Quelle Nummer 375

Rubrik 33 : BELLETRISTIK   Unterrubrik 33.07 : HUMOR

DIE MONDMAENNCHEN
MICHAEL SCHIFF
MONDURLAUB MIT VOLLPENSION
EIN "PHANTASTISCHER" REISEFUEHRER ZUM MOND- AUF DEM
MOND - VOM MOND ZURUECK
AXEL JUNCKER VERLAG GMBH
MUENCHEN ZUERICH WIEN 1970, S. 80-


001  Die Mondmännchen. Was für den Alpentourismus die
002  eierlegende Gemse, das ist für den lunaren Raum das
003  Mondmännchen. Verderben Sie nur nicht den Leuten, die Ihnen
004  von den Mondmännchen erzählen, Ihnen Fotos zeigen oder Sie zu
005  Mondmännchen-Höhlen führen, den Spaß! Sie haben erst
006  Ruhe, wenn Sie die Existenz von Mondmännchen anerkennen. Am
007  besten, Sie behaupten, schon Mondmännchen begegnet zu sein.
008  Täglich werden neue Geschichten über die Mondmännchen erfunden
009  - die meisten an der großen W *und W-Bar, gleich neben dem
010  Apollo-Bahnhof. W *und W " heißt übrigens " Whisky *und
011  Wodka " - gegenüber Russen empfiehlt es sich allerdings,zu
012  singen!) Die Mondmännchen sind Ersatz für Mondkultur und die
013  Reihenfolge umzudrehen. Der Mond lebt ohne Vergangenheit.
014  Keine Geschichte, keine Kriege, keine Amouren, keine Legenden.
015  Die bekannten Mondmärchen und Mondlieder sind - weil
016  irdischen Ursprungs - auf dem Mond tabu. (Lassen Sie es sich
017  nicht einfallen auf dem Mond " Der Mond ist aufgegangen " zu
018  singen!) Die Mondmännchen sind Ersatz für Mondkuktur und
019  Mondhistorie. Wenn Sie nach dem fünften Whisky selbst
020  Mondmännchen-Geschichten erfinden, dann halten Sie sich
021  bitte an folgende " Tatsache ", an den Mond-Männchen-
022  Kodex: Das Mondmännchen ist cirka 40 Zentimeter groß, hat
023  ein freundliches Gesicht in einem kahlen Kugelkopf, besitzt nur
024  winzige Beinchen, auf denen es sich aber sehr schnelle und
025  geschickt fortbewegt, und hat schließlich sehr graziöse Arme und
026  Finger. Arme wie Beine sitzen an einer halsähnlichen
027  Verlängerung des Kopfes. Das Mondmännchen besitzt keinen Leib
028  im irdischen Sinn. Es ist, anatomisch gesehen, geschlechtslos,
029  aber nach dem Wunsche seiner Erfinder unglaublich geil. In
030  Gruppen von zwei bis vier Mondmännchen besuchen sie einzelne
031  irdische Frauen und sind unbeschreiblich zärtlich zu ihnen. Was
032  die Mondmännchen da treiben, ist bei uns als Petting bekannt.
