Kant: AA IX, Immanuel Kant's Logik Ein ... , Seite 105 |
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Text (Kant):
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| 01 | §. 24. |
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| 02 | Kategorische Urtheile. |
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| 03 | In den kategorischen Urtheilen machen Subject und Prädicat die | ||||||
| 04 | Materie derselben aus, die Form, durch welche das Verhältniß (der Einstimmung | ||||||
| 05 | oder des Widerstreits) zwischen Subject und Prädicat bestimmt | ||||||
| 06 | und ausgedrückt wird, heißt die Copula. | ||||||
| 07 | Anmerkung. Die kategorischen Urtheile machen zwar die Materie der übrigen | ||||||
| 08 | Urtheile aus, aber darum muß man doch nicht, wie mehrere Logiker, glauben, | ||||||
| 09 | daß die hypothetischen sowohl als die disjunctiven Urtheile weiter nichts als | ||||||
| 10 | verschiedene Einkleidungen der kategorischen seien und sich daher insgesammt | ||||||
| 11 | auf die letztern zurückführen ließen. Alle drei Arten von Urtheilen beruhen auf | ||||||
| 12 | wesentlich verschiedenen logischen Functionen des Verstandes und müssen daher | ||||||
| 13 | nach ihrer specifischen Verschiedenheit erwogen werden. | ||||||
| 14 | §. 25. |
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| 15 | Hypothetische Urtheile. |
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| 16 | Die Materie der hypothetischen Urtheile besteht aus zwei Urtheilen, | ||||||
| 17 | die mit einander als Grund und Folge verknüpft sind. Das eine | ||||||
| 18 | dieser Urtheile, welches den Grund enthält, ist der Vordersatz ( antecedens, | ||||||
| 19 | prius ), das andre, das sich zu jenem als Folge verhält, der Nachsatz | ||||||
| 20 | ( consequens, posterius ), und die Vorstellung dieser Art von Verknüpfung | ||||||
| 21 | beider Urtheile unter einander zur Einheit des Bewußtseins wird | ||||||
| 22 | die Consequenz genannt, welche die Form der hypothetischen Urtheile | ||||||
| 23 | ausmacht. | ||||||
| 24 | Anmerkung 1. Was für die kategorischen Urtheile die copula , das ist für die | ||||||
| 25 | hypothetischen also die Consequenz - die Form derselben. | ||||||
| 26 | 2. Einige glauben, es sei leicht, einen hypothetischen Satz in einen kategorischen | ||||||
| 27 | zu verwandeln. Allein dieses geht nicht an, weil beide ihrer Natur nach ganz | ||||||
| 28 | von einander verschieden sind. In kategorischen Urtheilen ist nichts problematisch, | ||||||
| 29 | sondern alles assertorisch, in hypothetischen hingegen ist nur die Consequenz | ||||||
| 30 | assertorisch. In den letztern kann ich daher zwei falsche Urtheile mit einander | ||||||
| 31 | verknüpfen, denn es kommt hier nur auf die Richtigkeit der Verknüpfung | ||||||
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