Quelle Nummer 363

Rubrik 09 : WIRTSCHAFT   Unterrubrik 09.11 : TAGESZEITUNGEN

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG
MONTAG 2.8.1971, NR. 183
S. 15- (WIRTSCHAFT)


001  DAS THEMA DES TAGES. Knappes Geld
002  ist teuer. (SZ) Wer sein Geld besonders gewinnbringend
003  anlegen will, kann hierzulande seit fast zwei Jahren lukrative
004  Zinsen kassieren. Dabei wurden die Erwartungen immer wieder
005  übertroffen. Noch gegen Ende 1969 galt eine Emission mit 7,
006  5 % Nominalverzinsung und 98 % Ausgabekurs als so attraktiv,
007  daß auch Experten meinten: Mehr ist wohl nicht mehr
008  herauszuholen. Nun - es wurde noch mehr: Im März letzten
009  Jahres kam der erste Achtprozenter auf den Markt, im Herbst
010  stieg der Zins auf 8,5 Prozent. Anfang dieses Jahres schien
011  der Umschwung zu kommen, aber er war nur von kurzer Dauer. Auf
012  seiner letzten Sitzung vor wenigen Tagen hat jetzt der Zentrale
013  Kapitalmarktausschuß nur je zwei Inlandsanleihen und
014  Auslandsanleihen zu immer noch 8 % genehmigt. Ihr Ausgabekurs
015  soll 98-99 % betragen. Die anhaltende Abstinenz wird vom
016  Markt erzwungen. Obwohl nämlich die Bevölkerung eifrig spart
017  und diese Neigung durch die in den letzten Monaten kräftig
018  gestiegenen Einkommen noch angeregt wird, ist das Interesse für
019  Rentenpapiere gering. Hohe Zinsen allein sind offenbar nicht sehr
020  verlockend, solange auf dem Markt keine Ruhe eingekehrt ist. Der
021  Kursverfall, sogar bei siebenprozentigen oder
022  siebeneinhalbprozentigen Papieren, die noch vor zwei Jahren als
023  ausgesprochen attraktiv galten, hat viele Anleger geschockt. Ein
024  beständiger Markt ist dem Anlageklima dienlicher, selbst wenn die
025  Rendite um ein halbes Prozent niedriger liegt. Die gegenwärtige
026  Zurückhaltung der Kapitalinteressenten darf nicht zu falschen
027  Schlüssen führen. Vor allem die Verschuldungswünsche der
028  Öffentlichen Hand sind beträchtlich, der Bedarf ist nur
029  aufgeschoben. Die künftige Marktverfassung ist wesentlich von
030  zwei Faktoren abhängig: Einmal von einer Lockerung der
031  Restriktionspolitik durch die Bundesbank, zum zweiten vom Ende
032  der währungspolitischen Unsicherheit. Die Tatsache, daß die
033  Bundesbank seit Freigabe des D-Mark-Wechselkurses nicht
034  mehr jeden Dollar ankaufen muß, zwingt die Nehmer von
035  Auslandskrediten, die Devisen auf dem freien Markt umzutauschen.
036  Das bedeutet einen ständigen Liquiditätsverlust, der auch die
037  Zinsen hochhält. Halbzeitbilanz: " Kein überschäumender
038  Erfolg ". Diesjähriger Sommerschlußverkauf leidet unter
039  der Hitzewelle/Dennoch kleines Umsatzplus. München
040  (SZ) - Nicht gerade überwältigend wird vom deutschen
041  Einzelhandel der Erfolg der ersten Woche des diesjährigen
042  Sommerschlußverkaufes bewertet. Dank des heißen Sommerwetters,
043  so wird übereinstimmend festgestellt, ließen sich zwar alle
044  Artikel, die als Sommerware deklariert waren, bisher sehr gut
045  verkaufen, in den sogenannten Anschlußabteilungen der Kaufhäuser
046  drehten die Verkäuferinnen jedoch den Daumen. Im Durchschnitt
047  dürfte die Halbzeit-Bilanz gegenüber dem Vorjahr allenfalls
048  ein kleines Plus aufweisen, wenn auch die Erwartungen nicht
049  erfüllt wurden. Als " Renner " bezeichnete der
050  Geschäftsführer eines großen Kaufhauses in der Münchner
051  Innenstadt die sog. " Hot Pants ", die bei Preisabschlägen
052  bis unter den Einkaufspreis weggingen " wie die warmen Semmeln ".