033  Selbstverständlich verfluchen die Männer die Mondmännchen,
034  aber es wagt sich keiner an sie heran. Stillschweigend geht man
035  davon aus, daß die Mondmännchen unsterblich sind und keine
036  Nahrung aufnehmen müssen. Allerdings werden Wunderdinge über
037  ihre Standfestigkeit im Saufen erzählt. Die Mondmännchen
038  hätten sich sofort an den Alkohol gewöhnt und seien besonders im
039  Konsum harter Sachen unschlagbar. Wenn ein Mondarbeiter
040  schlafend neben einigen leeren Schnapsflaschen angetroffen wird,
041  entschuldigt er sich sofort mit: " Wieder diese verfluchten
042  robbs. " " Robb " ist die vertrauliche Bezeichnung der
043  Amerikaner für die Mondmännchen. Die Russen kennen nur eine
044  singulare Bezeichnung: " Genosse Pjotr ". Ein russischer
045  Kosmonaut, der sich unsterblich in eine reizende junge Touristin
046  verliebt hatte, schenkte ihr seine Identitätsmarke. Es gab einen
047  riesigen Stunk. Der Mann sollte in Moskau vor Gericht gestellt
048  werden. Und dann passierte nichts! Der Kosmonaut hatte einfach
049  gesagt: " Genosse Pjotr muß sie mir geklaut haben. " Sie
050  sehen, nicht einmal die Kreml-Gewaltigen können es wagen,
051  die Existenz der Mondmännchen anzuzweifeln. Kleine
052  Geschichten über die Mondmännchen. Einweihung des Apollo-
053  Hafens. Ausnahmsweise soll Schnaps ausgeschenkt werden (zu jener
054  Zeit noch verboten!). Zehn Kisten Whisky werden
055  herangeschafft. Dazu Gläser. Rund einhundert Ehrengäste und
056  Bauleute lassen endlose Reden über sich ergehen. Der Vertreter
057  der USA und der Beauftragte der Sowjetunion umarmen sich -
058  Tusch! Die Flaschen werden geöffnet. In dem Moment schieben
059  sich vier oder fünf Robbs durch die Menge, schnappen sich eine
060  Flasche nach der anderen, setzen sie an ihre mundähnlichen
061  Gesichtsöffnungen und trinken. Sie brauchen keine zehn Sekunden
062  für eine Flasche. Der Russe reißt die Augen auf und klatscht
063  bewunderd in die Hände. Der Amerikaner kann gerade noch eine
064  Flasche retten, reicht sie dem Russen, der will es den
065  Mondmännchen gleichtun und verschluckt sich. Der Amerikaner
066  klopft ihm behutsam auf den Rücken, nimmt selbst einen tiefen
067  Schluck und sieht dann mit entsetztem Blick, wie die
068  Mondmännchen auf ihren winzigen Beinchen im Stechschritt
069  davonmarschieren. (Übrigens die einzige Auswirkung des Alkohols
070  auf die Robbs.) Der amerikanische Astronaut George F. hatte
071  seine junge Frau Patricia - als Besatzungsmitglied getarnt -
072  als erste Frau auf den Mond geschmuggelt. Nicht nur aus Liebe
073  übrigens, sondern wegen einer Wette. Erste Nacht auf dem Mond.
074  Patricia wacht auf, weil ihr Mann schnarcht! Patricia schreit
075  auf, macht das Licht an und - sieht gerade noch, wie zwei
076  Mondmännchen aus dem Bett springen und verschwinden. Sie weckt
077  ihren Mann, erzählt ihm alles, der tippt bedeutungsvoll mit dem
078  Finger an den Kopf und murmelt: " Kann ja gut werden - hätte
079  ich dich bloß auf der Erde gelassen. " Die Mondmännchen kamen
080  in den folgenden Nächten wieder. Patricia ließ nun ihren Mann
081  weiterschlafen. Bald kehrte sie mit ihm auf die Erde zurück,
082  ließ sich scheiden und reiste wieder zum Mond, wo sie heute
083  ständig lebt - angeblich zusammen mit drei Robbs. An der W
084  *und W-Bar saß einer der ersten Touristen. Ein steinreicher
085  Mann, bekannt auf der ganzen Erde. Ein Nichtstuer, Säufer
086  und Frauenheld, der langsam den immensen Besitz seines Vaters
087  durchbringt und sich unter die Erde bringt. Neben ihm ein
088  Millionen-Flittchen, eine, die nur auf siebenstelligen
089  Bankkonten schläft. Neben ihr ein blutjunger Russe. Emigrant.
090  Wollte lieber auf dem Mond bleiben, als in die Heimat der
091  Werktätigen zurückkehren. Alle nennen ihn " Jury " - nach
092  Gagarin - seinen tatsächlichen Nahmen kennt keiner. Jury,
093  überzeugter Sozialist, will dieser " kapitalistischen Pestbeule
094  " einen Denkzettel geben. Alle W *und W-Gäste waren
095  gespannt. Jury erzählt dem Geldsack von den Mondmännchen, von
096  Genosse Pjotr. Der reiche Schnösel reagiert prompt wie erwartet,
097  nämlich superschlau. Der Mond sei unbewohnt gewesen usw..
