Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 286 |
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| 01 | In den Philippinischen Inseln regieren des Jahres zwei Wechselwinde, | ||||||
| 02 | ein Nordostwind die Herbst= und Wintermonate und dann ein | ||||||
| 03 | Südwestwind die übrige Zeit hindurch. Jener, ob er gleich über das | ||||||
| 04 | Südmeer weht, ist trocken. Ein gleiches ist in Ost= und Westindien | ||||||
| 05 | zu merken, z. E. in der Gegend von Neu=Cartagena. | ||||||
| 06 | Die Südwestwinde, die über das Atlantische Meer wehen und sonst | ||||||
| 07 | nur feuchtes Wetter bringen, sollen heiteres und trockenes Wetter verursachen. | ||||||
| 08 | Dagegen sind nur die Westwinde feucht. Dies geschieht auch | ||||||
| 09 | selbst auf der Stillen See, da die Ostwinde heiter Wetter geben, die Westwinde | ||||||
| 10 | aber, die über die See gehen, regenhaftes. Die Ursachen sollen | ||||||
| 11 | im Folgenden erklärt werden. | ||||||
| 12 | Wenn ein Wind eine Luft mit sich führt, die kühler als der menschliche | ||||||
| 13 | Körper ist: so kühlt er. Ist seine mitgebrachte Luft aber heißer als | ||||||
| 14 | dieser, so erhitzt er denselben desto mehr, je schneller er geht. Solche | ||||||
| 15 | heiße Winde sind hin und wieder in den heißen Erdstrichen anzutreffen, | ||||||
| 16 | wie der Chamsin in Ägypten, vornehmlich der Samiel in Persien, | ||||||
| 17 | Arabien und Syrien sind die ärgsten. Sie blasen mit einer Hitze, als | ||||||
| 18 | wenn sie aus einem Feuerofen kämen. Dieser Wind Samiel sieht röthlich | ||||||
| 19 | aus. Er weht vornehmlich im Juni bis August und ist insonderheit | ||||||
| 20 | am Persischen Meerbusen zu spüren. Die Perser meinen, daß er seine | ||||||
| 21 | giftigen Eigenschaften von einem Kraute, Golbat Samoar genannt, | ||||||
| 22 | welches häufig in der Wüste von Kerman wächst, habe, weil der Wind, | ||||||
| 23 | der über dieses streicht, seinen Blumenstaub fortführt. Es scheint aber | ||||||
| 24 | der Wahrheit ähnlicher, daß, weil alle diese Gegenden viel Naphtha, insonderheit | ||||||
| 25 | in ihrem Boden enthalten, das Saure der Salzpartikelchen, | ||||||
| 26 | die der persische Wind mit sich führt, mit diesen ölichten Dämpfen aufbrause, | ||||||
| 27 | sich erhitze und die rothe Farbe zuwege bringe. Der Wind Samiel | ||||||
| 28 | tödtet, wenn er heftig geht, sehr schnell. Meinungen von dem plötzlichen | ||||||
| 29 | Sterben der Israeliten und dem Heere Sanheribs. | ||||||
| 30 | Es giebt in Arabien, ingleichen in den ägyptischen Sandwüsten | ||||||
| 31 | auch Winde, die Reisende im Sande begraben. Daher die Mumien ohne | ||||||
| 32 | Balsamirung entstehen. | ||||||
| 33 | Winde, die von den Spitzen hoher Berge kommen, sind alle kalt; daher | ||||||
| 34 | selbst in Guinea der Nordostwind ( Terreno ), der von den im innern | ||||||
| 35 | Theile des festen Landes befindlichen Gebirgen kommt, große Trockenheit | ||||||
| 36 | und Kälte bringt. Winde, deren Züge gegen einander streben, bringen | ||||||
| 37 | erstlich Windstillen, dann plötzlichen Sturm, Platzregen und Gewitter zuwege. | ||||||
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