Quelle Nummer 431

Rubrik 13 : GESCHICHTE   Unterrubrik 13.04 : ALLGEMEINE

BISMARCK
LOTHAR GALL (HRSG.)
DAS BISMARCK-PROBLEM IN DER GESCHICHTSSCHREIBUNG
NACH 1945
KIEPENHEUER UND WITSCH, KOELN BERLIN 1971, S. 9-


001  Einleitung. Gestalt und Werk Otto von Bismarcks sind
002  in den letzten Jahrzehnten, vor allem seit dem Ende des zweiten
003  Weltkriegs, noch über die historiographische Erfassung und
004  Deutung im engeren Sinne hinaus in doppelter Weise zu einem
005  Problem geworden, das das Selbstverständnis insbesondere der
006  deutschen Geschichtswissenschaft und, in oft vergröberter und
007  simplifizierter Form, der deutschen Öffentlichkeit (soweit sie
008  sich überhaupt noch historisch zu orientieren bestrebt ist) in
009  vielfältiger Hinsicht tief berührt. Zum einen sind durch den
010  geschichtlichen Prozeß selber, durch die schrittweise
011  Relativierung und Zerstörung der innenpolitischen und
012  nationalstaatlichen Ordnung, die man mit Bismarcks Namen
013  verknüpft, dessen Politik und Person in ein ganz neues Licht
014  gerückt worden; nicht nur die Akzente und Bewertungsmaßstäbe
015  haben sich dadurch gründlich verschoben, sondern auch die alte,
016  zwar nie ganz verstummte, aber zeitweilig doch sehr in den
017  Hintergrund gedrängte Frage hat sich dadurch mit neuer Schärfe
018  gestellt: ob nicht durch das Auftreten Bismarcks der Gang der
019  Dinge in Deutschland eine verhängnisvolle Wendung erhalten habe,
020  die in der historischen Entwicklung durchaus nicht in dieser Weise
021  angelegt gewesen sei. So wurde beispielsweise nun nachdrücklich
022  darauf hingewiesen und unter verschiedenen Blickwinkeln
023  herausgearbeitet, wie die dann in Deutschland so hypertrophierende
024  Machtstaatsidee noch im Alten Reich gleichsam ausbalanciert und in
025  Schranken gehalten worden sei durch die Vorstellung vom Staat als
026  Rechtsordnung, wie die auch in Mitteleuropa in der ersten Hälfte
027  des 19.Jahrhunderts ständig an Boden gewinnenden liberalen und
028  demokratischen Kräfte hieran ebenso wie an die westeuropäischen
029  Vorbilder angeknüpft und Konzeptionen eines deutschen
030  Nationalstaats entwickelt hätten, die auf eine zeitgemäße
031  Synthese von Tradition und Fortschritt, auf eine organische
032  Verbindung der freiheitlichen und sozialemanzipatorischen
033  Bestrebungen mit den eigenen geschichtlichen Überlieferungen
034  hinzielten. All dies sei mit Bismarck gewaltsam abgebrochen worden,
035  der Nationalstaat nun nicht auf der Basis des Ausgleichs und der
036  Versöhnung der divergierenden geschichtlichen Kräfte und
037  Tendenzen entstanden unter Zurückdrängung partikularer Mächte
038  und Interessen zugunsten des Ganzen und der freiheitlichen
039  Fortentwicklung. Er habe sich im Gegenteil, im Zeichen einer
040  ganz etatistisch verstandenen Staatsidee und in eigentümlicher
041  Pervertierung des nationalen Gedankens in seiner ursprünglichen
042  Form, zu einem Instrument zur Erhaltung des Status quo und
043  einseitiger machtpolitischer und interessenpolitischer
044  Bestrebungen entwickelt. Das andere, was die Gestalt Bismarcks
045  oder, besser gesagt, das bisherige Bild seiner geschichtlichen
046  Erscheinung problematisch hat werden lassen, liegt auf den ersten
