Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 283 |
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| 01 | bis dahin extendiren wollte, wo die leuchtenden Meteore entstehen: z. E. | ||||||
| 02 | Nordlichter, Feuerkugeln u. a. m., so würden viele deutsche Meilen erfordert | ||||||
| 03 | werden, ihre Höhe zu bestimmen. | ||||||
| 04 | Die letzte Region fängt an, wo die zweite aufhört, und geht bis | ||||||
| 05 | zur Grenze des Luftkreises. Man bestimmt diesen durch die Höhe der | ||||||
| 06 | Dämmerung, welche neun und eine halbe deutsche Meile hoch gefunden wird. | ||||||
| 07 | Die Luft hat folgende Eigenschaften: | ||||||
| 08 | Erstens, sie ist feucht. Alle Luft hat zwar Feuchtigkeiten in sich, wenn | ||||||
| 09 | diese aber in ihren Zwischenräumen wohl vertheilt sind, so ist sie | ||||||
| 10 | heiter und wird für trocken gehalten. In einigen Gegenden wird | ||||||
| 11 | sie mit feuchten Dünsten übermäßig beladen, wie in morastigen und | ||||||
| 12 | waldichten Gegenden, z. E. in der nördlichen Gegend der Landenge | ||||||
| 13 | von Panama. Oder sie ist: | ||||||
| 14 | Zweitens sehr trocken, wie in Persien, Arabien, im obern Theile von | ||||||
| 15 | Ägypten, wo man die Luft durch künstliche Springbrunnen oder gesprengtes | ||||||
| 16 | Wasser in den Zimmern anfeuchten muß, weil sie sonst der | ||||||
| 17 | Lunge schädlich werden würde. | ||||||
| 18 | Drittens, sie enthält Salze in sich; z. E. die Salpetersäure, welche | ||||||
| 19 | man durch dazu bereitete Erde aus der Luft anzieht. Daher haben | ||||||
| 20 | die mit Salz bedeckten Felder in Persien und am Cap ihr Salz | ||||||
| 21 | vermuthlich von dem, was Regenbäche aus salzigem Boden ausgewaschen | ||||||
| 22 | und über niedrigere Felder geführt haben. Auch vielleicht | ||||||
| 23 | etwas Kochsalzgeist, daher die corrosivische Luft auf den Azorischen | ||||||
| 24 | Inseln. Ingleichen der aus der Luft sich angesetzte Mauersalpeter | ||||||
| 25 | oder Aphronitrum. Ölichte und selbst mineralische Theile hält sie | ||||||
| 26 | auch hin und wieder in großen oder kleinen Quantitäten in sich. Die | ||||||
| 27 | Seeluft ist von andern Eigenschaften als die Landluft. | ||||||
| 28 | Viertens, einige Luft ist sehr rein; daher das ruhige und heitere Licht | ||||||
| 29 | der Sterne in Persien, Arabien und Chaldäa, wodurch vielleicht die | ||||||
| 30 | Astronomie in diesen Gegenden noch erleichtert worden, vornehmlich | ||||||
| 31 | da man daselbst die Sommermonate hindurch auf Dächern unter | ||||||
| 32 | freiem Himmel schläft. | ||||||
| 33 | Fünftens, einige Luft ist wegen ihrer Gesundheit, andere wegen ihrer | ||||||
| 34 | Ungesundheit berüchtigt. Alle sehr waldichten und sumpfichten Länder | ||||||
| 35 | sind wegen ihrer ruhigen Feuchtigkeit ungesund und bringen Fieber | ||||||
| 36 | zuwege. Z. E. Virginien beim Anfange der Colonien daselbst; | ||||||
| 37 | vornehmlich wenn mit dieser Feuchtigkeit eine große Hitze verbunden | ||||||
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