Quelle Nummer 443

Rubrik 28 : TECHNIK   Unterrubrik 28.01 : BUECHER

METALLURGIE
WILHELM HEGMANN
HANDWERKLICHE BEARBEITUNG VON ALUMINIUM MIT EINER
EINFUEHRUNG IN DEN WERKSTOFF
ALUMINIUM-VERLAG GMBH DUESSELDORF, 2. UEBERARB. AUFL.
1971, S. 239-


001  Mechanische Oberflächenbehandlung von Aluminium. Die
002  Verfahren der mechanischen Oberflächenbehandlung dienen der
003  Verfeinerung der Oberfläche von Halbzeug oder Fertigwaren sowie
004  von Gußteilen. Sie sind entweder zur Erzeugung dekorativer
005  Effekte oder als Vorbehandlung für nachfolgende chemische oder
006  elektrolytische Verfahren bestimmt. Gelegentlich werden
007  Oberflächen auch zur Verbesserung der Haftung von Anstrichen
008  vorbehandelt. Üblicherweise benutzt man hierzu jedoch chemische
009  Verfahren. Die Oberfläche von Aluminium und Aluminium-
010  Legierungen ist weicher als diejenige von Stahl. Deshalb sind bei
011  der mechanischen Vorbehandlung einige Grundregeln zu beachten.
012  Grundregeln bei der Oberflächenvorbehandlung. Die
013  verwendeten Werkzeuge müssen frei von Flittern anderer Metalle
014  sein, da sonst Gefahr besteht, daß sie in die weichere Aluminium
015  -Oberfläche eingedrückt werden und bei Hinzutritt von
016  Feuchtigkeit zu Kontaktelementbildung und damit zu
017  Korrosionserscheinungen führen können. Bei nachfolgender
018  anodischer Oxydation würden sich die Fremdmetallteilchen lösen
019  und Anfressungen auf der Oberfläche bewirken. Aluminium
020  erfordert hohe Arbeitsgeschwindigkeit und beim Schleifen gute
021  Absaugung. Grobschleifen und Feinschleifen.
022  Teile mit starken Unebenheiten, tiefen Kratzern, Preß
023  riefen, Ziehriefen oder Feilriefen erfordern - je
024  nach dem Oberflächenzustand und der angestrebten
025  Oberflächenwirkung - eine Bearbeitung durch Schleifen. Man
026  unterscheidet zwischen Grobschleifen und Feinschleifen.
027  Beim Schleifen soll man auf mäßigen Schleifdruck achten, sonst
028  werden Werkstücke und Schleifscheibenbelag zu heiß. Die
029  entstehende Wärme überträgt sich wegen der guten
030  Wärmeleitfähigkeit des Aluminiums schnell auf das gesamte
031  Werkstück. Steigt die Temperatur merklich über Handwärme,
032  können bei der weiteren Behandlung, insbesondere bei der
033  elektrolytischen Oxydation, Fehler auftreten. Durch häufiges
034  Wechseln der Werkstücke oder durch Eintauchen in Wasser kann
035  übermäßiges Erwärmen vermieden werden. Gleichmäßige
036  Vorschubbewegung ist nötig, da sich Absetzen beim Schleifen auf
037  der Schleiffläche abzeichnet. Mit Reinaluminium oder
038  kupferfreien Legierungen plattierte Werkstücke sowie Dessin-
039  Bleche und gehämmerte Teile dürfen natürlich nicht geschliffen
040  werden. Frisch geleimte Scheiben oder - beim Bandschleifen -
041  neue Bänder sollen immer erst zum Vorschleifen verwendet werden,
042  bis die Körnung gleichmäßig fein geworden ist. Nicht mehr
043  greifende Schleifscheiben zieht man mit Stahlschabern ab und
044  beleimt sie neu. Grobschleifen. Werkzeug: Scheiben aus
045  Filz, Chromleder oder mit Filz, Leder oder Gummi belegte
046  Scheiben bzw. Bandschleifgeräte. Schleifmittel: Schmirgel
047  oder Korund, Körnung 3/0. Arbeitsgeschwindigkeit: 30 bis
048  40 m/s. Es wird meist ohne Schmierung gearbeitet.