047  Blick auf einem ganz anderen Feld. Der Ansatz, die historische
048  Fragestellung als solche, mit der man bisher an Bismarck wie an
049  andere große geschichtliche Akteure herangegangen sei, so wird
050  immer öfter betont, sei verfehlt gewesen und habe zu falschen,
051  irreleitenden Ergebnissen geführt: die stark biographische,
052  personengeschichtliche Betrachtungsweise habe den Blick auf die
053  eigentlichen Antriebskräfte des historischen Prozesses verstellt,
054  denen auch Bismarck, so entscheidend er fraglos im einzelnen den
055  Gang der Entwicklung bestimmt und beeinflußt habe, in stärkstem
056  Maße unterworfen gewesen sei. Die Konzentration auf ihn als den
057  großen Täter habe also mehr die entscheidenden Probleme der
058  deutschen und europäischen Geschichte jener Zeit verschleiert -
059  insbesondere die des wirtschaftlichen und vor allem des
060  gesellschaftlichen Wandels in der Phase des Übergangs zur
061  modernen Industriegesellschaft mitsamt seinen politischen
062  Konsequenzen -, als zu ihrer Klärung beigetragen. Derartige,
063  von dem Bemühen um ein neues Geschichtsverständnis getragene
064  methodische Überlegungen und Bedenken haben fraglos ihre tiefe
065  innere Berechtigung, zumal angesichts der Fülle von allzu
066  vordergründigen Identifizierungen der großen geschichtlichen
067  Persönlichkeit mit ihrem Werk, wie sie aus der älteren
068  Geschichtsschreibung oft noch bis in unsere Gegenwart - nicht
069  zuletzt durch viele Lehrbücher für den Geschichtsunterricht -
070  nachwirken. Der damit postulierte Wandel der historischen
071  Betrachtungsweise ist allerdings gerade in der neueren Bismarck-
072  Literatur nach 1945, jedenfalls in den herausragenden und
073  meistdiskutierten Beiträgen, vielfach bereits vollzogen worden,
074  auch wenn dabei eine Reihe zentraler und uns heute besonders wichtig
075  erscheinender Aspekte vor allem in sozialgeschichtlicher
076  und wirtschaftsgeschichtlicher Hinsicht zunächst noch weitgehend
077  ausgeklammert blieb. Gerade bei der Beschäftigung mit
078  Persönlichkeit und Werk Bismarcks nämlich hat der - neben
079  allem anderen allein schon in der unmittelbaren Auseinandersetzung
080  mit der älteren Literatur besonders deutlich werdende -
081  Traditionsbruch und Kontinuitätsbruch zu einer recht
082  radikalen Veränderung der Fragestellung und auch des methodischen
083  Ansatzes geführt, die durchaus in der angedeuteten Richtung lag.
084  Auch hier hat man seither das " Problem Bismarck " fast stets
085  auch, ja oft in erster Linie als Problem der deutschen und
086  europäischen Entwicklung jener Zeit insgesamt aufgefaßt und
087  betrachtet, zwar in vieler Hinsicht in einem gleichsam
088  überpersönlichen Sinne: in dem Sinne, daß der Name
089  Bismarcks gewissermaßen als Chiffre stand für eine bestimmte
090  historische Lösung der anstehenden nationalen, politischen,
091  wirtschaftlichen und sozialen Fragen, die Bismarck zwar wohl
092  maßgeblich mitgestaltet hat, die jedoch in ihren spezifischen
093  Voraussetzungen und Bedingungen von seiner Person relativ
094  unabhängig war. Anders ausgedrückt: die Gestalt Bismarcks
095  wurde und wird hier fast immer sehr stark zugleich als ein Medium
