Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 203 |
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| 01 | Die größte Schwierigkeit aber ist diese, daß das Schiff zu diesem | ||||||
| 02 | Behuf viele Steinkohlen mit sich führen muß. Ist es kein Handlungsschiff, | ||||||
| 03 | sondern geht nur auf Entdeckungen aus, dann ist das immer möglich, | ||||||
| 04 | nur nicht im umgekehrten Falle. | ||||||
| 05 | Das Meerwasser versüßt man durch Destillation, zu der beständig | ||||||
| 06 | drei Stücke erforderlich sind: der Destillirkolben nämlich, der Kühlhelm, | ||||||
| 07 | in dem die Dünste in die Höhe steigen und durch die Kälte zusammengezogen | ||||||
| 08 | werden, wodurch sie in Tropfen herunterfallen, und dann die | ||||||
| 09 | Vorlage, in die das Wasser, welches destilliren soll, hineinfließt. | ||||||
| 10 | In der Natur geht die Destillation auf dieselbe Weise vor sich, denn | ||||||
| 11 | das Flußwasser ist in eben der Art aus dem Meerwasser destillirt. Die | ||||||
| 12 | Sonne ist das Feuer, der Ocean der Destillirkolben, die oberste Region | ||||||
| 13 | aber oder die Atmosphäre ist der Kühlhelm, wohin die Dünste aufsteigen | ||||||
| 14 | und sich in Wolken sammeln. Die Erde endlich ist die Vorlage, in die | ||||||
| 15 | das Wasser abfließt. Weil aber auch einige flüchtige Salze mit in die | ||||||
| 16 | Höhe steigen, so ist es kein Wunder, daß wir kein vollkommnes reines | ||||||
| 17 | Wasser haben. | ||||||
| 18 | Die Bitterkeit des Seewassers rührt von dem Kalk her, denn alle | ||||||
| 19 | Producte des Seewassers sind kalkartig, und wenn dieser Kalk mit etwas | ||||||
| 20 | Salz in Verbindung tritt, so entsteht daraus die genannte Bitterkeit. | ||||||
| 21 | Späterhin hat man in England sowohl als in Frankreich eine andere, | ||||||
| 22 | noch zweckmäßigere Methode erfunden, um das Meerwasser vollkommen | ||||||
| 23 | süß zu machen. Noch ist aber endlich eine andere Art zu merken, wie man | ||||||
| 24 | aus dem Meerwasser das Salz absondert. Man macht nämlich in dem | ||||||
| 25 | Meere am Gestade eine Vertiefung oder Bassin, in welches man das Seewasser | ||||||
| 26 | hineinfließen läßt, woraus denn dasselbe von der Sonnenhitze ausgezogen | ||||||
| 27 | wird, und das Salz zurückbleibt, wie solches namentlich in Frankreich | ||||||
| 28 | geschieht. Da das auf diese Weise gewonnene Salz aber schwarz ist, | ||||||
| 29 | so muß dasselbe purificirt werden. Es heißt alsdann Baisalz, und das | ||||||
| 30 | spanische Baisalz von Cadix ist dem hallischen ähnlich. Das genuesische | ||||||
| 31 | ist auch weiß, aber etwas sauer, welches von dem Boden herrührt. Die | ||||||
| 32 | nördlichen Länder machen kein Salz, weil das Wasser nicht in einem so | ||||||
| 33 | hohen Grade salzig ist. An dem Eismeere kann man auch kein Salz | ||||||
| 34 | machen, ob es gleich salzig genug ist, denn dazu gehört eine wärmere Luftbeschaffenheit, | ||||||
| 35 | als die dortige es ist. | ||||||
| 36 | Anmerkung 1. Von der Destillation des Seewassers ist schon geredet. | ||||||
| 37 | Man machte dabei anfänglich - der Versuche der Alten gedenke ich hier | ||||||
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