049  Gegebenenfalls kann man die gleichen Schmiermittel wie beim
050  Feinschleifen verwenden. Feinschleifen. Werkzeug:
051  Schmirgel, Körnung 5/0 bis 8/0. Arbeitsgeschwindigkeit:
052  30 bis 40 m/s. Schmiermittel: Talg oder Paraffin (wenig
053  auftragen). Wie wird Aluminium poliert?. Geschliffene
054  Teile müssen vor dem Polieren sorgfältig von Schleifmitteln und
055  Schleifstaub gesäubert werden, sonst verursachen diese
056  Rückstände beim Polieren Risse und Kratzer. Abwischen mit
057  einem Lappen genügt keinesfalls, sondern es ist erforderlich, mit
058  den unter " Reinigen und Entfetten " genannten fettlösenden
059  Mitteln zu reinigen, evtl. sogar in heißer Lauge eine kurze
060  Zwischenbeizung vorzunehmen. Zum Beispiel in 10 % iger
061  Natronlauge bei ca. 70^ C mit anschließendem Spülen in
062  Wasser. Hierdurch werden Fremdkörper und restliche Oxidhäute
063  beseitigt. Vorpolieren (Schwabbeln). Werkzeug:
064  enggesteppte Nesselscheiben oder Scheiben aus festen Baumwoll
065  stoffen oder Wollstoffen. Poliermittel: handelsübliche
066  Polierpasten. Arbeitsgeschwindigkeit: 40 bis 60 m/s. Man
067  poliert anfangs kreuz und quer zur Schleifrichtung und nach
068  Entfernen der letzten Schleifspuren in gleichbleibender Richtung.
069  Erwärmung beobachten und Werkstück nötigenfalls abkühlen oder
070  auswechseln. Poliermittel von Zeit zu Zeit nachtragen.
071  Fertigpolieren (Hochglanzpolieren). Werkzeug: weitgesteppte
072  Stoffscheiben oder lose Nesselscheiben bzw.
073  Köperscheiben. Poliermasse: keine oder nur wenig Poliermasse
074  nötig, wie z. B. Wiener Kalk, geschlämmte Tonerde oder
075  feinstes Wienerrot. Schmierung: keine. Arbeitsgeschwindigkeit:
076  50 bis 60 m/s. Gelegentliches Abziehen der Scheiben
077  mittels Schaber oder Metallsägeblatt und Auflockern der Scheibe
078  mit einem Nagelbrett ist notwendig. Nach dem Hochglanzpolieren
079  werden die Teile mit einem sehr weichen Lappen in
080  Entfettungsmitteln gewaschen und gegebenenfalls unter Verwendung
081  von Wiener Kalk von Hand oder mit weicher Scheibe nachgeglänzt.
082  Geringer Polierdruck. Nicht in Wasser kühlen. In manchen
083  Fällen läßt sich die Aluminiumoberfläche aber auch auf einfache
084  Weise schnell auf Glanz bringen, indem man mit angefeuchteter,
085  verseifter Stahlwolle über die Oberfläche reibt, bis der
086  erwünschte Glanz erreicht ist. Verseifte Stahlwolle ist in allen
087  Seifenwarengeschäften und Haushaltswarengeschäften
088  erhältlich. Schleifen und Polieren. Beim Schleifen und
089  Polieren von Profilen kann man immer wieder feststellen, daß die
090  Profilenden stärker abgeschliffen oder abpoliert sind. Das wirkt
091  sich bei Stumpfstößen oder Gehrungsstößen sehr
092  nachteilig aus. Abhilfe: eine Holzeinlage in das Ende des
093  Profiles einschieben. Auf diese Holzeinlage wird ein kurzes
094  Stück des gleichen Profiles aufgeschraubt. Durch diesen
095  Kunstgriff werden die Nachteile des Rundschleifens der Enden auf
096  das vorgesehene Endstück verlagert. Trommelpolieren
097  (Rommeln). Für Massenteile (wie Beschläge, Griffe,
098  Haken usw.) läßt sich je nach ihrer Form das Trommelpolieren
099  mit Erfolg anwenden. Dabei werden die Teile in meist 6
100  kantige oder 8kantige Holztrommeln gefüllt. Als Poliermittel
101  dienen Kugeln oder Stifte aus Chromnickelstahl in Verbindung mit
102  einer geeigneten Polierlösung oder auch andere geeignete Körper
103  aus verschiedenen Stoffen. Die Polierwirkung ist abhängig von
104  dem Mengenverhältnis der Werkstücke zu den Polierkörpern. Die
105  Werkstücke dürfen auf den Polierkörpern nicht " schwimmen ".
106  Im allgemeinen füllt man die Trommel mindestens zu 3 (math.Op.) 4 mit
107  Polierkörpern. Die zu polierenden Teile sind vorher gut zu
108  reinigen und zu entfetten! Zum Trommelpolieren verwendet man eine
109  Holztrommel von ca. 300 mm Durchmesser (6kant oder
110  8kant) und etwa 500 bis 600 mm Länge. Poliermittel: gut
111  schäumende Lösungen. Z. B. wird eine Polierflüssigkeit
112  vorgeschlagen aus 100 Liter destilliertem Kondenswasser
113  oder Regenwasser mit 1,6 kg Kernseife und 1,6 kg Salmiak
114  und Benzin. Die Poliermittel dürfen Aluminium natürlich nicht
115  angreifen. Sie können für diese Behandlung fertig bezogen werden.