096  begriffen, das einen tiefen Einblick in die Strukturen und
097  Entwicklungstendenzen Deutschlands im 19.Jahrhundert, in die
098  Wendungen und Brüche seiner geschichtlichen Entwicklung zu
099  vermitteln vermag, wobei allerdings naturgemäß die Frage nach dem
100  Verhältnis und der Wechselwirkung zwischen der
101  Einzelpersönlichkeit und den überpersönlichen Kräften eine
102  zentralere Stellung einnahm als in rein strukturgeschichtlich
103  ausgerichteten Darstellungen. In letzterem war freilich, das ist
104  nicht zu übersehen, neben der Chance zu einer tieferen, auch
105  theoretischen Durchdringung der Frage nach diesem Verhältnis,
106  stets weiterhin die Gefahr einer erneuten einseitigen Verteilung
107  der Gewichte, des Rückfalls in eine vorwiegend
108  personengeschichtliche Betrachtungsweise enthalten, zumal
109  unmittelbare Zeiteindrücke der 50er Jahre in Deutschland eine
110  solche Entwicklung fraglos begünstigten; gerade in dieser Zeit
111  ist denn auch eine Reihe entsprechend ausgerichteter Arbeiten
112  entstanden. Insgesamt gesehen jedoch blieb die Bismarck-
113  Forschung der Nachkriegszeit in bemerkenswerter Weise offen
114  gegenüber den Impulsen, die die 30er und 40er Jahre vermittelt
115  hatten, und damit zugleich gegenüber einer von dem Bemühen um
116  geschichtliche Neuorientierung und Rückbesinnung getragenen
117  Betrachtungsweise, die durch die Person hindurch vor allem auf die
118  mit ihrem Namen verknüpfte und nun neu zu diskutierende und
119  historisch zu analysierende geschichtliche Ordnung zielte.
120  Dementsprechend ist der Versuch, wenn auch nicht einen
121  repräsentativen Querschnitt der Bismarck-Literatur nach 1945
122  zu geben - das ist bei der Fülle der vorliegenden Beiträge auf
123  so relativ knappem Raum unmöglich -, so doch einmal die
124  wichtigsten und meistdiskutierten Arbeiten aus diesem Bereich
125  zusammenzustellen, auch in keiner Weise als eine Begünstigung der
126  problematischen, einer vertieften historischen Erkenntnis oft eher
127  hinderlichen Neigung zu verstehen, Geschichte in Biographien
128  aufzulösen. Er verfolgt im Gegenteil in erster Linie das Ziel,
129  Entwicklung und Stand der gerade auch für ein historisch
130  fundiertes Verständnis der Gegenwart so zentral wichtigen
131  Diskussion über die innere und äußere Neuordnung Deutschlands
132  in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts unter dem Stichwort
133  Bismarck zu dokumentieren und anschaulich zu machen, wie sehr sich
134  gerade hier historische und politische Grundanschauungen, aber auch
135  historische Urteile und politische Erfahrungen untrennbar
136  miteinander verbanden und verbinden - freilich in einem höheren
137  und komplizierteren Sinne, als es eine ihrer selbst allzu gewisse,
138  radikale sogenannte Ideologiekritik meist wahrhaben will. Damit
139  ist bereits schon das Wesentliche über die Auswahlkriterien gesagt.
140  Aufgenommen wurden vor allem solche Beiträge, die Gestalt und
141  Werk Bismarcks als ganzes, das heißt also nicht nur unter
142  einzelnen Aspekten - so wichtige Impulse gerade auch von
143  derartigen Arbeiten ausgegangen sind - in dem beschriebenen Sinne
144  von übergreifenden historischen Gesichtspunkten her behandelt bzw.
