Quelle Nummer 365

Rubrik 09 : WIRTSCHAFT   Unterrubrik 09.13 : UEBRIGE

VEBA
BLICK IN DIE VEBA, OKTOBER 1970
VEBA-AKTIENGESELLSCHAFT DUESSELDORF, S.3-


001  Sehr geehrter Aktionär,. das anhaltende
002  wirtschaftliche Wachstum in der Bundesrepublik im Jahre 1969
003  führte in nahezu allen Produktionsbereichen und
004  Dienstleistungsbereichen des VEBA-Konzerns zu einem
005  weiteren Leistungsanstieg. Im Berichtsjahr bauten wir, wie schon
006  in den Vorjahren, insbesondere unsere Elektrizitätswirtschaft
007  weiter aus. Von den Investitionen in Sachanlagen entfielen
008  wiederum mehr als drei Viertel auf diesen Bereich. Unsere
009  Energieversorgungsunternehmen einschließlich der industriellen
010  Kraftwirtschaft an der Ruhr konnten mit einer Zuwachsrate von fast
011  17 % ihre Stromerzeugung überdurchschnittlich steigern. Der
012  Gewinn war höher als im Vorjahr. Im Chemiebereich stieg zwar
013  die Produktion in allen wesentlichen Sparten, das Ergebnis hat
014  sich jedoch vor allem als Folge unzureichender Preise für
015  verschiedene Mineralölprodukte sowie für Stickstoff und
016  Düngemittel verschlechtert. Die Glaswerke konnten bei
017  erweiterten Kapazitäten Produktion und Absatz infolge der
018  anhaltend lebhaften Nachfrage nach Hohlglas erhöhen und ihren
019  Gewinn steigern. Günstig war auch der Geschäftsverlauf bei den
020  Verkehrsbetrieben und im Handel. Die Gewinne in diesen
021  Bereichen waren zum Teil höher als im Vorjahr. Insgesamt war
022  das Jahr 1969 für den VEBA-Konzern zufriedenstellend.
023  Bei der Beurteilung der Ertragslage hat allerdings der mit 29,
024  5 Mio DM ausgewiesene Konzern-Jahresüberschuß keine
025  Aussagekraft, da er in erheblichem Umfang von außerordentlichen
026  Aufwendungen und Erträgen, insbesondere im Zusammenhang mit der
027  Abgabe des Steinkohlenbergbaus, beeinflußt wurde. Aus der
028  Einbringung des Bergbauvermögens ergaben sich außerordentliche
029  Erträge von 273 Mio DM, denen außerordentliche Aufwendungen
030  unter anderem für Vorsorgemaßnahmen gegen etwaige Risiken, die
031  sich aus der Abgabe des Bergbaus ergaben, in Höhe von 212 Mio
032  DM gegenüberstehen. Es errechnet sich damit zunächst ein
033  Überschuß von 61 Mio DM. Da wir jedoch den vollen Buchgewinn
034  aus dem Abgang des Bergbauanlagevermögens in Höhe von 262 Mio
035  DM den unversteuerten Rücklagen nach 10 Kohleanpassungsgesetz
036  zugeführt und damit neutralisiert haben, wurde das Jahresergebnis
037  in Höhe der Differenz mit 201 Mio DM rechnerisch belastet.