098  Jury bietet eine Wette an. Er könne mit Hilfe eines
099  Mondmännchen jeden unter den Tisch trinken. Einzige
100  Bedingung: schwache Beleuchtung, weil die Augen der
101  Mondmännchen sehr lichtempfindlich seien, denn sie hätten -
102  bevor die Menschen kamen - fast nur in Höhlen gelebt. Das
103  wandelnde Bankkonto bietet sich sofort als Gegner an. Jury läßt
104  für sich eine Flasche Wodka kommen, für seinen Kontrahenten nur
105  einen doppelten Whisky. Nach der dritten Runde protestiert der
106  Geldwanst. Will zur Kontrolle von dem Wodka trinken. Tut es
107  und muß zugeben: in Ordnung. Nach der fünfzehnten Flasche ist
108  Jury immer noch topfit, sein Gegner wird von seiner Süßen am
109  Boden der Bar betreut. Am nächsten Abend. Der
110  Dukatenscheißer will sich nicht geschlagen geben. Man spricht vom
111  Sex. Er könne jede Frau befriedigen und sogar zwei
112  Nymphomaninnen zugleich. Das Herzblättchen neben ihm nickt
113  zustimmend. Jury redet wieder von Genosse Pjotr. Der Millionen
114  -Bubi hält sich den Bauch, glaubt kein Wort. Die nächste
115  Wette steigt. Die geldgeile Puppe wird aufs Zimmer geschickt,
116  soll dort dreißig Minuten bleiben und dann wiederkommen, wenn sie
117  kann und will. Ein widerlicher Typ, " Butler " dieser
118  Superplayboys, wird in die Bar zitiert, behängt sich mit einigen
119  Kanonen und geht mit. Wacheschiebend vor der Tür der Süßen.
120  Nach dreißig Minuten nichts. Auch nichts nach einer, nichts
121  nach zwei, nichts nach drei Stunden. Dann allgemeiner Marsch zum
122  Bett der Dame. Vor der Tür der schwerbewaffnete Gorilla.
123  Dann marschiert man in das Zimmer. Der Finanzier der Dame,
124  Jury, Patricia von der Bar, Gäste, Neugierige - an die
125  zwanzig Personen. Licht an! " Bleibt doch noch ", hören
126  alle. Die Süße hat es gesagt. Außer ihr aber ist niemand zu
127  sehen, nur die davonhuschenden Schatten einiger Mondmännchen.
128  Auch diese Runde ging an Jury. Der Geldsack packte seine
129  Sachen, der Gorilla entlud seine Kanonen, beide flogen mit dem
130  nächsten Raumschiff Richtung Heimat. Die Süße aber blieb
131  zurück. Es wird behauptet, sie beschäftigt sich inzwischen mit
132  dem Gedanken, Mondmännchen zur Erde zu exportieren.
133  Gegenwärtig wird geprüft, ob die Robbs auf der Erde
134  lebensfähig sind. Ausflug zum Kopernikus-Krater. Die
135  Ankunft im Apollo-Mondhafen wird Sie bitter enttäuschen.
136  Ein nüchternes Empfangsgebäude, umgeben von einigen
137  Fertighäusern und zahlreichen primitiven Zeltbuden Wohin Sie
138  auch blicken: Reklame. Reklame für Dinge, die Sie auf dem
139  Mond entweder gar nicht kaufen können oder die so teuer sind, daß
140  Sie gern darauf verzichten. " Warum dann diese Schilder und
141  Plakate? " werden Sie fragen. Im Apollo-Hafen werden
142  fast ständig Aufnahmen für Film und Fernsehen gemacht.
143  Touristen fotografieren sich hier oder werden fotografiert. Keine
144  Aufnahme ohne einen werblichen Hintergrund. Das zahlt sich für
145  die Firmen aus. Bei jeder Fernsehsendung vom Mond, in jedem
146  Mond-Sex-film oder Mond-Heimatfilm usw..
147  Niemand kann die Firmen daran hindern. Sie brauchen nicht einmal
148  Standgelder zu zahlen, denn die Frage des Mond-Eigentums ist
149  nicht geklärt. Bisher nicht! Damit Sie in Ihrer
150  Enttäuschung nicht gleich wieder abreisen: Nehmen Sie teil an
151  einem Ausflug zum Kopernikus-Krater! Sie erleben eine
152  reizvolle Mittelgebirgslandschaft mit Erhebungen bis zu 300 Metern.