145  in die durch sie ausgelöste Diskussion in entscheidender Weise
146  eingegriffen haben, sowie solche, die jeweils im gleichen Sinne
147  eine vorläufige Bilanz zu ziehen versuchten. Naturgemäß kommen
148  dabei, angesichts der immer noch vorherrschenden
149  nationalgeschichtlichen Ausrichtung nicht nur der
150  Geschichtswissenschaft als ganzer, sondern auch der einzelnen
151  Historiker, vor allem deutsche Historiker zu Wort. Ergänzend
152  sind jedoch auch einige ausländische Beiträge aufgenommen worden,
153  um sichtbar zu machen, welche Aspekte hier jeweils im Vordergrund
154  stehen. Dabei ist allerdings gleich hinzuzufügen, daß in dieser
155  Beziehung die Auswahlmöglichkeit sehr gering war. Das hängt
156  nicht zuletzt damit zusammen, daß hier die Person Bismarcks nicht
157  in gleicher Weise zu einer Chiffre für eine politisch-soziale
158  Ordnung insgesamt geworden ist wie in Deutschland, wo sozusagen
159  der historiographische Prozeß selber, die verknüpfende
160  Ausweitung der Betrachtung unter dem Stichwort " Bismarck und
161  (...) " auf alle Bereiche des geschichtlichen Lebens, diese
162  Entwicklung noch zusätzlich sehr stark begünstigt hat.
163  Ausgangspunkte aller Beiträge zum " Problem Bismarck " nach
164  1945 war, wie gesagt, der von 1945 und damit zugleich auch von 1933
165  ausgehende sehr nachhaltige Anstoß zu geschichtlicher Neubesinnung
166  und Neuorientierung. Ein konkreter Impuls kam dabei zunächst
167  einmal von zwei umfangreichen Bismarckbiographien, die, beide vor
168  1945 verfaßt und beide im herkömmlichen Sinn streng biographisch
169  -chronologisch aufgebaut, Persönlichkeit und Werk Bismarcks
170  von grundlegend unterschiedlichen Blickpunkten her darstellten und
171  beurteilten. Die eine, von dem hochkonservativen Historiker
172  Arnold Oskar Meyer, war eine einzige Glorifizierung des
173  " nationaldeutschen " Staatsmannes, der einerseits, ganz im Sinne
174  Hegels, das Gesetz der Geschichte selber erfüllt, " das in
175  Wirklichkeit " gesetzt habe, " was der Volksgeist " wollte,
176  und dessen Wirken andererseits dokumentiere, was die große
177  geschichtliche Persönlichkeit, allen widerstrebenden Kräften zum
178  Trotz, vermag und welche überragende Rolle ihr im geschichtlichen
179  Prozeß zukommt. Mit ihr erreichte die sogenannte Bismarck-
180  Orthodoxie ihren letzten Höhepunkt und ihre Übersteigerungen
181  wirkten, angesichts der Gegenwartserfahrungen, streckenweise
182  geradezu gespenstisch, zumal das Werk im wesentlichen erst nach
183  1945 seine Leser erreichte - die erste Auflage war fast
184  vollständig im Verlag verbrannt. Die andere, von Erich Eyck,
185  einem von den Nationalsozialisten zur Emigration gezwungenen
186  Rechtsanwalt, der sich den Problemen in voller Beherrschung des
187  Stoffs, aber zugleich mit der Unbefangenheit des
188  wissenschaftlichen Autodidakten näherte, enthielt, in vielerlei
189  Hinsicht anknüpfend an die Kritik der linksliberalen Zeitgenossen,
190  eine scharfe Abrechnung mit dem Politiker, vor allem mit dem
191  Innenpolitiker Bismarck und seinen Methoden. Ohne in irgendeiner
192  Weise Bismarcks politisches Genie und die innere Berechtigung
193  seiner außenpolitischen und nationalpolitischen Ziele in
194  Frage zu stellen, warf Eyck ihm vor allem vor, durch die
195  Bedenkenlosigkeit bei der Wahl seiner Mittel, durch seine
196  unverhohlene Verachtung aller liberalen und demokratischen, ja
197  bisweilen auch humanitärer Ideale, durch seine autoritäre und
198  intolerante Haltung das politische Bewußtsein vieler Deutscher
199  verformt, den Weg zu einer der Zeit entsprechenden liberalen und
200  demokratischen Entwicklung versperrt und so in entscheidender Weise
201  die Weichen gestellt zu haben für den verhängnisvollen weiteren
202  Gang der Dinge. Eyck war freilich viel zu sehr Historiker, als