038  Das wirtschaftliche Konzernergebnis hat sich - insgesamt gesehen
039  - gegenüber 1968 nicht verändert. So beträgt der Gewinn je 50
040  -l DM-Aktie, der nach der Empfehlung der Deutschen
041  Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung berechnet wurde,
042  1969 wie im Vorjahr 14 -l DM. Die an die VEBA von ihren
043  Tochtergesellschaften ausgeschütteten Gewinne werden es uns
044  ermöglichen, der nächsten Hauptversammlung eine mindestens
045  gleichbleibende Dividende von 6,50 DM je nom. 50 -l DM
046  -Aktie für das Geschäftsjahr 1969 (math.Op.) 70 vorzuschlagen. Im
047  folgenden möchten wir Ihnen über wichtige Maßnahmen für den
048  Aufbau und die weitere Entwicklung des VEBA-Konzerns
049  berichten, die in 1969 und den ersten neun Monaten 1970
050  durchgeführt wurden: Nach Abschluß der Verträge mit der
051  Ruhrkohle AG am 28.November 1969 wurde das Bergbauvermögen
052  rückwirkend zum 1.Januar 1969 auf diese Gesellschaft
053  übertragen. Wir brachten acht Schachtanlagen, zwei Kokereien,
054  zwei Brikettfabriken sowie die Zechenbahn und Hafenbahn
055  in die Ruhrkohle AG ein, die gleichzeitig 22 725 Mitarbeiter
056  unseres Konzerns übernahm. Aus der Übertragung des
057  Bergbauvermögens ergab sich eine Einbringungsforderung an die
058  Ruhrkohle von rd. 174 Mio DM, die bei 6 % p. a.
059  Verzinsung in zwanzig gleichen Jahresraten zu tilgen ist. Für
060  die Tilgungsleistungen haben sich die Bundesrepublik Deutschland
061  und das Land Nordrhein-Westfalen verbürgt. Unser Anteil am
062  Grundkapital der Ruhrkohle AG von 534,5 Mio DM beläuft
063  sich einschließlich der von der Emscher Lippe Bergbau AG
064  übernommenen Beteiligung auf nom. 75 181 600 -l DM oder 14,
065  1 %. Nachdem in 1969 ferner durch konzerninterne
066  Übertragung der Beteiligung der Hugo Stinnes AG an der
067  Steinkohlenbergwerke Mathias Stinnes AG (SMS) auf Hibernia
068  und der Beteiligungen der Hibernia an Fendel und Stromeyer auf
069  die Hugo Stinnes AG die Produktionsbetriebe sowie die Handels
070  interessen und Verkehrsinteressen jeweils einer Gruppe
071  zugeordnet wurden, führten wir weitere Maßnahmen mit dem Ziel
072  einer spartenmäßigen Gliederung durch. Zum 1.Januar 1970
073  wurde der im Vorjahr auf Hibernia übergegangene Glasbereich
074  vermögensmäßig in der VEBA-GLAS AG verselbständigt,
075  die mit einem Grundkapital von 100 Mio DM ausgestattet wurde.