116  Für obengenannte Trommelgröße benötigt man ca. 100 kg
117  Polierkörper in Form von Kugeln und Stiften.
118  Arbeitsgeschwindigkeit: be 30 bis 35 U/min etwa 30 Minuten
119  lang behandeln. Nachbehandlung: Mit weichem Wasser spülen und
120  in Sägespänen trocknen (evtl. in einer Trommel oder
121  Zentrifuge). Scharfkantige Teile dürfen nicht zu lange
122  getrommelt werden. Kleinere Gegenstände benötigen kürzere
123  Polierzeiten als größere. Dünnwandige Teile sind schlecht für
124  diese Behandlung geeignet. Sie werden u. U. eingedrückt
125  und können dabei die Form verlieren. Eine weitere Möglichkeit,
126  die Oberfläche zu bearbeiten, ist mit Hilfe von Vibratoren
127  gegeben. Mattieren. Hochglanzpolierte Oberflächen
128  sind wegen der verhältnismäßig geringen Härte des Aluminiums
129  empfindlich gegen mechanische Beschädigungen. Werden sie
130  anodisiert, verlieren sie an Glanz. Außerdem zeigen sich bei
131  gleichzeitiger Verwendung von Blechen, Profilen und Gußteilen
132  nebeneinander infolge der Gefügeunterschiede besonders bei
133  dekorativer anodischer Oxydation Unregelmäßigkeiten in der
134  Struktur. Aus diesem Grunde zieht man der polierten häufig eine
135  mattierte Oberfläche vor, wobei das einheitliche Aussehen der
136  Fläche schneller erreicht wird. Oberflächenfehler, wie tiefe
137  Ziehriefen, Preßriefen und Walzriefen,
138  aufgewalzte Fremdmetallfilter usw., müssen vor dem Mattieren
139  beseitigt werden, und zwar in der Regel durch Schleifen. Solche
140  Fehler würden ein gleichmäßiges Mattieren unmöglich machen.
141  Mattschleifen. Das Mattschleifen von Hand ist eine
142  einfache Arbeitsweise, die in vielen Fällen den Ansprüchen
143  genügt. Schleifmittel: Stahlwolle, Bimssteinmehl oder
144  Schmirgelpulver. Arbeitsweise: Längsschleifen oder
145  Rundschleifen. Schmiermittel: trocken. Naßschliff mit
146  Terpentin, Seifenwasser oder Öl ergibt feinere, glänzendere
147  Oberflächen. Mattpolieren. Der erstrebte
148  Mattierungseffekt auf polierten Oberflächen kann durch Bürsten
149  in Verbindung mit Schleifmitteln erreicht werden. Es soll in der
150  vorausgegangenen Polierrichtung, und zwar in einem Zuge, ohne
151  Absetzen, gebürstet werden. Für große Flächen gibt es
152  Bürstmaschinen. Werkzeug: Fiberbürsten oder
153  Roßhaarbürsten. Schleifmittel: Schmirgel 5 (math.Op.) 0 bis 8 (math.Op.) 0
154  oder Bimssteinpulver mit Öl angesetzt oder Paste aus 40 Teilen
155  Talg und 60 Teilen Tonerde sowie handelsübliche Pasten. Nur
156  mit geringem Druck arbeiten. Arbeitsgeschwindigkeit: 20 bis 40 m
157  /s. Kleinere Unregelmäßigkeiten lassen sich durch
158  Nachschleifen von Hand mit feinster Stahlwolle oder abgenutztem
159  Schmirgeltuch und Schmierung mit Terpentinöl ausgleichen.
160  Unansehnlich gewordene Schleifflächen werden auf ähnliche Weise
161  nachbearbeitet. Mattbürsten (Satinieren). Eine
162  samtartige, seidenglänzende Oberfläche erzielt man durch
163  Bürsten mit rotierenden Neusilberdraht-Bürsten bzw.
164  Stahldraht-Bürsten mit gewelltem Draht oder auch mit
165  sogenannten Mattschlagbürsten, bei denen die Drahtbüschel in
166  Ringen frei schwingen. Keinesfalls dürfen Messingbürsten