053  Auch Accessoirs, wie hohe Sommerstiefel, Mützen und
054  Damenblusen fanden ihre Abnehmer. Bemerkenswert ist jedoch die
055  Feststellung vieler Einzelhändler in Düsseldorf, München und
056  Hamburg, daß die Anziehungskraft des Schlußverkaufs auf die
057  Kundschaft von Jahr zu Jahr geringer wird. " Die Kunden sind
058  durchweg qualitätsbewußter geworden und decken sich mit guter Ware
059  ungeachtet der Sonderangebote das ganze Jahr über ein ", meinte
060  ein Einzelhandelssprecher. Die Masse der Käufer warte nicht
061  mehr unbedingt den Schlußverkauf ab. Nur Qualität geht.
062  Während Hamburger Geschäftsleute erklärten, der Umsatz sei
063  bisher " völlig unbefriedigend ", wurde im Rhein-Main-
064  Gebiet die erste Halbzeit erfreulicher beurteilt. Sowohl in
065  Köln als auch in Hamburg sagten Verkaufsmanager großer
066  Kaufhäuser, viele Käufer hätten " gar keine Lust mehr,
067  Artikel zu kaufen, die nicht von der allgemeinen üblichen
068  Qualität " seien. In Berlin äußerten Geschäftsführer die
069  Hoffnung, das Umsatz-Minus in der zweiten Halbzeit noch
070  ausgleichen zu können. Dort, " wo das eigentliche Geld drin ist ",
071  nämlich bei Strickwaren, Anzügen, Mänteln und Teppichen,
072  war in der ersten Woche bei den meisten Münchner
073  Einzelhändlern so gut wie nichts abzusetzen. Gerade für diese
074  Artikel hätten sich die Kaufhäuser ein " etwas kühleres Wetter "
075  gewünscht. So schien gerade im Raume München das heiße
076  Sommerwetter besonders in den Textilgeschäften einen Strich durch
077  die Rechnung gemacht zu haben. In Niedersachsen hat der späte
078  Beginn der Sommerferien hingegen die Umsätze in den ersten vier
079  Tagen der Verkaufsschlacht günstiger beeinflußt. Hier haben
080  sich die Kunden vor ihrer Fahrt in den Urlaub noch einmal mit
081  Sommerware, Freizeit-Artikel und Camping-
082  Artikel eingedeckt. Noch ist der gesamte deutsche Einzelhandel in
083  allen Abteilungen voll sortiert, was erwarten läßt, daß in der
084  zweiten Woche noch erhebliche Abstriche von den Preisen gemacht
085  werden, um die seit Monaten angestauten Lagerbestände
086  einigermaßen abbauen zu können. Wahrscheinlich dürften die
087  Gehaltszahlungen zum Monatsende und der verkaufsoffene Samstag
088  noch umsatzsteigernd wirken, so daß optimistische Erwartungen von
089  einem Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 4-8 % ausgehen.
090  Angesichts der seitdem erfolgten Preissteigerungen kein
091  überwältigendes Ergebnis. Dem entspricht die Ansicht eines
092  führenden Münchner Einzelhändlers: " Ein überschäumender
093  Erfog wird der diesjährige Sommerschlußverkauf nicht mehr. "
094  Weitere Verteuerung der Baukosten. Bereits 12 Prozent
095  über Vorjahrsstand. München (SZ) - Die
096  Baukosten im Hochbau und Tiefbau haben sich in Bayern
097  weiter verteuert. Wie das Statistische Landesamt mitteilt, ergab
098  sich für Wohngebäude von Februar bis Mai eine Preissteigerung
099  um 4,5 %. Unter den Wohngebäuden haben sich die reinen
100  Baukosten der Einfamilienhäuser um 5 %, der
101  Mehrfamilienhäuser um 5,6 % und der gemischt genutzten
102  Gebäude um 5 % verteuert. Im Vergleich zum Mai vergangenen
103  Jahres sind die Gesamtkosten von Wohngebäuden um 12,4 %
104  angestiegen, darunter am stärksten die Stahlbauarbeiten. US
105  -Streiks stören den Warenhandel. Im Metallgeschäft
106  herrscht sommerliche Ruhe/Vor neuem Kaffeejahr.