076  Mit Wirkung vom 1.Mai 1970 wurde die industrielle
077  Kraftwirtschaft der Hibernia einschließlich der zugehörigen
078  Beteiligungen in die neugegründete VEBA Kraftwerke Ruhr
079  GmbH (VKR) eingebracht. Diese Gesellschaft erhielt ein
080  Stammkapital von ebenfalls 100 Mio DM. Schließlich wurden von
081  Hibernia bisher bereits an VEBA-CHEMIE verpachtete
082  Chemiebetriebe sowie die Beteiligungen an RUHR-
083  STICKSTOFF AG, ARAL AG, Phenolchemie GmbH, M.
084  Stromeyer Handelsgesellschaft, Wirus-Werke W.
085  Ruhenstroth GmbH und weitere kleinere Beteiligungen gegen
086  Gewährung junger Aktien in die VEBA-CHEMIE AG
087  eingebracht. Das Grundkapital dieser Gesellschaft wurde in diesem
088  Zusammenhang um nom. 85 Mio DM auf 250 Mio DM erhöht.
089  Zur Straffung des Chemiebereiches wurden im übrigen zum 1.1.
090  1970 die VEBA-CHEMIE WEST GmbH und die in
091  1969 erworbene Salzgitter Chemie GmbH auf die VEBA-
092  CHEMIE AG umgewandelt. Die Hibernia AG, die nach
093  Durchführung dieser Maßnahmen über eigene Produktionsbetriebe
094  nicht mehr verfügt, wurde im September 1970 auf die VEBA AG
095  umgewandelt. Dabei gingen insbesondere die Beteiligungen an der
096  VEBA-CHEMIE AG, VEBA-GLAS AG,
097  VEBA Kraftwerke Ruhr GmbH, Chemische Werke Hüls AG
098  (CWH), Chemie-Verwaltungs-AG (CV), Ruhrkohle
099  AG und der Steinkohlen-Elektrizität AG, die
100  Einbringungsforderung gegenüber der Ruhrkohle AG sowie der
101  Wohnungsbesitz und Grundbesitz auf die VEBA über.
102  VEBA ist im Wege der Gesamtrechtsnachfolge in die bereits
103  bestehenden Beherrschungsverträge und
104  Gewinnabführungsverträge mit der VEBA-CHEMIE AG,
105  der VEBA-GLAS AG und der VEBA Kraftwerke Ruhr
106  GmbH eingetreten. Zur Verwaltung des Wohnungsbesitzes
107  und Grundbesitzes wurden Verwaltungsgesellschaften gegründet. Im
108  Beteiligungsbereich ergaben sich noch folgende wesentliche
109  Veränderungen: Zum 31.Dezember 1969 haben wir unsere
110  Beteiligung an der PREUSSAG AG in Höhe von nom. 59,
111  7 Mio DM an die Westdeutsche Landesbank Girozentrale zum
112  Kurs von 250 % veräußert. Die VEBA wird die ihr aus
113  dieser Veräußerung zufließenden Mittel in Höhe von 149,3
114  Mio DM zur Finanzierung von Konzerninvestitionen einsetzen.
115  Zwischenzeitlich haben wir den Betrag in Wertpapieren angelegt.
116  Zum Jahreswechsel 1969/70 haben die Farbenfabriken Bayer AG
117  und VEBA/Hibernia von der Farbwerke Hoechst AG je zur
118  Hälfte deren Beteiligung in Höhe von 51,42 % an der
119  Chemie-Verwaltungs-AG erworben. Der anteilige
120  Kaufpreis für VEBA/Hibernia betrug 200 Mio DM. Bayer
121  und VEBA besitzen nunmehr außer ihren unmittelbaren
122  Beteiligungen von je 25 % an der Chemische Werke Hüls AG
123  (CWH) zu gleichen Anteilen insgesamt über 70 % des
124  Aktienkapitals der Chemie-Verwaltungs-AG, die
125  ihrerseits mit 50 % an CWH beteiligt ist. VEBA-
126  GLAS AG hat in 1970 ihre Beteiligung an dem Grundkapital der
127  Westerwald AG (vorm. Siemens-Glas AG), Wirges/
128  Westerwald, auf über 25 % erhöht und damit die enge
129  Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen auch kapitalmäßig auf eine
