Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 220  | 
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| 01 | in den Euripus gestürzt haben, weil er die Ursache jener Bewegung | ||||||
| 02 | desselben für unergründlich hielt. | ||||||
| 03 | Anmerkung. Nach Plutarchs Bericht war Pytheas von Massilien | ||||||
| 04 | der erste, welcher bereits die Ebbe und Fluth auf den Mondeslauf zurückführte, | ||||||
| 05 | und es wäre ein Wunder, daß erst Newton die Wahrheit dieser Bemerkung | ||||||
| 06 | darthat, wäre nicht ein so großer Unterschied zwischen der bloßen | ||||||
| 07 | Wahrnehmung, daß etwas so sei, und dem Beweise, daß es so sein müsse | ||||||
| 08 | und nicht anders sein könne. Dieser Beweis beruhte hier aber auf dem Begriffe | ||||||
| 09 | der Attraction. Man vergleiche noch zu diesem Gegenstande: Philos. | ||||||
| 10 | nat. princip. mathem. auct. Is. Newtons cum comment. LE SUEUR et | ||||||
| 11 | JACQUIER. T. III Genev. 1760. gr. 4., wo sich zugleich die nähern Untersuchungen | ||||||
| 12 | von Dan. Bernoulli, Mac=Laurin und Euler befinden. Ferner | ||||||
| 13 | Gehler a. a. O. Art: Ebbe und Fluth. Hube Unterr. in der Naturlehre. | ||||||
| 14 | Th. III Leipz. 1794. Über die besondern, auf Ebbe und Fluth Bezug | ||||||
| 15 | habenden Bewegungen im Euripus s. Fabri's Geistik, S. 410. u. f. | ||||||
| 16 | §. 34. | 
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| 17 | Außer dieser Anziehungskraft, welche sich durch den ganzen leeren | ||||||
| 18 | Raum erstreckt, ist keine Einwirkung einer fremden Kraft auf unsere Erde | ||||||
| 19 | außer der des Lichtes zu verspüren. Es scheint dieses nur eine zitternde | ||||||
| 20 | Bewegung des Äthers zu sein, so wie der Schall von der zitternden Bewegung | ||||||
| 21 | der Luft herrührt. Die einzige Sonne bringt in dieser Rücksicht | ||||||
| 22 | eine merkliche Veränderung hervor, indem der Mond ein 300000 mal | ||||||
| 23 | schwächeres Licht hat als die Sonne, und dieses daher, weil er nicht allein | ||||||
| 24 | viele Strahlen, die er von der Sonne erborgt, verschluckt, sondern auch | ||||||
| 25 | eine beträchtliche Anzahl derselben zurückwirft und zerstreut, daher auch | ||||||
| 26 | sein Licht, es mag noch so stark concentrirt werden, nicht die geringste | ||||||
| 27 | Wärme hervorbringt. Die Wirkung dieser Kraft der Sonne und der | ||||||
| 28 | übrigen Körper erstreckt sich aber wahrscheinlich nur bis auf die Oberfläche | ||||||
| 29 | der Erde. | ||||||
| 30 | Anmerkung 1. Sind die Naturforscher noch über irgend etwas in Ungewißheit: | ||||||
| 31 | so ist es die Natur und das Wesen des Lichts, von dem es noch | ||||||
| 32 | erst zur Evidenz muß erwiesen werden, ob wir es auf einen eigenthümlichen | ||||||
| 33 | Stoff zurückzuführen haben, oder ob es eine bloße Modification des Wärmestoffes | ||||||
| 34 | ist, oder ein Accidenz, eine Wirkung u. s. w. anderer Stoffe. Die im | ||||||
| 35 | Paragraph selbst vorgetragene Eulerische Hypothese hat indessen fast gänzlich | ||||||
| 36 | ihr Ansehen verloren, und die Newtonische ist dagegen durch die neuesten chemischen | ||||||
| 37 | Untersuchungen insofern als die wahrscheinlichste erschienen, daß das | ||||||
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