167  oder Kupferdrahtbürsten verwandt werden
168  (Kontaktelementbildung). Gutes Entfetten der zu bürstenden
169  Oberfläche ist Grundbedingung, denn Fettspuren und
170  Fingerabdrücke verursachen Glanzstellen in der gebürsteten
171  Fläche, die sich nicht mehr beseitigen lassen. Am besten wird in
172  Natronlauge gebeizt und anschließend getrocknet. Danach darf man
173  die Werkstücke nur noch mit sauberen Handschuhen anfassen. Die
174  Mattierung wird auch als " Mattkorn " bezeichnet. Die
175  Bürstenspitzen sollen schleudernd auf die Oberfläche auftreffen,
176  jedoch nicht schleifen oder Kratzen. Das Ergebnis ist abhängig
177  von der Arbeitsgeschwindigkeit und der Drahtdicke. Starke
178  Drähte ergeben grobes, dünnere ein feinkörniges Matt. Bei
179  höherer Umlaufzahl erhält man eine Glanzmattierung. Wegen der
180  hohen Griffempfindlichkeit schützt man mattierte Flächen
181  zweckmäßig mit klarem, nicht nachgilbendem Lack. Werkzeug:
182  Nabenbürsten mit gewelltem Neusilberdraht oder
183  Mattschlagbürsten mit 0,06 bis 0,14 mm Drahtdicke.
184  Drahtdicken unter 0,06 sind nicht mehr geeignet, sie verfilzen.
185  Schmierung: keine oder von Zeit zu Zeit Zugabe von etwas
186  Wiener Kalk. Arbeitsgeschwindigkeit: 8 bis 12 m/s.
187  Marmorieren (Spiegeln). Marmorieren nennt man ein Mattieren,
188  bei dem kein gerader Strich, sondern infolge der kreisenden
189  Bewegung einer Kopfbürste eine kreisrunde Mattfläche erzeugt
190  wird, die dem Bürstendurchmesser entspricht. Die Bürste wird
191  jeweils um ihren Durchmesser weitergerückt. Marmorierte
192  Oberflächen wirken dekorativ, z. B. bei Inneneinrichtung
193  von Kühlschränken, Öfenverkleidungen und
194  Heizkörperverkleidungen, Sockelblechen und insbesondere im
195  Karosseriebau für die Behandlung des gesamten Aufbaus. Werkzeug:
196  Marmorierbürste (rotierende, pinselartige Bürsten)
197  verschiedener Durchmesser mit Neusilberdrähten. Die freistehende
198  Drahtlänge soll möglichst verstellbar sein. Schmierung: keine.
199  Arbeitsgeschwindigkeit: 200 bis 300 U/min. Auch bei
200  diesem Verfahren sind fettfreie Oberflächen Voraussetzung für
201  gutes Gelingen. Leichte Oberflächenverletzungen, kleinere
202  Unebenheiten usw., treten nach dieser Behandlung kaum noch in
203  Erscheinung. Die Oberfläche sollte man auch hier mit geeignetem
204  farblosen Lack schützen. Strahlen von Aluminium mit Sand
205  oder Aluminiumstrahlmitteln. Gußstücke und
206  Schmiedestücke sowie Gesenkschmiedestücke und auch andere
207  Gegenstände werden gelegentlich gesandstrahlt. Die Oberflächen
208  der Werkstücke erhalten dadurch ein ziemlich gleichmäßiges silber
209  graues bis mattgraues Aussehen. Größere Flächen,
210  z. B. Bleche, können nur mit Hilfe von Spezialmaschinen
211  gleichmäßig gesandstrahlt werden. Die Aufrauhung der
212  Oberfläche ist weit höher als bei den anderen Verfahren.
213  Hochbeanspruchte Bauelemente sollen nicht gesandstrahlt werden,
214  denn die mechanisch-technologischen Gütewerte, insbesondere
215  die Dauerfestigkeit, werden durch diesen Bearbeitungsprozeß
216  ungünstig beeinflußt. Gerät: Sandstrahlapparat.