130  breitere Basis gestellt. Mit Wirkung vom 1.Januar 1970 haben
131  die Hugo Stinnes AG und die Raab Karcher GmbH die Deutsche
132  SB-Kauf GmbH *und Co. oHG mit dem Sitz in Essen
133  gegründet, in die die Hugo Stinnes AG ihren über die
134  AGROS Essen KG betriebenen Selbstbedienungshandel und die
135  Raab Karcher GmbH ihre WEDI-Märkte und
136  DIVI-Märkte eingebracht haben. Beide Partner sind an der
137  neuen Gesellschaft zu je 50 % beteiligt. Hugo Stinnes AG
138  hat ferner in 1970 die Mehrheit an der Ahlers NV, Antwerpen,
139  die in der Seeschiffahrt sowie im Umschlaggeschäft tätig ist,
140  zum Ausbau dieser Sparten erworben. Die Hugo Stinnes AG
141  erhöhte im Juli 1970 ihr Grundkapital um nom. rd. 31 Mio
142  DM auf 130 Mio DM zum Kurs von 165 % gegen Bareinzahlung.
143  Die VEBA übte ihre Bezugsrechte voll aus. Die Preußische
144  Elektrizitäts-AG nahm im Juni 1970 eine Kapitalerhöhung
145  aus Gesellschaftsmitteln um nom. 75 Mio DM auf 500 Mio DM
146  vor. Zum 15.Juli 1970 hat diese Gesellschaft ihre 77,8
147  % ige Beteiligung an der Hannoversche Verkehrsbetriebe
148  (Üstra) AG an die Versorgungsgesellschaft und
149  Verkehrsgesellschaft Hannover m. b. H. zum Preise von
150  65,3 Mio DM verkauft. Einen Überblick über den neuen
151  Konzernaufbau und die wichtigsten Konzerngesellschaften
152  und Beteiligungsgesellschaften gibt Ihnen das Schaubild auf der
153  letzten Umschlagseite. Im ersten Halbjahr 1970 konnten auf Grund
154  der anhaltenden Hochkonjunktur Produktion und Absatz in den
155  meisten Bereichen des Konzerns weiter gesteigert werden. Der
156  Konzernaußenumsatz nahm gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum des
157  Vorjahres um 13,3 % auf 3 636 Mio DM zu. Die
158  Ertragslage war bei unterschiedlicher Entwicklung im einzelnen
159  insgesamt gesehen zufriedenstellend. Sorgen bereitet jedoch die
160  Entwicklung sowohl der Materialkosten als auch der
161  Personalkosten infolge der anhaltenden Lohnerhöhungen
162  und Gehaltserhöhungen. Im Mineralölbereich und
163  Stickstoffbereich wurde die Ertragslage durch die unbefriedigende
164  Preisentwicklung im 1.Halbjahr 1970 ungünstig beeinflußt.
165  Für das zweite Halbjahr 1970 zeichnet sich hier jedoch eine
166  Besserung ab. Mit freundlichen Grüßen ihre VEBA.
167  Wichtiges aus den Konzernbereichen. Expansion der
168  Elektrizitätswirtschaft. Unsere
169  Elektrizitätsversorgungsunternehmen haben auch in 1969 wiederum
170  wesentlich zum Gesamtergebnis des Konzerns beigetragen. Die
171  Zuwachsrate der Stromerzeugung im VEBA-Konzern lag sowohl
172  bei Preußenelektra als auch bei der industriellen Kraftwirtschaft
173  mit rd. 17 % erheblich über dem Durchschnitt in der
174  Bundesrepublik von 11,2 %. Die erfreuliche
175  Geschäftsentwicklung setzte sich im ersten Halbjahr 1970 mit einem
176  Erzeugungsanstieg von rd. 17 % bei Preußenelektra und rd.
177  32 % bei der VEBA Kraftwerke Ruhr GmbH weiter fort.