107  München (SZ) - Auf dem internationalen Rohkaffee
108  -Markt stehen Verhandlungen über die Preisgestaltung im neuen
109  Kaffee-Jahr bevor. Tee hat einen festen Markt. Margarine
110  -Rohstoffe gaben im Preis nach. Der Markt für Langkornreis
111  ist ausgesprochen fest. Erbsen und Linsen sind teurer geworden.
112  Die Lage bei Kupfer ist weiterhin unübersichtlich. Die
113  Bleipreise konnten sich halten. Zinn wurde billiger. Aluminium
114  wird reichlich angeboten. Rohkaffee: Im August werden
115  die Weichen gestellt für die Kaffeepreise im am 1.Oktober
116  beginnenden neuen Kaffee-Jahr. Der drohende
117  Hafenarbeiterstreik in den USA, mit dem im Oktober gerechnet
118  wird, hängt wie ein Damoklesschwert über dem Kaffeemarkt. Der
119  US-Handel würde sich dann vorher mit großen Rohkaffeemengen
120  eindecken. Das könnte das internationale Preisgefüge
121  beeinflussen und den stagnierenden Handel beleben. Tee:
122  Auf Ceylon sind die Teepreise höher als im gleichen
123  Vorjahreszeitpunkt. Eine größere Rolle spielt im Teegeschäft
124  zur Zeit allerdings Indien. Glücklicherweise haben sich die
125  Qualitäten verbessert. Die an sich hohen Preise werden
126  einigermaßen akzeptiert. Rohkakao: Am Rohkakao-
127  Markt ist auch weiterhin Vorsicht angebracht. Es wird sehr von
128  der Verkaufspolitik der westafrikanischen Erzeugerländer abhängen,
129  wie sich die Lage entwickelt. Das Wetter in Westafrika soll
130  nach wie vor günstig sein. Bei Preisrückgängen wäre die
131  Schokoladen-Industrie bereit, neue Abschlüsse zu tätigen,
132  allgemein aber besteht die Meinung, die Ernten erst einmal
133  abzuwarten. Margarine-Rohstoffe: Die Kopra-
134  Preise haben beträchtlich nachgegeben. Entsprechend ermäßigten
135  sich auch die Notierungen für holländisches Kokosöl. In
136  Palmöl gibt es kaum Umsätze. Erdnußöl und Sonnenblumenöl
137  sind weiterhin knapp. Talg wurde etwas teurer. Reis:
138  Der Markt ist ausgesprochen fest. Für Langkornreis müssen gute
139  Preise bezahlt werden. Bei Rundkornreis ist es unmöglich,
140  günstige Drittland-Offerten ausnzunutzen. Die Preise sind
141  in Italien stetig angestiegen, größere Mengen sind nicht mehr
142  vorhanden. Erbsen: Im Haupterzeugungsland, den
143  Niederlanden, wurden die Anbauflächen für grüne Erbsen um ein
144  Drittel reduziert, um so das Preisniveau zu stabilisieren. Auch
145  gelbe Erbsen aus den USA sind teurer geworden. Linsen:
146  Die USA fordern hohe Preise. Die Anbauflächen wurden
147  verringert, und die Bestände sind nicht groß. Die
148  Ernteprognosen für den Mittelmeer-Raum sind keineswegs
149  optimistisch. Feigen: Die Türkei ist nach wie vor das
150  Hauptlieferland der BRD. Die diesjährige Trockenfeigen-
151  Ernte wird dort qualitativ und mengenmäßig gut. Pfeffer:
152  Man kennt zwar die Ernteschätzungen in den
153  Haupterzeugungsländern, doch weiß man nicht, wieviel Ware zu
154  weißem Pfeffer - der in der BRD bevorzugt verbraucht wird -
155  verarbeitet werden wird. Die Preise liegen relativ hoch. Für
156  weiße Ware wird man wohl mit Preissteigerungen rechnen müssen.
157  Baumwolle: Es herrscht jetzt eine Sommerpause. Man
158  rechnet nach Ende der Urlaubszeit mit einer größeren Nachfrage,
159  da der Nachholbedarf der Spinnereien nicht gering sein wird.