217  Strahlmittel sind Quarzsand, Glassand, Stahlkies oder
218  Schmirgel mit einem Korndurchmesser von 0,5 mm oder auch
219  feineres Quarzmehl. Arbeitsbedingungen: wegen der geringen
220  Härte der Aluminium-Oberfläche arbeitet man bei 6 bis 9 mm
221  Düsendurchmesser und einem Strahldüsenabstand von ca. 30 cm
222  mit höchstens 2 bis 3 at Druck. Sandgestrahlte Flächen sind
223  sehr griffempfindlich und werden deshalb zweckmäßig durch einen
224  Klarlack geschützt. Bei Benutzung von Quarzsand ergibt die
225  Strahlung meist einen mattgrauen Ton, der eigentlich selten
226  erwünscht ist. Obwohl sich bei der Verwendung von Stahlkies eine
227  gute, metallisch glänzende Oberfläche ergibt, hat man Bedenken,
228  das Verfahren für die Aluminium-Oberflächenbehandlung
229  anzuwenden. Es können in der Oberfläche des gestrahlten
230  Aluminiums kleine abgesplitterte Stahlteilchen zurückbleiben, die
231  möglicherweise Anlaß zu Kontaktkorrosion geben. Die
232  angeführten Nachteile treten nicht auf, wenn mit Aluminium
233  -Strahlmitteln gearbeitet wird. Die damit behandelte
234  Aluminiumoberfläche erhält einen matten, metallischen Glanz.
235  Die Aufrauhung ist weniger intensiv und die Griffempfindlichkeit
236  geringer als bei gesandstrahlten Flächen. Verunreinigungen, auch
237  Fett und Öl, lassen sich davon durch Reinigen mit Benzin ohne
238  Beeinflussung des Oberflächenaussehens entfernen. Chemische
239  Oberflächenbehandlung von Aluminium. Wann und wie wird
240  Aluminium gebeizt?. Das Beizen ist eine chemische
241  Oberflächenabtragung, die zum Entfernen der Oxidschicht von
242  Aluminium-Werkstückoberflächen dient. Aluminium überzieht
243  sich an der Luft mit einer dünnen, festhaftenden Oxidschicht,
244  die den Werkstoff vor atmosphärischen und vielen chemischen
245  Angriffen schützt. Durch Wärmeeinwirkung wird diese natürliche
246  Schutzschicht verstärkt. Daher schützt die Gußhaut,
247  Preßhaut oder Walzhaut besonders. Man sollte sie nur
248  dann abbeizen, wenn dafür eine Notwendigkeit besteht. Es ist
249  immer dann erforderlich, wenn die Werkstückoberfläche eine
250  chemische oder elektrolytische Behandlung (anodische Oxydation)
251  erfahren soll oder vor der Auftragung metallischer oder
252  nichtmetallischer Überzüge. In manchen Fällen werden
253  Gegenstände aus Aluminium auch aus dekorativen Gründen gebeizt.
254  Wegen der Empfindlichkeit gebeizter Oberflächen ist dann ein
255  Klarlacküberzug zu empfehlen. Besonders wirtschaftlich sind
256  Beizverfahren bei Massenteilen oder wenn eine mechanische
257  Oberflächenbehandlung schwierig oder nicht durchführbar ist.
258  Beizmittel sind entweder alkalisch (Natronlauge) oder sauer
259  (bestimmte Säuren). Das besagt zugleich, daß Aluminium gegen
260  diese Mittel nicht beständig ist. Beim Beizen wird eine
261  gleichmäßige Oberfläche erzielt. Da nur sehr dünne Schichten
262  abgetragen werden und der Angriff die ganze Oberfläche
263  gleichmäßig erfaßt, sind selbst leichte Oberflächenverletzungen
264  (Kratzer) durch das Beizen nicht zu entfernen, sie werden aber
265  infolge der gleichmäßigen Tönung etwas verdeckt. Als
266  Haftgrund für Anstriche ist die gebeizte Oberfläche trotz
267  einer gewissen Aufrauhung nicht so zu empfehlen, wie die
268  Auftragung eines Wash-Primers. Vorbehandlung: Starke
269  Verschmutzungen durch schwer lösliche Fette, verharztes Öl und
270  Schleifrückstände und Poliermittelrückstände
271  beseitigt man vorher mit organischen Lösungsmitteln. Nach dem
272  Beizen hat die Metalloberfläche ein mattweißes Aussehen und ist
273  griffempfindlich. Die berufsgenossenschaftlichen Vorschriften sind
274  bei allen Beizverfahren zu beachten, z. B. ausreichende
275  Raumbelüftung, Anbringen von Abzügen, Verwendung von Hand
276  schutz und Augenschutz. Der beim Beizen freiwerdende
277  Wasserstoff ist brennbar. Beizen in alkalischen
278  Lösungen. Natronlauge: Am häufigsten findet zur Zeit noch
279  das Beizen in Natronlauge Anwendung. Handelsübliches
280  Ätznatron (Natriumhydroxid) wird in 10% iger bis
281  20 % iger Lösung auf 60 bis 80^ C erwärmt. Diese
282  Vorschriften sind einzuhalten, da bei zu tiefer Temperatur oder
283  bei zu geringer Konzentration die Beize zu langsam wirkt und zu
284  ungleichmäßigem und punktförmigem Angriff führt. Das Material
285  wird dadurch geschädigt. Bei kupferhaltigen Legierungen ist der
286  Angriff wesentlich intensiver als bei kupferfreien
287  Aluminiumlegierungen oder bei Reinaluminium. Bei plattiertem
288  Material muß man vorsichtig beizen, da die Plattierschicht
289  höchstens 10 % der Blechdicke beträgt. Man beizt etwa 1 (math.Op.)
