Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 098

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 und Kriterien aller Erkenntniß der Dinge überhaupt und legen      
  02 ihr die Kategorien der Quantität, nämlich der Einheit, Vielheit und      
  03 Allheit, zum Grunde, nur daß sie diese, welche eigentlich material, als      
  04 zur Möglichkeit der Dinge selbst gehörig, genommen werden müßten, in      
  05 der That nur in formaler Bedeutung, als zur logischen Forderung in Ansehung      
  06 jeder Erkenntniß gehörig, brauchten und doch diese Kriterien des      
  07 Denkens unbehutsamer Weise zu Eigenschaften der Dinge an sich selbst      
  08 machten. In jedem Erkenntnisse eines Objects ist nämlich Einheit des      
  09 Begriffs, welche man qualitative Einheit nennen kann, so fern darunter      
  10 nur die Einheit der Zusammenfassung des Mannigfaltigen der Erkenntnisse      
  11 gedacht wird, wie etwa die Einheit des Thema in einem Schauspiel,      
  12 einer Rede, einer Fabel. Zweitens Wahrheit in Ansehung der      
  13 Folgen. Je mehr wahre Folgen aus einem gegebenen Begriffe, desto mehr      
  14 Kennzeichen seiner objectiven Realität. Dieses könnte man die qualitative      
  15 Vielheit der Merkmale, die zu einem Begriffe als einem gemeinschaftlichen      
  16 Grunde gehören (nicht in ihm als Größe gedacht werden), nennen.      
  17 Endlich drittens Vollkommenheit, die darin besteht, daß umgekehrt diese      
  18 Vielheit zusammen auf die Einheit des Begriffes zurückführt und zu diesem      
  19 und keinem anderen völlig zusammenstimmt, welches man die qualitative      
  20 Vollständigkeit (Totalität) nennen kann. Woraus erhellt, daß      
  21 diese logische Kriterien der Möglichkeit der Erkenntniß überhaupt die drei      
  22 Kategorien der Größe, in denen die Einheit in der Erzeugung des Quantum      
  23 durchgängig gleichartig angenommen werden muß, hier nur in Absicht      
  24 auf die Verknüpfung auch ungleichartiger Erkenntnißstücke in      
  25 einem Bewußtsein durch die Qualität eines Erkenntnisses als Princips      
  26 verwandeln. So ist das Kriterium der Möglichkeit eines Begriffs (nicht      
  27 des Objects derselben) die Definition, in der die Einheit des Begriffs,      
  28 die Wahrheit alles dessen, was zunächst aus ihm abgeleitet werden mag,      
  29 endlich die Vollständigkeit dessen, was aus ihm gezogen worden, zur      
  30 Herstellung des ganzen Begriffs das Erforderliche desselben ausmacht;      
  31 oder so ist auch das Kriterium einer Hypothese die Verständlichkeit      
  32 des angenommenen Erklärungsgrundes oder dessen Einheit (ohne      
  33 Hülfshypothese), die Wahrheit (Übereinstimmung unter sich selbst und      
  34 mit der Erfahrung) der daraus abzuleitenden Folgen und endlich die      
  35 Vollständigkeit des Erklärungsgrundes zu ihnen, die auf nichts mehr      
  36 noch weniger zurückweisen, als in der Hypothese angenommen worden,      
  37 und das, was a priori synthetisch gedacht war, a posteriori analytisch      
           
     

[ Seite 097 ] [ Seite 099 ] [ Inhaltsverzeichnis ]