153  Die Berge haben nur bis zu 30 Grad Steigung, so daß auch
154  einer bekömmlichen Höhenwanderung nichts im Wege steht. Nur das
155  Übersteigen des Katerringes (Höhe 1300 m) dürfte älteren
156  Leuten und Kindern doch einige Mühe bereiten. Mit Mondjeep
157  oder Lift wird aber auch dieses Hindernis leicht überwunden.
158  Wir empfehlen:. Vom Apollo-Hafen zum Kopernikus-
159  Krater soll auch eine Luftverbindung hergestellt werden, die nicht
160  teurer sein wird als der Landweg. Im Kopernikus-Krater gibt
161  es nur einen kleinen Schnellimbiß (am Lift), der dem
162  touristischen Ansturm in keiner Weise gewachsen ist. Nehmen Sie
163  daher unbedingt einige belegte Brote und heißen Kaffee oder Tee
164  mit. Noch praktischer ist der " Original-Apollo-Tuben
165  -Snack "! Brot, Butter, Wurst, Käse - alles aus der
166  Tube. Die Mondprominenz. Wo viele Menschen beieinander
167  sind, bilden sich Gruppen und innerhalb dieser Gruppen wiederum
168  Rangstufen. Anfangs bestand der " Mondadel " aus den
169  Astronauten und den ersten Wissenschaftlern, die sich für
170  längere Zeit auf dem Mond aufhielten. Seitdem der Mondflug kein
171  Problem mehr darstellt und auch die wissenschaftliche Ausbeute
172  nachgelassen hat, holte die Gruppe der " Mondprojektoren " auf.
173  Es sind jene, die den Mond durch ihre Pläne und Bauten
174  bewohnbar machen. Diesen Leuten ist enorm viel zu verdanken. Ein
175  finnischer Architekt erfand das " Kraterhaus ", eine
176  verblüffend einfache Lösung, kleine Krater für Wohnzwecke
177  nutzbar zu machen. Ein chilenischer Arbeiter entwickelte einen
178  tragbaren Minilift mit dem sich plötzlich auftauchende Hindernisse
179  bis zu einer Höhe von rund 100 Metern überwinden lassen. Ein
180  deutscher Arzt bastelte in seiner freien Zeit eine "
181  Sauerstofftankstelle ", durch die die Bewegungsfreiheit auf dem
182  Mond erheblich vergrößert werden konnte. Eine andere
183  Prominentengruppe umfaßt - wie auf der Erde - Künstler,
184  Unterhalter, Barmusiker usw.. Wer auf dem Mond auftritt,
185  muß sich für wenigstens drei Monate verpflichten, denn sonst
186  kommen die Reisekosten nicht heraus. Anfangs drängten sich die
187  irdischen Superstars zu einem Mondengagement. Sogar kostenlos
188  wollten sie auftreten - wegen der Publicity. Als dann aber die
189  wenigsten dieser Leute oben " ankamen " - denn welcher
190  Superstar kann sich schon drei Monate lang überzeugend produzieren?
191  -, nahm das Interesse schnell ab. Mondengagements wurden
192  gefürchtet. Ein Quizmaster, der gewohnt war, mit großem
193  Ensemble aufzutreten, mit enormem Aufwand an Kulissen, Ton
194  effekten und Farbeffekten, mit Scheinwerferbatterien und Big
195  -Band, war als Solo-Nummer so kläglich, daß er auf
196  eigene Flugkosten nach drei Tagen die Flucht ergriff. Frauen
197  haben es leichter, weil Frauen oben knapp sind und daher jeder
198  Rock enorm ankommt, besonders dann, wenn er kurz ist oder gar im
199  Lauf des Programms ausgezogen wird. Trotzdem, Striptease allein
200  zieht auf dem Mond nicht. Wohl aber keß vorgetragene Songs, in
201  denen von der " Scheiß-Erde " die Rede ist. Alkerdings
202  hat sich auf dem Mond auch schon eine linke Truppe etabliert, die
203  in ihrem Kabarettprogramm den Mond in die Pfanne haut. Aber
204  damit kommen diese Leute nur bei mondmüden Veteranen und ganz
205  wenigen Touristen an. Selbverständlich haben manche Künstler in
206  ihren Darbietungen auch das Heimweh bemüht. Als aber so ein
207  Heintje-Typ die " liebe Mutter Erde " besang, war der
208  kleine Saal in wenigen Minuten leer. Nur ein total besoffener
209  Tourist blieb zurück und gestand, diesen Sänger umarmend, daß
210  er nur zum Mond geflogen sei, weil der Nordpol-Trip - die
211  einzige Reise, die auch noch etwas Aufsehen erregt hätte -
212  ausgebucht war. Kein Mondveteran möchte auf die sentimentale
213  Tour an die Erde erinnert werden. Die meisten wollen von der
214  Erde nichts mehr wissen. Wer aber tatsächlich Heimweh bekommt
215  und zur Erde zurückfliegt, ist in spätestens vier Wochen wieder
216  auf dem Mond. Der gegenwärtig prominenteste " Mann im Mond
217  " ist eine Frau, die jährlich zweimal zur Erde fliegt, ihre
218  Familie besichtigt, dem Ehemann die Knöpfe annäht und den drei
219  Kindern vom Mond erzählt, aber dann sofort wieder abreist -
220  Richtung Mond. " Ich kann unter diesen windelweichen Leuten auf
221  der Erde nicht mehr leben. Mein Mann kommt mir vor, als sei er
222  einem Versandhauskatalog entsprungen, meine Kinder reden von
223  Lehrern und Zensuren und freuen sich über jede gute Note, die
224  sie vielleicht ebensowenig verdient haben wie die schlechten.
