Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 054 |
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| 01 | dem gemeinen Besten hülfreiche hand zu bieten und die Fehler als nebensachen | |||||||||
| 02 | zu tractiren. Es ist vor die gesammte Vernunft traurig, alles zu | |||||||||
| 03 | zerstöhren. | |||||||||
| 04 | Da es eitel gewesen wäre, mir so außerordentliches Glük oder ausnehmende | |||||||||
| 05 | Scharfsinnigkeit zuzutrauen, daß ich nach derselben Methode | |||||||||
| 06 | alle Fallgruben verhüten und unt auf so Verworrenem Boden allein den | |||||||||
| 07 | rechten Weg treffen würde, so habe ich einen glüklicheren ausgang, als | |||||||||
| 08 | alle meine Vorgänger gehabt haben, blos von der Gemüthsverfassung erwartet, | |||||||||
| 09 | in die ich mich versetzte und beständig erhielt; imgleichen von der | |||||||||
| 10 | Länge der Zeit, welche hindurch ich das Gemüth zu jeder neuen Belehrung | |||||||||
| 11 | offen hielt, welche Stüke ich zweifle, daß sie jemals einer vor mir beobachtet | |||||||||
| 12 | hätte. Ich habe auf dem Boden der in dem Gebiete der Philosophie | |||||||||
| 13 | der reinen Vernunft mich noch nirgend ansaßig gemacht, ich habe keine | |||||||||
| 14 | große Bücher darin geschrieben und meine Eitelkeit in die Nothwendigkeit | |||||||||
| 15 | Versetzt, sie zu vertheidigen und bey einerley Meinung zu bleiben. | |||||||||
| 16 | M XXXII: | |||||||||
| 17 | Ich habe so gar die kleinen Versuche, die ich davon ausstreuete, um | |||||||||
| 18 | nicht ganz müßig zu scheinen, niemals wiederum angesehen, um nicht auf | |||||||||
| 19 | einerley Stelle geheftet zu bleiben, und die Critik derselben traf mich nicht | |||||||||
| 20 | mehr von andern, deren gelindigkeit mir doch den Muth nicht benahm | |||||||||
| 21 | bricht ab? | |||||||||
4993. υ?2-3. M XXXII. E II 72. 1766. |
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| 23 | Bey der mathematik kan man wohl die Eintheilung machen in die | |||||||||
| 24 | reine und angewandte Mathematic, denn die Gegenstände der Erfahrung | |||||||||
| 25 | geben keine principia mathematica, sondern diese werden nur | |||||||||
| 26 | auf sie angewandt. Allein die philosophie muß man in die reine und | |||||||||
| 27 | empirische eintheilen, weil in der letzteren sogar gewisse principia philosophica | |||||||||
| 28 | liegen, die in der ersten undeterminirt sind. Das allgemeine der | |||||||||
| 29 | Erfahrungen des inneren und äußeren Sinnes, wodurch sie alle moglich | |||||||||
| 30 | sind, ist die Grentze der reinen Vernunft a posteriori und also in der | |||||||||
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