160  Wolle: Im Mittelpunkt des internationalen Handels steht die
161  Tatsache, daß die australische Regierung die Wollpreise auf
162  einem Niveau von 36 cents e lb Basis Schweißwolle subsidieren
163  will. Das bedeutet eine Erhöhung von 20 %. Außerdem will
164  die Wool Commission künftig ihre Kauflimite um 5 %
165  heraufsetzen. Die Erzeugung wird vermutlich 1 % niedriger
166  ausfallen als 1970 (math.Op.) 71. Kupfer: Im Laufe des Juli
167  beherrschten die Meldungen über einen Streik in der amerikanischen
168  Kupfer-Industrie das Geschehen. Die Folge davon war ein
169  ständiger Stimmungswechsel. Erst gegen Ende des Monats hieß es,
170  der Streit stünde vor seiner Beilegung. Das führte zu einer
171  scharfen Baisse, nachdem die Kurse zuvor wiederholt heraufgesetzt
172  worden waren. Blei: Auch in diesem Bereich waren die
173  Dispositionen ruhig. Verschiedentlich stützten die Produzenten
174  den Preis. Zinn: Hier wies die Preiskurve überwiegend
175  nach unten und unterschritt erneut 1300 DM je 100 kg für Reinzinn
176  loko Duisburg. Es kam zu kleineren Eindeckungen. Zink:
177  Am freien Londoner Markt wird Zink um rund 16 *tj je t unter
178  Erzeugerpreis angeboten. Im Bundesgebiet sind viele Verbraucher
179  bis weit in das nächste Jahr hinein eingedeckt. Antimon:
180  Im Monatsverlauf reduzierte sich der Kurs von 520 auf 480 DM
181  je 100 kg. Die Abrufe sind schwach. Aluminium: Im
182  Gegensatz zu dem stabilen Abgabepreis der Erzeuger wird Hütten
183  -Aluminium am freien Londoner Markt reichlich und billig
184  offeriert. Das westdeutsche Aluminium-Geschäft steht im
185  Zeichen der saisonalbedingt schwachen Nachfrage.
186  Ausländisches Kapital dringt in der Werbewirtschaft vor.
187  Auch Troost geht den Weg der Internationalisierung/Kunden
188  sprengen Ländergrenzen. be. Düsseldorf (Eigener
189  Bericht) - Unter den zehn größten Werbeagenturen im
190  Bundesgebiet gibt es mittlerweile 9, die entweder ganz in
191  ausländischem Besitz sind oder an denen vorwiegend ausländische
192  Agenturen kapitalsmäßig beteiligt sind. Jüngstes Beispiel
193  dieser " Internationalisierung " ist die Troost KG
194  Werbeagentur, Düsseldorf, die mit einem Etat von heuer
195  vermutlich 150 Mill. DM an der 6.Stelle steht. Seit
196  einigen Jahren sind die führenden deutschen Werbeagenturen unter
197  dem Druck großer Kunden dabei, ihr Geschäft auf eine breitere
198  und internationale Basis zu stellen. Damit müssen sie sich meist
199  allerdings auch neue Kapitalquellen erschließen. In der Regel
200  fand man die Lösung darin, sich mit einer amerikanischen Agentur
201  zusammenzuschließen. So nahm Werbe-Gramm in Düsseldorf vor
202  wenigen Monaten Grey aus den USA auf. Bei der Agentur Team
203  zog die amerikanische Gesellschaft B. B. D. O.O.