290  2 bis 1 Minute, d. h. bis zu lebhaftem Aufschäumen.
291  Dabei sollen die Gegenstände mittels geeigneter
292  Klemmvorrichtungen in das Bad eingehängt werden. Anschließend
293  wird in Wasser gespült und zweckmäßig in 20 % iger
294  Salpetersäure neutralisiert. Danach wird wieder gespült. Die
295  Teile dürfen nicht beliebig lange der Beize ausgesetzt werden.
296  Gegebenenfalls sind die Arbeitsgänge einige Male zu wiederholen.
297  Teile aus Reinaluminium und Aluminiumlegierungen ohne
298  Schwermetallzusatz haben nach dem Beizen und Spülen ein helles,
299  silbriges Aussehen. Schwermetallhaltige und
300  siliziumhaltige Legierungen dagegen zeigen einen dunklen Anflug auf
301  der Oberfläche, der durch Tauchen in Salpetersäure sofort
302  gelöst wird und verschwindet. Bei Si-haltigen Legierungen
303  bleibt ein grauer Belag auch nach dieser Behandlung zurück. Er
304  läßt sich am besten durch Scheuern mit einer Wurzelbürste unter
305  fließendem Wasser (oder durch Beizen in einem Gemisch aus 50
306  % iger Salpetersäure und 70 % iger Flußsäure, im
307  Verhältnis 1:1 gemischt) beseitigen. Dieses Säuregemisch
308  ist gefährlich, deshalb Vorsicht! Es soll nur von
309  Fachleuten angewendet werden. Ausgehärtete Teile aus den
310  Legierungsgattungen (Formel) und insbesondere (Formel) haben infolge der
311  vorangegangenen Wärmebehandlung eine besonders dichte und feste
312  Oxidschicht. Damit beim Beizen in Natronlauge eine
313  gleichmäßige Abtragung gesichert bleibt, werden Werkstücke aus
314  den genannten Legierungen vorher ca. 60 Minuten in verdünnter
315  Salpetersäure vorbehandelt. Zwischen den einzelnen
316  Arbeitsgängen ist grundsätzlich mit Wasser zu spülen.
317  Behälterwerkstoff: für das Beizen: Stahlwanne; für die
318  Nachbehandlung: mit Kunststoff ausgekleidete Stahlwanne.
319  Feinere Gegenstände werden in Sodalösung gebeizt,
320  insbesondere Skalen, Zifferblätter, Schilder usw., die mit
321  farblosem Lack gestrichen oder unter Glas verwendet werden. Die
322  Oberfläche hat ein gutes, mattweißes Aussehen. Man bedient
323  sich dabei einer 10% igen bis 20 % igen
324  Sodalösung, gelegentlich unter Zusatz von rd. 3 %
325  Kochsalz. Die Behandlungsdauer beträgt 5 bis 15 Minuten bei rd.
326  70^ C. Danach wird in Wasser gespült, in verdünnter
327  Salpetersäure (1:1) neutralisiert und wieder gespült. Zur
328  Erzielung hohen Rückstrahlungsvermögens für zerstreutes Licht,
329  Wärmestrahlen und ultraviolette Strahlen verwendet man
330  gern eine Beize, die aus 5 % Ätznatron, 4 %
331  Natriumfluorid und Wasser besteht. Dabei beträgt die Beizdauer
332  2 bis 5 Minuten bei einer Temperatur von 90^ C. Nach dem
333  Spülen muß man die Teile in verdünnter nachbehandeln.

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