178  Zur Förderung des Stromabsatzes haben unsere
179  Verteilungsunternehmen die Beratung ihrer Stromkunden weiter
180  verstärkt. Die Bemühungen um die Ansiedlung stromintensiver
181  Industrieunternehmen wurden ebenfalls fortgesetzt. An dem weit
182  über dem Durchschnitt der letzten Jahre liegenden Zuwachs der
183  Stromabgabe waren alle Abnehmergruppen beteiligt. Insbesondere
184  die Industrie und sonstigen Sonderabnehmer erhöhten ihren
185  Stromverbrauch, nicht zuletzt auch infolge der allgemein guten
186  konjunkturellen Lage, beträchtlich. Bei dem Einsatz der
187  Primärenergien zur Stromerzeugung hat nach der Erweiterung des
188  Kraftwerkes Robert Frank das Erdgas weiter an Bedeutung gewonnen.
189  Rund die Hälfte der Stromerzeugung erfolgte auf
190  Steinkohlenbasis, ein Fünftel entfiel auf Braunkohle, gut ein
191  Viertel auf Erdgas und Erdöl und der Rest auf Wasserkraft.
192  Im Berichtsjahr gingen im Kraftwerk Scholven der Block C mit
193  einer Leistung von 370 MW, in Datteln ein weiterer
194  Bahnstromblock von 110 MW und im Kraftwerk Farge bei Bremen ein
195  320-MW-Block in Betrieb. Nach Stillegung verschiedener
196  veralteter Kraftwerkseinheiten stieg die gesamte installierte
197  Leistung des Konzerns um rd. 700 MW auf rd. 6 200 MW an.
198  Zur Zeit befinden sich noch Kraftwerksblöcke mit einer Leistung
199  von 3 900 MW im Bau, wovon ein Drittel auf Kernkraftwerke, ein
200  Drittel auf Steinkohlenkraftwerke und ein weiteres Drittel auf
201  Erdgaskraftwerke und Braunkohlenkraftwerke sowie auf ein
202  Pumpspeicherwerk entfallen. Die überdurchschnittlichen
203  Zuwachsraten bei der Stromnachfrage machen neben dem stetigen
204  Ausbau der Erzeugungsanlagen auch die Erweiterung der
205  Verteilungsanlagen notwendig. Nachdem im Herbst 1969 die erste ca.
206  360 km lange 380-kV-Leitung zwischen den Umspannwerken
207  Landesbergen bei Nienburg a. d. Weser und Großkrotzenburg
208  am Main in Betrieb genommen werden konnte, wird in einigen
209  Monaten die Verlängerung nach Norden bis in den Raum Hamburg
210  fertiggestellt sein. VEBA-CHEMIE. 1969 brachte
211  auch für die Chemie und Mineralölverarbeitung weitere
212  Produktionssteigerungen. Der Rohöldurchsatz erhöhte sich in
213  1969 nochmals um 8,4 % auf 7,85 Mio t. Die
214  Rohölversorgung der Raffinerien verlief störungsfrei. Der
215  Produktionsanstieg bei Benzin entfiel vor allem auf Fahrbenzin.
216  Die erzeugten Mineralölprodukte konnten reibungslos abgesetzt
217  werden, und zwar die Kraftstoffe über die ARAL AG, an der
218  wir mit rd. 28 % beteiligt sind. Die Preise verminderten
219  sich gegenüber 1968 bei zunehmender Verschärfung des Wettbewerbs
220  insbesondere für Fahrbenzin und leichtes Heizöl. Auch in den
221  ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres hielt der Preisdruck
222  weiter an, jedoch zeichnet sich in der zweiten Jahreshälfte 1970
223  eine Besserung ab. Der Rohöleinsatz ist im ersten Halbjahr 1970
224  bei voller Auslastung der Kapazitäten um rd. 5 % gestiegen.
225  In den Bereichen Petrochemie und Kunststoffe sowie bei den
226  meisten Produkten der organischen Chemie konnte die Erzeugung
227  sowohl im Jahre 1969 als auch im ersten Halbjahr 1970 gegenüber
228  den Vergleichszeiträumen weiter erhöht werden. Zusammen mit der
229  Chemische Werke Hüls AG hat die VEBA-CHEMIE AG
230  im Februar 1970 die Vestolen GmbH, Gelsenkirchen-Buer,
231  gegründet, um die gemeinsamen Interessen auf dem Kunststoffsektor
232  zusammenzufassen. Im Stickstoffbereich/
233  Düngemittelbereich wurden Produktion und Absatz dieser Sparte
234  durch den Erwerb der Salzgitter Chemie GmbH zum 1.Juni 1969
235  stark erhöht. Durch die Übernahme dieser Gesellschaft ist in
236  der Stickstofferzeugung/Düngemittelerzeugung ein
237  Verbundsystem entstanden, das eine flexible Gestaltung von
238  Produktion und Absatz ermöglicht. Im Chemiebereich sind als
239  Schwerpunkte unserer Investitionen insbesondere die Erweiterung
240  der Rohölverarbeitung zu erwähnen, ferner der Ausbau der
241  petrochemischen Anlagen sowie die Errichtung einer Anlage zur
242  Erzeugung von Ammoniak, in der kostengünstig Vakuumrückstände
243  der Rafenerien in Gelsenkirchen-Buer eingesetzt werden.
