Kant: AA XIV, Physische Geographie. , Seite 580 |
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| 01 | Allein es ist nicht nöthig, so viel zu verlangen. Wenn tiefer im Inwendigen | ||||||
| 02 | die Erde noch ein Chaos ist, in welchem nach und nach Materien | ||||||
| 03 | schweerer Art sich näher zum Mittelpunkte sencken, indem die leichtere, | ||||||
| 04 | welche vorher ohne Ordnung im Gemengsel vertheilt waren, steigen und | ||||||
| 05 | unter die festgewordene Rinde treten: so muß noch eben dasselbe, obgleich | ||||||
| 06 | in gringerem Grade, geschehen. Denn ein jedes theilchen schweerer | ||||||
| 07 | Art, was das vorher in größerem Abstande vom Mittelpunkte war, befindet | ||||||
| 08 | sich nach einiger Senkung am Ende eines kleinern Zirkelstrahls und | ||||||
| 09 | ist daselbst bestrebt, den kleinern Kreis seiner Umdrehung mit der ihm beywohnenden | ||||||
| 10 | Geschwindigkeit in kürtzerer Zeit zu beschreiben und mithin die | ||||||
| 11 | tägliche Umdrehung der Erde zu beschleunigen, welche Wirkung zwar dadurch | ||||||
| 12 | (g etwas ) verringert wird, daß die leichtere Materien, aus ihren | ||||||
| 13 | Stellen vertrieben, dagegen größere Höhen gewinnen, wo sie mehr Kraft | ||||||
| 14 | ihrer mechanischen Lage mehr wiederstehen, aber nicht gäntzlich aufgehoben | ||||||
| 15 | wird, weil die Größere Dichtigkeit jener Materien einen sichern Überschuß | ||||||
| 16 | über diesen Wiederstand austragen muß. | ||||||
| 17 | S. IV: | ||||||
| 18 | Wenn demnach die feste S an der obersten festen Erdrinde von | ||||||
| 19 | dem Inwendigen seines weichen Klumpens (g sich ) nach und nach neue | ||||||
| 20 | Schichten ansetzen und erhärten und so allmählig das ehedem gäntzlich | ||||||
| 21 | flüßige Chaos von der Oberfläche zum Mittelpunkte hin fest wird, so | ||||||
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