstens nur schaden können      
  35 denen auferlegen welche gerne ihre Belohnung verdienen und nicht erschleichen      
  36 möchten. Ich meines theils sitze täglich vor dem Ambos      
  37 meines Lehrpults und führe den schweeren Hammer sich selbst ähnlicher      
           
     

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