203  daß er sich von dem unmittelbaren Eindruck der Gegenwart - das
204  Buch ist, wie gesagt, vor und in den ersten Kriegsjahren
205  geschrieben - völlig hätte hinreißen lassen: eine gradlinige
206  Entwicklung von Bismarck zu Hitler zu konstruieren, wie das
207  mancher andere damals und auch später noch unternahm, lag ihm
208  durchaus fern. Aber andererseits suchte er natürlich auch nicht
209  die geschichtlichen Zusammenhänge zu verwischen und nur das
210  Unterschiedliche zu betonen; daß die Bismarcksche Ära manche
211  Fundamente gelegt, manche Geisteshaltung begünstigt, manche
212  Konstellation geschaffen hatte, deren sich dann der
213  Nationalsozialismus bediente, wurde in seinem Werk, wenn auch oft
214  indirekt, sehr deutlich herausgestellt. Darin lag noch über die
215  Tatsache hinaus, daß das Buch die bis dahin umfangreichste, auf
216  der Fülle der in den zwanziger und dreißiger Jahren erschienenen
217  Aktenpublikationen aufbauende Bismarckbiographie darstellte, seine
218  besondere Aktualität in den Jahren unmittelbar nach dem Ende des
219  Zweiten Weltkrieges, in denen sich die Frage nach der
220  Kontinuität in der deutschen Geschichte der letzten drei
221  Menschenalter mit einer ganz neuen Schärfe stellte. Diese Frage
222  hat gerade in jener Zeit manche sehr entschiedene Antwort gefunden,
223  wobei bisweilen auch griffig vereinfachende Thesen nach Art der
224  berühmten Ahnenreihe Luther-Friedrich der Große-
225  Bismarck-Hitler allzu eilfertig übernommen wurden, wie sie in
226  der Zeit des Kampfes gegen den Nationalsozialismus entwickelt
227  worden waren. Das meiste davon war freilich ganz auf den Tag
228  berechnet, enthielt kaum eine vertiefte Auseinandersetzung mit den
229  Problemen und ist daher rasch versunken. Hingewiesen sei in diesem
230  Zusammenhang etwa nur auf das Buch von Robert Saitschick zum
231  Thema " Bismarck und das Schicksal des deutschen Volkes ".
232  Saitschick, auch er wie Eyck kein Fachhistoriker im engeren
233  Sinne, hat in diesem Buch, in dem er die " Tragödie des
234  deutschen Volkes " zu deuten versuchte aus dessen " Untreue (...)
235  gegen seinen geschichtlichen Beruf, der Verkennung desselben durch
236  den Machiavellismus, der auf deutschem Boden eine besonders
237  groteske Gestalt annahm ", das wohl vollständigste
238  " Sündenregister " Bismarcks aufgestellt, das es bis heute gibt,
239  und ihn und in seiner Ahnenreihe Friedrich den Großen beschuldigt,
240  das deutsche Volk gewissenlos und planmäßig auf den Weg des
241  Militarismus, der blinden Anbetung der Macht und der Verachtung
242  aller politischen Ideale gelenkt zu haben, der dann unmittelbar ins
243  Dritte Reich führte. Die darin zugleich enthaltene, in
244  wesentlichen Elementen bereits seit den zwanziger Jahren von dem
245  österreichischen Historiker Heinrich von Srbik entwickelte These,
246  daß nicht der nationale Machtstaat, sondern der fortschreitende
247  Ausbau einer mitteleuropäischen Völkergemeinschaft, wie sie im
248  Alten Reich angelegt war, das eigentliche Ziel der deutschen
249  Geschichte, der " Beruf des deutschen Volkes " gewesen sei,
250  vertrat auch Ulrich Noack in seiner hier abgedruckten Würzburger
251  Universitätsrede mit dem Titel " Das Werk Friedrichs des
252  Großen und Bismarcks als Problem der deutschen Geschichte ".
253  Sie behandelte jedoch die ganze Frage, auch wenn sie sicher nicht
254  frei war von manchen Illusionen, auf einem ganz anderen Niveau als
255  Saitschick und vor allem ohne die problematische Verengung auf
256  einen großen Schuldigen. So scheint sie uns, obwohl heute fast
257  vergessen, besonders geeignet, das veränderte Diskussionsklima
258  jener Jahre zu dokumentieren und den Hintergrund zu beleuchten,
259  vor dem sich dann die eigentliche Debatte über das Bismarckproblem
260  entwickelte.

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