244  VEBA-GLAS. Die zu unserem Konzern gehörenden Werke
245  der VEBA-GLAS AG konnten bei der unvermindert
246  anhaltenden Nachfrage nach Hohlglas-Artikeln aller Art 1969
247  sowie auch im ersten Halbjahr 1970 Produktion und Versand
248  beträchtlich steigern. Hierbei wirkten sich
249  Kapazitätserweiterungen insbesondere durch die Inbetriebnahme des
250  Werkes Neuburg/Donau im Herbst 1968 und den Erwerb der
251  Glashütte Wisthoff, Essen-Steele, zum 1.Januar 1969
252  postiiv aus. Das Werk Wisthoff wird im Rahmen der
253  Stadtsanierung in das Industriegelände an der Ruhrau in Essen
254  -Steele verlegt, die Produktion soll dort 1971 aufgenommen
255  werden. Durch weiteren Ausbau der Produktionsanlagen im gesamten
256  Glasbereich wird auch in Zukunft die wachsende Nachfrage
257  insbesondere auch nach Einweg-Verpackungen gedeckt werden.
258  Die Zusammenarbeit der Glaswerke mit ausländischen Partnern im
259  Rahmen sogenannter Know-how-Verträge wurde fortgesetzt.
260  Das Projekt in Rumänien wurde erfolgreich abgeschlossen.
261  VEBA-HANDEL. Die Handelsunternehmen unseres
262  Konzerns mit Niederlassungen in nahezu allen größeren Städten
263  der Bundesrepublik bauten im Jahre 1969 und auch in den ersten
264  sechs Monaten 1970 ihre Position weiter aus. Der Anstieg der
265  Umsätze gegenüber 1968 ist bei einer Zunahme in fast allen
266  Geschäftssparten vor allem auf die Übernahme der im
267  Selbstbedienungshandel tätigen AGROS Essen KG
268  zurückzuführen. Neben den Bereichen feste und flüssige
269  Brennstoffe, auf die früher mehr als die Hälfte der
270  Handelsumsätze entfielen, gewinnen neue Handelssparten wie der
271  Selbstbedienungshandel und Chemikalienhandel zunehmend an
272  Bedeutung. Der Chemikalienhandel expandierte vor allem durch den
273  weiteren Ausbau des Niederlassungsnetzes im Ausland. Zur
274  Straffung der Organisation wurden die bei der Hugo Stinnes AG
275  zusammengefaßten Handelsinteressen des Konzerns nach
276  Geschäftssparten gegliedert und zu diesem Zweck sechs
277  Spartenbetriebsführungsgesellschaften gegründet. VEBA-
278  VERKEHR. In Unserer Seeschiffahrt, die von den
279  Poseidon-Linien betrieben wird, war der Geschäftsverlauf im
280  Jahre 1969 bei einem leichten Anstieg der Transportleistung besser
281  als im Vorjahr. Die günstige Entwicklung hielt allerdings im
282  ersten Halbjahr 1970 nicht an. Bei nahezu konstanten
283  Ladungsaufkommen gingen die Einnahmen in der Seeschiffahrt infolge
284  der scharfen Konkurrenz unter den Container-Linien im
285  Hauptverkehr zwischen Europa und USA-Ostküste zurück.
286  Nachteilig wirkte sich auch die DM-Aufwertung aus. Unsere
287  Finnland-Linie entwickelte sich weiter zufriedenstellend. Die
288  Beschäftigung der Binnenschiffahrtsflotte war im Berichtsjahr
289  insgesamt gut. Transportleistung und Umsatz gingen allerdings
290  gegenüber 1968 infolge längerer Niedrigwasserzeiten zurück. Im
291  ersten Halbjahr 1970 wirkten sich Hochwasser und Eis nachteilig
292  auf die Beschäftigung unserer Flotte aus. Die Umsätze konnten
293  infolge von Frachtanhebungen im innerdeutschen Verkehr gehalten
294  werden. In der Sparte Umschlag/Spedition/Lagerei war
295  der Geschäftsverlauf durch die anhaltend gute Nachfrage nach
296  Umschlagsleistungen und Speditionsleistungen sowie eine
297  weitgehende Auslastung der Lagerkapazitäten gekennzeichnet. Das
298  Schwergewicht des Anlageausbaues lag dementsprechend wiederum vor
299  allem bei den Landanlagen. Die erfreuliche Entwicklung setzte
300  sich auch in 1970 fort.

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