204  mit ein. Gabler verband sich mit Benton *und Bowles aus
205  USA. Heumann ist schon seit Jahren mit Ogilvy verbunden,
206  hinter der britische und amerikanische Eigentümer stehen. Bei
207  Troost ging man einen anderen Weg. Der
208  Internationalisierungsprozeß begann vor etwa drei Jahren mit der
209  Gründung von Tochtergesellschaften in Mailand, Wien und
210  Barcelona. Das ging jedoch offenbar etwas über die eigenen
211  Kräfte hinaus. Aber dieser Weg ergab sich schon fast
212  zwangsläufig aus der Tatsache, daß das Haus 14 Kunden hat, die
213  in mehr als einem Land werben, Prominentester darunter vermutlich
214  Henkel mit Persil. Anfang Juli wurde bekannt, daß sich Troost
215  mit der zweitgrößten belgischen Werbeagentur Vanypeco in
216  Brüssel (Jahresetat 30 Mill. DM) zusammenschließen werde.
217  Diese Agentur besitzt eine Zweigniederlassung in Holland.
218  Troost und Vanypeco faßten ihre Interessen in der " Troost
219  International " zusammen, deren Generalmanagement Sol Z.
220  Bloomenkranz aus dem Hause Troost übernahm. Künftig
221  Holdinggesellschaft. Aus der etwas spärlichen und
222  verschwommenen Pressemitteilung nährte sich eine Fülle von
223  Gerüchten - und zu Recht, wie sich mittlerweile herausgestellt
224  hat. Im Hintergrund tauchte nämlich die potente belgische
225  Finanzgruppe Empain auf. Sie kommt, in der ganzen Welt tätig,
226  ursprünglich aus dem Transportwesen, hat die Metro in Paris und
227  Brüssel gebaut, und ist heute an mehreren Banken und
228  Finanzunternehmen beteiligt, allerdings nicht in der
229  Bundesrepublik. In einer Mitteilung heißt es: " Um die
230  steuerrechtlichen und finanztechnischen Möglichkeiten zu nutzen,
231  wird hinter Troost International in Zukunft eine Holding-
232  Gesellschaft stehen, in der Troost, Vanypeco und die Gruppe
233  Empain stehen. " Gedacht ist an eine supranationale Holding mit
234  autonomen Agenturen, beispielsweise in der Bundesrepublik,
235  Italien, Österreich, Spanien, Belgien und den Niederlanden,
236  in absehbarer Zeit auch in weiteren Ländern, damit bei voller
237  Wahrung der nationalen Autonomie alle Vorteile eines
238  supranationalen Unternehmens wahrgenommen werden können. Für die
239  Finanzkraft spricht die Tatsache, daß die Troost International
240  schon jetzt mit einem Stammkapital von 5 Mill. DM ausgestattet
241  ist, mit Abstand das höchste Stammkapital in einer deutschen
242  Werbeagentur. Sol Z. Bloomenkranz teilt uns auf Anfrage mit,
243  daß mit dieser Lösung das langfristige Wachstum von Troost
244  gesichert sei. Spätestens 1975 wolle die Gruppe in ganz Europa,
245  von der Türkei bis Norwegen, tätig sein. Die finanzielle
246  Basis dafür sei jetzt geschaffen. Damit bleibe Troost eine
247  europäische Agentur und habe es vermieden, europäischer
248  Stützpunkt einer amerikanischen Gesellschaft zu werden.
249  Rendite stark gesunken. Mit dieser finanziellen Basis sieht es
250  bei vielen großen Werbeagenturen offenbar nicht zum besten aus.
251  Die Rendite ist in den beiden letzten Jahren stark gesunken und
252  beträgt, wie in der Branche zu hören ist, bestenfalls noch 3
253  %, im Schnitt jedoch eher 1-2 %. Diese Entwicklung
254  ist eine Folge der hohen Lohnintensität des Werbegeschäfts, ist
255  aber auch darauf zurückzuführen, daß die Agenturen lange Jahre
256  zu gut gelebt haben. Außerdem herrscht in der Branche ein
257  äußerst harter Wettbewerb mit der Folge, daß zwar der
258  Provisionssatz von 15 % brutto offiziell eingehalten wird, der
259  Preiswettbewerb sich aber zum Teil über inoffizielle
260  Rückvergütung oder kostenlose Zusatzleistungen abspielt. Zudem
261  haben gute Leute den Drang, sich selbständig zu machen, was man
262  entweder hinnehmen muß oder entsprechende Gehaltserhöhungen
263  gewährt bzw. die leitenden Mitarbeiter beteiligt. Diesen
264  letzten Weg haben Hubert Troost und seine Frau Grete als
265  Gründer der Agentur schon vor Jahren eingeschlagen. Sie sind
266  ohne Erben, die die Nachfolge in der Firma antreten könnten.
267  Sie haben jetzt weitere Geschäftsanteile verkauft und sie werden
268  das in den kommenden Jahren nochmals tun, um sich privaten
269  philanthropen Ambitionen widmen zu können.

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