Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 100 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
| 01 | welche als das Schema der Verstandesbegriffe die Subsumtion | ||||||
| 02 | der letzteren unter die erste vermittelt. | ||||||
| 03 | Nach demjenigen, was in der Deduction der Kategorien gezeigt worden, | ||||||
| 04 | wird hoffentlich niemand im Zweifel stehen, sich über die Frage zu | ||||||
| 05 | entschließen: ob diese reine Verstandesbegriffe von blos empirischem oder | ||||||
| 06 | auch von transscendentalem Gebrauche sind, d. i. ob sie lediglich als Bedingungen | ||||||
| 07 | einer möglichen Erfahrung sich a priori auf Erscheinungen beziehen, | ||||||
| 08 | oder ob sie als Bedingungen der Möglichkeit der Dinge überhaupt | ||||||
| 09 | auf Gegenstände an sich selbst (ohne einige Restriction auf unsre Sinnlichkeit) | ||||||
| 10 | erstreckt werden können. Denn da haben wir gesehen, daß Begriffe | ||||||
| 11 | ganz unmöglich sind, noch irgend einige Bedeutung haben können, | ||||||
| 12 | wo nicht entweder ihnen selbst, oder wenigstens den Elementen, daraus | ||||||
| 13 | sie bestehen, ein Gegenstand gegeben ist, mithin auf Dinge an sich (ohne | ||||||
| 14 | Rücksicht, ob und wie sie uns gegeben werden mögen) gar nicht gehen können; | ||||||
| 15 | daß ferner die einzige Art, wie uns Gegenstände gegeben werden, | ||||||
| 16 | die Modification unserer Sinnlichkeit sei, endlich daß reine Begriffe | ||||||
| 17 | a priori außer der Function des Verstandes in der Kategorie noch formale | ||||||
| 18 | Bedingungen der Sinnlichkeit (namentlich des innern Sinnes) | ||||||
| 19 | a priori enthalten müssen, welche die allgemeine Bedingung enthalten, | ||||||
| 20 | unter der die Kategorie allein auf irgend einen Gegenstand angewandt | ||||||
| 21 | werden kann. Wir wollen diese formale und reine Bedingung der Sinnlichkeit, | ||||||
| 22 | auf welche der Verstandesbegriff in seinem Gebrauch restringirt | ||||||
| 23 | ist, das Schema dieses Verstandesbegriffs und das Verfahren des Verstandes | ||||||
| 24 | mit diesen Schematen den Schematismus des reinen Verstandes | ||||||
| 25 | nennen. | ||||||
| 26 | Das Schema ist an sich selbst jederzeit nur ein Product der Einbildungskraft; | ||||||
| 27 | aber indem die Synthesis der letzteren keine einzelne Anschauung, | ||||||
| 28 | sondern die Einheit in der Bestimmung der Sinnlichkeit allein zur | ||||||
| 29 | Absicht hat, so ist das Schema doch vom Bilde zu unterscheiden. So, | ||||||
| 30 | wenn ich fünf Punkte hinter einander setze: ..... , ist dieses ein Bild | ||||||
| 31 | von der Zahl fünf. Dagegen wenn ich eine Zahl überhaupt nur denke, | ||||||
| 32 | die nun fünf oder hundert sein kann, so ist dieses Denken mehr die Vorstellung | ||||||
| 33 | einer Methode, einem gewissen Begriffe gemäß eine Menge (z. E. | ||||||
| 34 | Tausend) in einem Bilde vorzustellen, als dieses Bild selbst, welches ich | ||||||
| 35 | im letztern Falle schwerlich würde übersehen und mit dem Begriff vergleichen | ||||||
| 36 | können. Diese Vorstellung nun von einem allgemeinen Verfahren | ||||||
| [ Seite 099 ] [ Seite 101 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
|||||||