Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 655 |
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| 01 | ihr aber unabhängig von der Erfahrung: warum sollte es ihr nicht über | |||||||||
| 02 | alle Grenzen moglicher Erfahrung hinaus (innerhalb deren sich doch noch | |||||||||
| 03 | die Mathematik hält) bis zur Erreichung jenes El Dorado (g d. i. ) des Ubersinnlichen | |||||||||
| 04 | gelingen. — Vor Erscheinung der Crit. d. r. V. hat jederma nn | |||||||||
| 05 | so gedacht, daher auch so viel metaphysische Systeme und in der That | |||||||||
| 06 | wie — das Organon bricht ab. | |||||||||
| 07 | Es scheint, daß, wenn man einräumt, die Seele sey Substanz, ihr | |||||||||
| 08 | auch wie den Körpern Beharrlichkeit müsse eingeräumt werden. Wir | |||||||||
| 09 | können aber in an der Seele gar nichts beharlichs, wie z. B. am Korper | |||||||||
| 10 | die Schwere oder Undurchdringlichkeit, erkennen. — Also ist der Begrif | |||||||||
| 11 | von der Seele als Substanz nur der Begrif einer bloßen Categor ie des | |||||||||
| 12 | Subjects zum Unterschiede von dem inhärirenden Accidens, Ein Begrif | |||||||||
| 13 | dessen von einem Object, dessen Moglichkeit gar nicht a priori erkennbar | |||||||||
| 14 | ist. | |||||||||
6335. ω3. L Bl. Bonner Universitätsbibliothek. S. I, II. |
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| 16 | S. I: | |||||||||
| 17 | Grundris der Metaphysik. Die Nachforschung der Gesetze der | |||||||||
| 18 | Natur, welche den Anfang aller Philosophie ausmacht, konnte nicht geschehen, | |||||||||
| 19 | ohne daß man bey vielen derselben auch außer der Wirklichkeit | |||||||||
| 20 | und empirischer Allgemeinheit sich zugleich der Nothwendigkeit derselben | |||||||||
| 21 | bewust wurde, ohne doch diese als Erkentnisse a priori von den anderen, | |||||||||
| 22 | die empirischen Ursprungs sind, eben sorgfältig abzusondern und in einem | |||||||||
| 23 | eigenen Systeme zusammengeordnet aufzustellen. Zu was wäre dieses auch | |||||||||
| 24 | nöthig gewesen, wenn man, wie es auch noch in der Naturforschung geschieht, | |||||||||
| 25 | mit jenen Gesetzen in concreto auslangen konnte, ohne sie eben in | |||||||||
| 26 | ihrer abstracten Form zu untersuchen und zu würdigen. So verfuhr | |||||||||
| 27 | Newton mit dem Satz der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung — | |||||||||
| 28 | ähnlich den Rednern, die lange die grammatische Regeln befolgten, ehe sie | |||||||||
| 29 | an eine Grammatik dachten, welche mit ihrer Ausübung eher die Grammatiker | |||||||||
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