225  " Diese Frau ist Boß, Intendantin, Kommentatorin und
226  Sprecherin des einzigen Mond-Senders, ihres Senders:
227  LUNA EINS. Sie hat ihren irdischen Namen abgelegt und
228  finanziert ihren Sender mit Werbung, die sie in nachfolgenden
229  Sendungen durch den Wolf dreht. (" Die Werbung finanziert
230  meinen Sender und zeigt den Veteranen, was sie bei einer
231  Rückkehr auf die Erde erwartet: Konsum-Gequake. ")
232  Andererseits gibt es auch auf dem Mond Menschen, denen ein
233  Tourist, der auf seinen guten Ruf bedacht ist, besser aus dem
234  Wege geht. Das betrifft vor allen Dingen die " Lunis ". Man
235  sagt, es seien Leute, die zum Mond strafversetzt worden seien.
236  Der Mond ist kein KZ, kein Straflager, kein Neu-Sibirien,
237  vielleicht aber so ganz nebenbei eine " Bewährungsstation
238  " für Menschen, die sich auf der Erde irgendwie unbeliebt gemacht
239  haben. Die Lunis sind nicht kriminell, eher das Gegenteil:
240  Weltverbesserer. Vor dieser Spezies Mensch fürchten sich manche
241  Regierungen, Arbeitgeberverbände und Bürgervereine mehr als vor
242  Mördern. Die Lunis arbeiten nicht! Genauer gesagt: Es ist
243  ihnen völlig egal, ob sich der Mond in eine deutsche Schwarzwald
244  -Landschaft oder in ein New-New-York verwandeln läßt.
245  Vor ihren Behausungen türmt sich der Mondstaub, sie lümmeln
246  in kleineren Kratern herum und werfen Eierschalen achtlos auf die
247  Erde. Also: Ordnungsfeinde! Die Mondveteranen sind auch
248  nicht übermäßig ordentlich, aber sie putzen sich doch wenigstens
249  dreimal täglich die Schuhe - wegen des Mondstaubs. Die Lunis
250  nicht! Die Lunis machen sich über die Touristen lustig und
251  bemalen die Raumschiffe mit zersetzenden Sprüchen, wie "
252  Der Mond ist nur öde, die Erde aber blöde! " " Die V 1
253  war Mörderpraxis, jetzt baut Herr Braun für die Galaxis.
254  " " Touristen sind schlimmer als Sandflöhe. " " Coke hat die
255  Erde nicht verschont, jetzt kommt der Dreck auch auf den Mond.
256  " Trotzdem denken die Mondveteranen nicht daran, die Lunis
257  wieder zur Erde abzuschieben. Die Lunis sind die einzige
258  Abwechslung in der allzu heilen Mondwelt. Worüber spricht man an
259  der W *und W-Bar, wenn nicht über Frauen? Über die
260  Lunis. Vielleicht sind die Lunis sogar die eigentlichen
261  Prominenten auf dem Mond - aber darüber spricht man besser nicht.
262  Die Mondveteranen könnten das übelnehmen.

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